Äthiopischer Patriarch Mathias I. besucht die russisch-orthodoxe Kirche

Offizielle Visite in Moskau – Die intensive zwischenkirchliche Zusammenarbeit in der Zeit von Metropolit Nikodim soll wiederaufgenommen werden

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Foto: © Mark Neyman (Quelle: Wikimedia, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported: Mark Neyman / Government Press Office (Israel))

Moskau, 16.05.18 (poi)  Der äthiopisch-orthodoxe Patriarch Abuna Mathias I. ist am Dienstag zu einem offiziellen Besuch in Moskau eingetroffen. Der Patriarch wurde mit seiner Delegation vom Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion (Alfejew), am Moskauer Flughafen Wnukowo empfangen. Mathias I. wird mit dem Moskauer Patriarchen Kyrill I., aber auch mit hochrangigen Repräsentanten der russischen Regierung zusammentreffen. Vorgesehen sind Besuche in den wichtigsten Kirchen und Klöstern in Moskau und Umgebung, aber auch in universitären Einrichtungen des Moskauer Patriarchats für theologische Studien.

Bei der Begrüßung in Wnukowo betonten Patriarch Mathias I. und Metropolit Hilarion den Wunsch nach Intensivierung der althergebrachten Beziehungen zwischen den beiden Kirchen, aber auch nach Vertiefung der Freundschaft zwischen dem russischen und dem äthiopischen Volk.

Die Beziehungen zwischen der russisch-orthodoxen Kirche und der äthiopisch-orthodoxen Kirche wurden im 19. Jahrhundert durch den Leiter der Russischen Geistlichen Mission in Jerusalem, Archimandrit Porfirij Uspenskij, etabliert. Der Archimandrit sammelte unermüdlich Material über die Geschichte, die Lehre, die Liturgie und die Traditionen der äthiopischen Kirche. Besonders intensiv waren die Beziehungen zwischen dem kirchlichen Moskau und dem kirchlichen Addis Abeba zwischen 1950 und 1980 auf Grund der Bemühungen des damaligen Leiters des kirchlichen Außenamtes, des Metropoliten Nikodim (Rotow) von St. Petersburg und Nowgorod. Damals studierten viele junge Äthiopier in den theologischen Institutionen des Moskauer Patriarchats. Nach der kommunistischen Machtergreifung in Äthiopien und der Absetzung von Kaiser Haile Selassie konnte die intensive zwischenkirchliche Zusammenarbeit zwischen Moskau und Addis Abeba zunächst nicht aufrechterhalten werden, in den letzten zehn Jahren wurde sie aber wieder aufgenommen, was auch in gegenseitigen Besuchen hochrangiger kirchlicher Delegationen zum Ausdruck kommt.

Die äthiopisch-orthodoxe Kirche gehört zur orientalisch-orthodoxen Kirchenfamilie, die sich nach dem Konzil von Chalcedon (im Jahr 451) von der allgemeinen Kirche getrennt hat. Die Präsenz des Christentums in Äthiopien – das immer außerhalb der Grenzen des Römischen Reiches war – geht auf das 1. Jahrhundert zurück. Erst 1959 erlangte die äthiopische Kirche aber vom koptisch-orthodoxen Patriarchat von Alexandrien die Autokephalie (kirchliche Selbständigkeit). Die Zahl der Gläubigen der äthiopischen Kirche wird auf mehr als 70 Millionen geschätzt (die Kirche ist nicht nur in Äthiopien, sondern auch in der nordamerikanischen Diaspora präsent).