Erzbischof von Zypern unternimmt Vermittlungsmission in der Orthodoxie

Treffen mit den Patriarchen von Alexandrien, Antiochien und Jerusalem in Nicosia – Einigung zwischen Jerusalem und Antiochien über die Katar-Frage

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Foto: © ChrisSavid (Quelle: Wikimedia; Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported)

Nicosia, 19.04.19 (poi) In der zypriotischen Hauptstadt Nicosia sind am Donnerstag auf Einladung von Erzbischof Chrysostomos II. die orthodoxen Patriarchen von Alexandrien (Theodoros II.), von Antiochien (Youhanna X.) und Jerusalem (Theophilos III.) zusammengetroffen. Zentrales Gesprächsthema der Oberhäupter der vier in frühchristliche Zeit zurückreichenden autokephalen Kirchen war die kirchliche Situation in der Ukraine und wie damit umgegangen werden soll. Die vier Kirchen hatten auf die Gründung der neuen, von Konstantinopel mit der Autokephalie ausgestatteten „Orthodoxen Kirche der Ukraine“ zurückhaltend bis ablehnend reagiert. Aus dem Abschlusskommunique geht hervor, dass Erzbischof Chrysostomos II. eine Vermittlungsmission zur Wiederherstellung der orthodoxen Einheit unternimmt. Wörtlich heißt es im Kommunique: „Erzbischof Chrysostomos berichtete über die Vermittlungsmission, die er persönlich unternommen hat. Die drei Patriarchen unterstützen ihn, sodass er diese Mission zu Gunsten der Einheit der orthodoxen Kirche fortsetzen kann“. Die Oberhäupter der vier Kirchen hätten an alle Beteiligten appelliert, die eucharistische Einheit wiederherzustellen, die das Herz der Kirche Jesu Christi sei. Weiter heißt es im Kommunique, die Oberhäupter der vier Kirchen hätten den Schutz der Gläubigen, Kirchen und Klöster vor Attacken und Gewaltakten gefordert, „von welcher Seite auch immer sie kommen und was immer die Begründungen und Motive dafür sein mögen“. Diese Formulierungen bedeuten eine erste hochrangige Reaktion aus der orthodoxen Welt auf die vielfachen Hilferufe der von Metropolit Onufrij geleiteten ukrainisch-orthodoxen Kirche (des Moskauer Patriarchats) im Hinblick auf die Bedrängnis dieser Kirche durch die früheren Schismatiker und deren Verbündete im staatlichen Machtapparat der Ukraine.

In Nicosia gab es laut Kommunique auch ein „Spezialtreffen“ zwischen den Patriarchen von Antiochien und Jerusalem, um den Streit um die kirchliche Zuständigkeit für das Fürstentum Katar mit seiner großen orthodoxen Gemeinde – die vor allem aus palästinensischen Migranten besteht – beizulegen. Das „Spezialtreffen“ habe im Geist von „Ehrlichkeit, Brüderlichkeit und Liebe“ stattgefunden. Es sei die Absicht bekundet worden, die bestehenden Schwierigkeiten „raschest“ zu überwinden, um die ersehnte Wiederherstellung der eucharistischen Gemeinschaft zwischen den beiden benachbarten Patriarchaten zu ermöglichen. Die Katar-Frage hat auch einen hohen gesamtorthodoxen Stellenwert, weil sie letztlich der auslösende Faktor für die Nichtbeteiligung von vier autokephalen Kirchen am  Konzil von Kreta war.

Ebenfalls am Donnerstag hat der Präsident der Republik Zypern, Nicos Anastasiades, dem georgisch-orthodoxen Katholikos-Patriarchen Ilia (Elias) II. in Tiflis einen Besuch abgestattet. Der Präsident betonte dabei die ausgezeichneten Beziehungen zwischen den orthodoxen Kirchen von Zypern und von Georgien. Das im 10. Jahrhundert begründete georgische Kloster der Panagia Chrysogialiotissa unweit von Paphos sei ein wichtiger Bezugspunkt für die georgisch-zypriotische Freundschaft und Zusammenarbeit. Das Kloster besteht nicht mehr, das georgische Patriarchat will es aber wiedererrichten. Anastasiades sagte zu, sich bei Staat und Kirche Zyperns dafür einzusetzen, dass der Neubau des georgischen Klosters von Gialia großzügig unterstützt wird. Der georgische Patriarch dankte dem zypriotischen Präsidenten für das Entgegenkommen und für die Unterstützung der auf Zypern ansässigen georgischen Community.

Bartholomaios I. besucht Griechenland

Am Donnerstag wurde auch eine weitere Etappe der innerorthodoxen Besuchsdiplomatie angekündigt. Der Generalvikar (Protosynkellos) von Athen, Bischof Symeon, überbrachte dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. eine offizielle Einladung des Oberhaupts der Kirche von Griechenland, Erzbischof Hieronymos (Liapis), zum Besuch des Landes. Offizieller Anlass des Griechenland-Besuches von Patriarch Bartholomaios wird die Eröffnung und Segnung des Gerontologischen Zentrums in Dilesi in Anwesenheit des griechischen Staatspräsidenten Prokopis Pavlopoulos sein.

Die Kirche von Griechenland hat bisher eine offizielle Äußerung zu den Entwicklungen in der Ukraine vermieden. Diese Stellungnahme soll erst durch eine Bischofsversammlung im Herbst erfolgen.

Für Frieden im Nahen Osten

Die Oberhäupter der vier orthodoxen Kirchen nahmen bei ihrem Treffen in Nicosia auch zur Situation im Nahen Osten Stellung. Es müssten alle Anstrengungen unternommen werden, um die Stabilität im Nahen Osten zu sichern und die christliche Präsenz in der Region zu konsolidieren, wurde im Abschlusskommunique festgehalten. Die vier Hierarchen appellierten an die Politiker, sich für ein Ende der Ungerechtigkeiten einzusetzen, denen die Bevölkerung als Ergebnis von Kriegen, Besetzung und wirtschaftlichen Schwierigkeiten ausgesetzt sei. Bei dem Treffen in Nicosia wurde in besonderer Weise um den Frieden der Welt und für die Standfestigkeit der schwer geprüften Ortskirchen des Nahen Ostens im Zeugnis für Christus gebetet – „auch in dem gesegneten Land, in dem Christus und seine Apostel gelebt haben“.