Jugendtreffen der chaldäisch-katholischen Kirche in Erbil wurde großer Erfolg

Auch die Weihe der wiederaufgebauten syrisch-katholischen Mar Behnam-Kirche in Baghdida bestärkt die Christen der Ninive-Ebene in ihrem Willen zur Rückkehr in die von den IS-Terroristen verwüsteten Heimatorte

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Bagdad-Erbil, 26.08.19 (poi) Als großer Erfolg hat sich das diesjährige Jugendtreffen der chaldäisch-katholischen Kirche in Erbil, der Hauptstadt der kurdischen autonomen Region des Irak, erwiesen. Hunderte von katholischen Jugendlichen aus dem ganzen Irak nahmen zusammen mit Priestern, Ordensleuten und Lehrern an dem Jugendtreffen teil. Das Programm des Treffens umfasste Momente des Gebets und der eucharistischen Anbetung, Bußfeiern und Momente der Reflexion, die von Jesuiten auf der Grundlage des nachsynodalen Apostolischen Schreibens „Christus vivit“ von Papst Franziskus angeboten wurden. Am 23. August hielt Erzbischof Bashar Warda von Erbil einen vielbeachteten Vortrag zum Thema: „Kann die chaldäische Kirche auf die jungen Menschen zählen?“. Das Jugendtreffen ging am 24. August mit einem feierlichen Gottesdienst in Erbil-Ankawa zu Ende. Ein Ziel des Treffens war es, die Jugendlichen zum Verbleib in der angestammten Heimat zu motivieren.

Im Zeichen der Rückkehr der Christen in ihre Heimatorte stand auch am 15. August die Weihe der restaurierten Kirche Mar Behnam ve Sarah in der Stadt Qaraqosh (Baghdida) in der Ninive-Ebene. Die Kirche und das dazugehörige Kloster sowie des Mausoleum des Märtyrer-Geschwisterpaars Behnam und Sarah waren von den IS-Terroristen total verwüstet worden. Nach der Vertreibung der Terroristen kehrte  Pfarrer P. Georges Jahola im November 2016 nach Baghdida zurück und begann sofort  – u.a. mit Unterstützung der französischen Organisation „Fraternite en Iraq“ – den Wiederaufbau der Mar Behnam-Kirche in Angriffe zu nehmen. Die Arbeiten dauerten zweieinhalb Jahre. P. Jahola sagte im Hinblick auf die Weihe der wiederhergestellten Kirche: „Das ist ein symbolisches Ereignis von größter Bedeutung für uns Christen der Ninive-Ebene. Trotz aller Zerstörungen stellt der Wiederaufbau der Kirche den Beweis dar, dass der christliche Glaube bei uns lebendig ist. Die Kräfte des Bösen wollten nicht nur die Steine, sondern die ganze christliche Gemeinschaft zerstören. Heute können wir sagen, dass ihnen das nicht gelungen ist“. Der 15. August war im Hinblick auf die Weihe der Mar Behnam-Kirche in Baghdida ein außergewöhnlicher Festtag mit Volksfestcharakter. Mit dem Wiederaufbau des Gotteshauses sei auch der Glaube des Volkes gestärkt worden, so P. Jahola: „Wir Christen der Ninive-Ebene bezeugen weiterhin vor unseren Glaubensbrüdern im ganzen Land und vor den Nichtchristen den Glauben an Jesus Christus“.

Für die Christen der Ninive-Ebene sei der Wiederaufbau von Mar Behnam eine Ermutigung, in diesem Land zu bleiben. Von den 50.000 Christen, die vor dem Überfall durch die IS-Terroristen am 7. August 2014 in Baghdida lebten, sind bisher 26.000 zurückgekehrt. Baghdida ist insgesamt zur Hälfte wiederhergestellt, 3.000 Häuser wurden repariert oder neugebaut, „aber wir müssten noch einmal 3.000 Wohnhäuser wiederaufbauen“, so P. Jahola. Momentan ruhe die Arbeit aber, weil das Geld fehle. Leider tue die Zentralregierung in Bagdad zu wenig. Nur christliche Hilfsorganisationen – wie „Kirche in Not“ – oder die ungarische Regierung seien bereit, Hilfe zu leisten.

Die IS-Terroristen hatten im Sommer 2014 auch die drei syrisch-katholischen Mönche vertrieben, die bis dahin im Kloster Mar Behnam gelebt hatten. Seitdem herrschte große Besorgnis über das Schicksal des historischen Erbes im Kloster, das auf das 4. Jahrhundert zurückgeht und mit den Gestalten des Prinzen und Märtyrers Behnam und seiner Schwester Sarah verbunden ist. Es handelt sich um einen der ältesten Wallfahrtsorte der gesamten Christenheit. Einige Monaten nach dem Überfall der IS-Terroristen wurden alle Kreuze entfernt und alte Handschriften verbrannt, die im Kloster aufbewahrt worden waren. Am 19. März 2015 wurden von den islamistischen Kriminellen Teile der Klosteranlage gesprengt, wobei auch das Mausoleum des Heiligen Behnam nicht verschont wurde.

Die auf einem ovalen Hügel angelegte Klosteranlage bestand aus mehreren Bauwerken mit der Klosterkirche und dem oktogonalen Mausoleum des Heiligen Behnam als Hauptgebäuden. Hohe Klostermauern verliehen der Anlage einen festungsartigen Eindruck. Während sich die Klosterkirche innerhalb der Mauern befindet, lag das Mausoleum außerhalb, ungefähr 60 Meter von der Kirche entfernt in einer Senke.

Klostergründung und Bauwerk sind nicht genau zu datieren. Nachgewiesenermaßen stammt der Chor der Kirche aus dem Jahr 1164. Vermutlich geht die Gründung des Klosters aber auf das 4. Jahrhundert zurück, als das Gebiet – nach einem römischen Zwischenspiel – zum Territorium des Sassaniden-Reiches gehörte. Gebäudeinschriften in syrischer, arabischer, aramäischer und uighurischer Sprache verweisen auf die Tätigkeit von Baumeistern und Gönnern. Eine Inschrift in uighurischer Sprache über der Tür des Mausoleums wurde um 1300 datiert, sie nimmt auf die damaligen mongolischen Herrscher über den Iran und seine Nebenländer, die Ilchane, Bezug. Wie es im Orient seit jeher üblich ist, wurde das Kloster Mar Behnam nicht nur von Christen, sondern immer auch von Muslimen (und auch von Jeziden und Alaouiten) besucht. Die Mönche des Klosters nahmen im 18. Jahrhundert Kontakt mit der römisch-katholischen Kirche auf, was zur schrittweisen Konversion der Einwohner von Bakhdida zur mit Rom unierten syrisch-katholischen Kirche führte.