Innerorthodoxe Besuchsdiplomatie zur Überwindung der Ukraine-Krise geht weiter

Zypriotischer Erzbischof Chrysostomos II. konferierte mit den Oberhäuptern der Kirchen von Serbien, Bulgarien und Griechenland: „Es braucht eine konziliare Lösung“ – Treffen zwischen Patriarch Bartholomaios I. und Erzbischof Hieronymos von Athen – Patriarch Kyrill I. in Frankreich

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Foto: © Presidential Press and Information Office/Kremlin.ru (Quelle: Wikimedia; Lizenz: Creative Commons Attribution 3.0 Unported)

Athen, 25.05.19 (poi) Die innerorthodoxe Besuchsdiplomatie zur Überwindung der Ukraine-Krise geht weiter. Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. ist am 22. Mai mit dem Oberhaupt der orthodoxen Kirche von Griechenland, Erzbischof Hieronymos (Liapis), zusammengetroffen. Am Sonntag, 26. Mai, weiht der Moskauer Patriarch Kyrill I. in Straßburg die neuerbaute russisch-orthodoxe Allerheiligenkirche. Das Oberhaupt der orthodoxen Kirche von Zypern, Erzbischof Chrysostomos II. (Dimitriou),  hat seine Vermittlungsmission im Gespräch mit den Oberhäuptern der Kirchen von Serbien, Bulgarien und Griechenland fortgesetzt.

Erzbischof Chrysostomos sagte bei seiner Begegnung mit Erzbischof Hieronymos am 21. Mai, es müsse alles getan werden, um ein Schisma in der Orthodoxie zu vermeiden. Wörtlich betonte der zypriotische Erzbischof: „Wenn wir einen Irrtum im Hinblick auf einen Primas machen, bedeutet unser Tod auch das Verschwinden des Irrtums. Aber wenn wir im Hinblick auf die Kirche einen Irrtum machen, dann bleibt er, denn die Kirche ist unsterblich“. Die vielen Probleme von heute müssten mit „Mut, Glaube und Optimismus“ angegangen werden. Deshalb habe er die Versöhnungsmission auf sich genommen, so Erzbischof Chrysostomos. Der Erzbischof von Athen hob in seiner Antwort hervor, dass man nicht für persönliche Interessen kämpfen dürfe, vielmehr gehe es darum, sich für das Interesse der Kirche und vor allem für ihre Einheit einzusetzen.

In  seinem zweistündigen Gespräch mit dem Oberhaupt der Kirche von Griechenland informierte Erzbischof Chrysostomos seinen Athener Amtsbruder detailliert über seine Gespräche mit den Patriarchen in Belgrad (am 17. Mai) und in Sofia (am 20. Mai). „Wir dürfen keine Fehler im Hinblick auf die Kirche machen, denn das wäre eine Sünde“, so Erzbischof Chrysostomos: „Das Prinzip unseres Handelns muss die Beachtung der Interessen der Kirche sein, ohne Ansehen der Person“. Erzbischof Hieronymos stimmte überein und fügte hinzu, das Ukraine-Problem müsse „verantwortungsbewusst, ernsthaft und ohne Heuchelei“ behandelt werden.

In einem Interview mit „Romfea“-Chefredakteur Emilios Polygenis betonte Erzbischof Chrysostomos, dass das Ukraine-Problem nach einer „konziliaren Lösung“ verlange. Es sei falsch, sich in dieser Frage einseitig für die eine oder andere Seite zu entscheiden. Der zypriotische Erzbischof bezeichnete es als „fair“, dass die autokephalen orthodoxen Ortskirchen bisher „weder für Patriarch Bartholomaios I. noch für Patriarch Kyrill I. Stellung genommen haben“. Eine solche Stellungnahme würde „mit mathematischer Präzision“ zur Kirchenspaltung führen.

Erzbischof Chrysostomos deutete an, dass ihn seine nächste Mission zum Moskauer Patriarchen Kyrill I. führen wird. Von Anfang an hatte das Oberhaupt der Kirche von Zypern klar gemacht, dass er alles tun werde, um die Spannungen nach der Schaffung der neuen „Orthodoxen Kirche der Ukraine“ (der vom Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel die Autokephalie verliehen wurde) zu überwinden. In diesem Zusammenhang versammelte Chrysostomos II. am 18. April die orthodoxen Patriarchen von Alexandrien, Antiochien und Jerusalem in Nicosia. Dort erhielt er von den Oberhäuptern der „alten“ Patriarchate „grünes Licht“ für die Weiterführung seiner Vermittlungsmission.

Einen Tag nach dem Besuch des zypriotischen Erzbischofs in Athen traf Erzbischof Hieronymos mit dem Ökumenischen Patriarchen zusammen. Durch diese Begegnung wurde die vorübergehende „Eiszeit“ zwischen Konstantinopel und Athen überwunden, die mit der Ukraine – aber auch mit anderen Problemen – im Zusammenhang stand. Patriarch Bartholomaios I. sagte wörtlich, als er das Erzbischöfliche Palais in Athen verließ: „Es war unser erstes Treffen, nachdem es einige Schwierigkeiten zwischen uns gegeben hat. Das ist menschlich. Wir müssen die Kraft haben, sie um der Kirche willen zu überwinden“. Der Ökumenische Patriarch wurde bei der Begegnung mit dem Athener Erzbischof von den Metropoliten Ioannis (Zizioulas) und Amphilochios (Stergios) begleitet. Erzbischof Hieronymos wird am 11. Juni – dem Namenstag des Ökumenischen Patriarchen – einen Gegenbesuch im Phanar abstatten.

Zum Abschluss seines Athen-Besuchs traf der Ökumenische Patriarch mit dem US-amerikanischen Botschafter in Griechenland, Geoffrey Pyatt, zusammen. Pyatt würdigte die „besondere Rolle“ des Ökumenischen Patriarchen im Nahen Osten, in der Ukraine und in der ganzen orthodoxen Welt. Washington unterstütze den Einsatz des Patriarchen für die Religionsfreiheit und für die „ukrainische Autokephalie“ und begrüße die Ernennung von Metropolit Elpidophoros (Lambriniadis) zum neuen orthodoxen „Erzbischof von Amerika“. Die US-Regierung werde alles tun, um Metropolit Elpidophoros die Aufnahme seiner neuen Tätigkeit zu erleichtern. Besonders erfreulich sei, dass Patriarch Bartholomaios zur Amtseinführung von Metropolit Elpidophoros zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder in die Vereinigten Staaten kommen werde.