„Die Kopten sind ein Beispiel für die Christen Europas“

Solidaritätsbesuch der italienischen „Kirche in Not“-Sektion am Nil – „Ein starker Glaube mit apostolischen Wurzeln, der zur Vergebung und zum Martyrium fähig ist“

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Foto: © Hierarchicus2 (Quelle: Wikipedia, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported)

Rom-Kairo, 28.01.18 (poi) „Wir kehren mit dem Bild einer starken und konsolidierten Gemeinschaft zurück, einem Beispiel für die Christen Europas“: So schilderte der Nationaldirektor der italienischen Sektion des Päpstlichen Hilfswerks „Kirche in Not“, Alessandro Monteduro, den Eindruck von den koptischen Christen, den er bei einem Solidaritätsbesuch in Ägypten gewonnen hatte, an dem auch der Bischof von Carpi, Francesco Cavina, teilnahm. Die italienische „Kirche in Not“-Delegation traf mit dem koptisch-orthodoxen Papst-Patriarchen Tawadros II. zusammen, aber auch mit dem koptisch-katholischen Patriarchen Ibrahim Isaac Sidrak sowie katholischen Gemeinden und Ordensgemeinschaften des koptischen und des lateinischen Ritus. Außerdem besuchte die Delegation christliche Gotteshäuser, die seit 2013 Ziel von Attacken islamistischer Fundamentalisten waren. Die italienische „Kirche in Not“-Sektion hat seit 2013 Sicherheitsmaßnahmen für kirchliche Gebäudekomplexe – wie die Umfassungsmauer für das koptisch-katholische Patriarchat im Kairoer Stadtteil Kobry el Koba – finanziert, aber auch die Angehörigen von christlichen Märtyrern und Familien, deren Geschäfte oder Werkstätten von den Terroristen zerstört worden sind, wirtschaftlich unterstützt. In Zukunft will sich die italienische „Kirche in Not“-Sektion für die Verbesserung der Lebensverhältnisse des Klerus in Ägypten und für den Ausbau von kirchlichen Jugend- und Gesundheitszentren einsetzen.

Es sei beeindruckend, wie sich die Christen in Ägypten der Gefahren im Zusammenhang mit dem Gottesdienstbesuch bewusst seien, sich aber deshalb von der Mitfeier nicht abhalten lassen, sagte Monteduro im Gespräch mit der italienischen katholischen Nachrichtenagentur SIR. Ebenso sei der Zusammenhalt der Christen unterschiedlicher Konfession bewegend: „Sie sind eine große Familie, die in den Augenblicken des Leids noch enger zusammenrückt“.

Bischof Cavina sagte, das koptische Christentum sei ein „starker Glaube mit apostolischen Wurzeln, der zur Vergebung und zum Martyrium fähig ist“. Es sei dringend notwendig, dass die westliche Welt zur Kenntnis nehme, wie die Christen Ägyptens leben. Besonders beeindruckt hätten ihn die Worte von Papst-Patriarch Tawadros II., wonach Welt und Kirche des „Blutes der Märtyrer bedürfen, des Schweißes der Arbeitenden und der Tränen der Betenden“. Die Erlebnisse in Ägypten hätten ihm gezeigt, wie die Gläubigen dort zur Vergebung bereit sind, zur Nächstenliebe und zum Zeugnis für das Evangelium bis hin zum Martyrium, sagte der norditalienische Bischof. Auf diesem Hintergrund müsse man sich auch der Frage nach dem eigenen Glauben stellen, „gerade in einem Augenblick, in dem die Kirche von allzu vielen nur als eine menschliche Institution gesehen wird“.