Außerordentlicher Monat der Weltmission wurde auch in Bagdad feierlich eröffnet

Kardinal-Patriarch Mar Louis Raphael Sako: „Die missionarische Berufung wohnt auch den Kirchen der apostolischen Tradition im Nahen Osten inne“

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Foto ©: Mar Louis Raphael I Sako / Facebook

Bagdad, 03.10.19 (poi) Auch in der irakischen Hauptstadt Bagdad wurde der von Papst Franziskus für diesen Oktober proklamierte „außerordentliche Monat der Weltmission“ mit einer liturgischen Feier in der Josephskathedrale in Bagdad eröffnet. Die vom chaldäisch-katholischen Patriarchen, Kardinal Mar Louis Raphael Sako, geleitete Feier am Abend des 1. Oktober war geprägt von Gebeten und Lesungen aus der Heiligen Schrift sowie vom gemeinsamen Rosenkranzgebet. In seiner Predigt unterstrich der Kardinal-Patriarch, dass die missionarische Berufung auch den Kirchen der apostolischen Tradition im Nahen Osten innewohnt. Im Hinblick auf die „Methode“, die auch heute noch gelte, um den Mitmenschen die Freude am Evangelium zu verkünden, erinnerte Mar Louis Raphael Sako an das erste Kapitel des Johannes-Evangeliums, wo es heißt: „Philippus war aus Betsaida, der Stadt des Andreas und Petrus. Philippus traf Natanaël und sagte zu ihm: Wir haben den gefunden, über den Mose im Gesetz und auch die Propheten geschrieben haben: Jesus, den Sohn Josefs, aus Nazaret. Da sagte Natanaël zu ihm: Kann aus Nazaret etwas Gutes kommen? Philippus sagte zu ihm: Komm und sieh!“

 

„Jeder Christ ist Missionar“

Für die Katholiken in Bagdad sei es wegen der Demonstrationen gegen Korruption und Arbeitslosigkeit und wegen der Ausgangssperre nicht leicht gewesen, an der Feier in der Kathedrale teilzunehmen, berichtete Kardinal-Patriarch Sako im Gespräch mit der katholischen Nachrichtenagentur „AsiaNews“. Aber es gehe darum, die Botschaft deutlich zu machen, dass jeder Christ auch ein Apostel ist, der die Aufgabe hat, die „gute Nachricht“ des Evangeliums zu verbreiten. Im Kontext der irakischen Realität sei es besonders wichtig, auch die „Freude des Evangeliums“ zu verkünden und die Auswirkungen der Werte des Evangeliums auf die Gestaltung der Beziehungen zu den „anderen“, vor allem auch zu den Muslimen, erlebbar zu machen.

Die chaldäischen Katholiken seien tagtäglich mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert, angefangen vom islamischen Fundamentalismus. Aber das sei in der ganzen Geschichte seiner Kirche so gewesen, erinnerte Sako: „Unsere Väter haben dem widerstanden, ohne den Glauben oder die Hoffnung zu verlieren. Das müssen auch wir tun“. Eine andere Herausforderung sei die Säkularisierung, die nur auf die Wirtschaft und das Geld schaue und die Gesellschaft der spirituellen Werte entledigen wolle. Auch hier hätten die Christen eine „besondere Mission“: „Sie müssen gerade auch dort, wo sie Minderheit sind, die Nächstenliebe praktisch leben, nicht nur in Worten, sondern auch durch den Alltag im Familien- und  Berufsleben“.

Die Muslime seien oft sehr beeindruckt von dieser Nächstenliebe, dieser Offenheit, von der Tatsache, dass das Evangelium „kein geschlossenes Dogma ist“. Die Kirche müsse bereit sein, hinauszufahren ins Weite, wie es Petrus mit seinem Boot getan habe, „sie soll die Zeichen der Zeit lesen können“. In diesem Zusammenhang hätten die getauften und gefirmten, aber nicht geweihten Christen als „aktive Mitglieder“ der Kirche eine besondere Aufgabe. Deswegen habe die chaldäisch-katholische Synode auch Laien mit vollem Stimmrecht aufgenommen. „Wenn der Papst sagt, dass wir Getaufte Missionare sind, dann spricht er nicht vom Klerus, sondern von jedem Christen, jeder und jede ist berufen, Missionar zu sein“, betonte Mar Louis Raphael Sako.