Georgien: Streit um armenische Kirchen in Tbilisi

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Foto ©: naridzer (Pixabay)

15. November 2018 (NÖK) Die georgische NGO Human Rights Education and Monitoring Center (EMC) setzt sich für eine rechtliche Klärung der umstrittenen Eigentumsverhältnisse der Tandoyants-Kirche in Tbilisi ein. Die Georgische Orthodoxe Kirche (GOK) und die Armenische Apostolische Kirche (AAK) beanspruchen beide die halbzerfallene Kirche im Zentrum der Hauptstadt. Die Tandoyants-Kirche ist der aktuellste Fall einer ganzen Reihe von Kirchengebäuden, um die sich die beiden Kirchen streiten.

Im November 2017 bemerkten Angehörige der armenischen Gemeinschaft in Tbilisi, dass Restaurationsarbeiten an der Kirche begonnen worden waren. Auf Nachfrage bei der staatlichen Eigentumsbehörde stellte sich heraus, dass die Tandoyants-Kirche im Juli 2017 der GOK übertragen worden war. Die georgische Eparchie der Armenischen Apostolischen Kirche beansprucht die Kirche jedoch seit langem für sich. Das georgische Patriarchat wolle an der Stelle eine neue georgische orthodoxe Kirche bauen, erklärte Eto Gvritischwili, ein Anwalt des EMC, gegenüber Eurasianet. Begründet werde dies mit der Behauptung, an der Stelle habe früher eine kleine georgische Kirche gestanden, die im 17. Jahrhundert zerstört worden sei. Das georgische Patriarchat argumentiere damit, es handle sich um eine georgische historische Stätte, erklärt Gvritischwili weiter. Das Land sei erst im 19. Jahrhundert von den russischen imperialen Behörden an die Armenier abgegeben worden.

Die armenische Kirche betrachtet die Übertragung jedoch als rechtswidrig. Sie vergleicht die aktuelle Situation mit den 1920er Jahren, als die Bolschewiken zahlreiche Kirchen enteigneten. In Tbilisi gibt es mehrere armenische Kirchen, die in einem schlechten Zustand sind und zu denen der AAK der Zugang verwehrt wird. Zugleich weigert sich der georgische Staat, sich um die Restauration der Kirchen zu kümmern. Es scheine ein Interesse zu bestehen, die Spuren der armenischen Bevölkerung in Tbilisi auszulöschen, befürchtet Mariam Gavtadze, Anwältin beim Tolerance and Diversity Institute (TDI), einer georgischen NGO, die der Argumentation der GOK widerspricht. Die Gerichtsverhandlung dürfte sich noch einige Jahre hinziehen, schätzt das EMC.

2011 hatten die beiden Kirchen versucht, den Status der Kirchen im jeweils anderen Land sowie Eigentumsfragen zu klären. Es konnte jedoch keine Einigung erzielt werden. Die GOK hat sich in den letzten Jahren auch gegen den Bau neuer Moscheen in Tbilisi und Batumi gewehrt. Zudem erklärte sie die historische Moschee im Dorf Mokhe ebenfalls zu einer orthodoxen historischen Stätte, die Muslime des Dorfs setzten sich erfolglos für eine Restitution des Gebäudes ein.