Grußwort von Metropolit Augoustinos anlässlich der Jubiläumsfeier der Griechisch-Orthodoxen Kirchengemeinde Wuppertal

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Foto ©: Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

sehr geehrter Herr Generalkonsul,

lieber Vater Eleftherios,

meine Damen und Herren!

Sie kennen alle die Worte John F. Kennedys seinerzeit in Berlin: „Ich bin ein Berliner“. Wundern Sie sich bitte deshalb nicht, wenn ich Sie alle heute mit dem Satz begrüße „Ich bin ein Wuppertaler“…

Ich meine damit, dass ich genau so lang, wie die ersten Griechen, die nach Wuppertal kamen und bei der Lackfabrik Herberts Arbeit aufnahmen, in Deutschland lebe, und seitdem die Geschichte meiner Landsleute aus der Nähe verfolge:

Ja, ich erlaube mir sogar, diese Geschichte als Erfolgsgeschichte zu bezeichnen. Denn hier in Wuppertal geschah wie auch anderen Orts in Deutschland das, was Max Frisch in seinem bekannten Bonmot damals so formuliert hat: „<i>Wir</i> riefen <i>Arbeitskräfte</i>, und es kamen Menschen.“ Als Mensch der Kirche könnte ich auch sagen: „es kamen Christen, es kamen orthodoxe Christinnen und Christen“, welche die ohnehin schon vielfältige konfessionelle Landschaft Wuppertals veränderten und bereicherten.

Ich bin also vor über 50 Jahren nach Deutschland gekommen und habe natürlich alle unsere griechischen Pfarrer hier gekannt, etwa Vater Vasilios Zagkas, Vater Polyefktos Seliachas, Vater Charalampos Stephanopoulos und natürlich Vater Eleftherios Argyropoulos, den ich hier zur Jahrtausendwende eingeführt habe, mit Vater Georgios Serkelidis und Diakon Vater Argyrios Chatoupis.

Sie wundern sich vielleicht, dass wir unsere Geistlichen „Vater“ nennen, aber vielleicht ist diese familiäre Struktur unserer Kirche ja auch ein Teil des Erfolgsrezeptes unserer Kirchengemeinden, die zu einem Faktor der Stabilität nicht nur innerhalb der griechischen Bevölkerung dieser Stadt, sondern auch im gesellschaftlichen Miteinander geworden ist.

Ich bin also deshalb ein Wuppertaler, nicht nur weil ich unzählige Male in der Uellendahler Kirche Gottesdienst mit unserer Gemeinde gefeiert habe, sondern auch weil ich die Migrationsströme unserer hiesigen Migranten, ihren Beitrag zur Ökumene, ihre vielfältige Beteiligung an den Aktivitäten der Stadt (die Griechen sprechen von POLIS) und ihren Beitrag zum POLITISMOS, also zur Kultur und zur Zivilisation dieser schönen „Großstadt im Grünen“ kenne, begleite und ermutige.

Das, was man seit einem Besuch des damaligen Bundespräsidenten Karl Carstens am Sitz der Griechisch-Orthodoxen Metropolie in Bonn als Integration der Zuwanderer beschreibt, ist in allen unseren Kirchengemeinden gelebte Realität – auch in Wuppertal. Die Innenminister der Bundesländer, denen ich bei verschiedenen Anlässen begegne, sagen mir immer wieder, dass die Griechen hierzulande zu jener Migrantengruppe gehören, deren Integration gelungen sei, besonders auch weil sie negativ nicht auffallen.

50 Jahre sind eine lange Geschichte! Was die Griechen betrifft, bedeuten sie Militärdiktatur und Abschaffung der Monarchie, Wiederherstellung der Demokratie und Aufnahme in die Europäische Union, wirtschaftlicher Aufbau und Schuldenkrise und so vieles mehr.

Für unsere Gläubigen hier in Wuppertal bedeuten sie Heimisch-Werden, Ankommen, Nicht-mehr-auf-gepackten Koffern-Sitzen, aus der Kirche in Uellendahl eine „kleine Heimat“ und eine Sehenswürdigkeit machen. Vor allem aber bedeuten diese fünf Jahrzehnte: unermüdlich Brücken bauen zwischen den Menschen, zwischen den Kulturen, zwischen den Kirchen und auch zwischen den Religionen.

Und Brücken bauen kann man natürlich nur, wenn man Partner findet, die mitbauen wollen. So danke ich hier ganz öffentlich und offiziell der Stadt Wuppertal und Ihnen, Herr Oberbürgermeister, für Ihre ausgestreckte Hand und für alle Unterstützung unserer Kirchengemeinde und aller orthodoxen Christinnen und Christen in der Stadt. Und ebenso herzlich danke ich auch für die heutige Veranstaltung, die eine Ehre und Freude für uns darstellt. Und sie ist ein Beweis dafür, dass die Präsenz der Griechisch-Orthodoxen Kirchengemeinde die angesprochene Integration fördert und realisiert. Und das gilt, wie gesagt, für das weitere Umfeld der deutschen Ökumene und sogar des europäischen Zusammenwachsens.

In diesem Sinn kann ich meinen eingangs geäußerten Satz ohne weiteres abwandeln und sagen:“ Ich bin Wuppertaler, ich bin ein orthodoxer Christ und ein griechischer Europäer!“

Vielen Dank!