Holodomor-Gedenken in Paris und Mailand

Der Hungerkatastrophe in der damaligen Sowjetunion fielen 1932/33 mindestens fünf Millionen Menschen zum Opfer

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Foto ©: Alexander Wienerberger (Quelle: Wikimedia, Lizenz: Public domain in Austria pursuant to the provisions of Article 74(6) of Federal Law BGBI No. 111 of 1936 in the Version of 2003-07-01)

Paris-Mailand, 20.11.17 (poi) In der Pariser Kathedrale Notre-Dame wurde am 19. November die Göttliche Liturgie im byzantinischen Ritus zum Gedenken an die Opfer des Holodomor, der Hungerkatastrophe in der damaligen Sowjetunion, in den Jahren 1932/33 gefeiert. Hauptzelebrant war der ukrainische griechisch-katholische Bischof von Saint Vladimir le Grandde Paris, Boris Gudziak. Nach der Liturgie wurde am Arc de Triomphe in Anwesenheit der griechisch-katholischen Priester mit Bischof Gudziak an der Spitze ein Kranz niedergelegt.

Am Christkönig-Sonntag (26. November) wird auch im Mailänder Dom bei einer Göttlichen Liturgie im byzantinischen Ritus der Opfer des „Holodomor“ gedacht. Hauptzelebrant in Mailand ist Erzbischof Cyril Vasil, ein aus der Slowakei stammender Jesuit, der als Sekretär der vatikanischen Ostkirchenkongregation tätig ist. Mehrere ukrainische und italienische Bischöfe werden konzelebrieren.

Die Hungerkatastrophe der Jahre 1932/33 in der Ukraine, in Südrussland und im nördlichen Kasachstan wurde vom stalinistischen Regime ausgelöst, als den „Kulaken“, den wohlhabenderen selbständigen Bauern der Kampf angesagt wurde, um sie zum Eintritt in die Kolchosen und Sowchosen zu zwingen. Nach Schätzungen kamen mindestens fünf Millionen Menschen ums Leben.

Für Österreich ist das „Holodomor“-Gedenken von besonderer Bedeutung, wie die katholische Nachrichtenagentur „Kathpress“ berichtet. Denn es war der damalige Wiener Erzbischof, Kardinal Theodor Innitzer, der eine internationale und interkonfessionelle Hilfsaktion für die Hungeropfer in der Sowjetunion ins Leben rief. Der Wiener Erzbischof stützte sich in seinem Appell auf Augenzeugenberichte, die u.a. der damalige griechisch-katholische Metropolit von Lemberg, Andreas Scheptytzkyj, gesammelt hatte. Lemberg gehörte damals zu Polen, aber der Metropolit hatte gute Verbindungen über die Grenze in die Sowjetukraine.

Am 16. Oktober 1933 versammelten sich Repräsentanten der katholischen, der orthodoxen und der evangelischen Kirche sowie der Israelitischen Kultusgemeinde auf Einladung Kardinal Innitzers im Erzbischöflichen Palais. In seiner Ansprache sagte der Kardinal, es sei die Mission Wiens, „wo Angehörige aller Konfessionen und Nationalitäten zusammenleben, entsprechend seiner uralten Funktion als Mittler zwischen West und Ost aufklärend zu wirken und die Weltöffentlichkeit zu einer Hilfeleistung für die vom Hunger bedrohten Mitmenschen in Russland einträchtig aufzurufen“.

Am 16./17. Dezember 1933 fand dann – wieder auf Einladung Kardinal Innitzers – im Wiener Erzbischöflichen Palais eine internationale Konferenz der Vertreter aller Organisationen statt, die an der Hilfeleistung für die in der Sowjetunion verhungernden Menschen beteiligt waren. In seiner Eröffnungsansprache erklärte der Kardinal, dass es der Zweck der Konferenz sei, das Weltgewissen gegenüber dem Hungersterben in der Sowjetunion aufzurütteln.