„Kosovo bleibt unveräußerlicher Teil Serbiens“

Serbisch-orthodoxe Bischofskonferenz: „Erhaltung des Kosovo als integraler Bestandteil Serbiens entspricht internationalen Standards, der Verfassung des Landes und der UNO-Resolution Nr. 1244“ – Derzeit werde im Kosovo eine Gesellschaft aufgebaut, die „in jeder Hinsicht im Widerspruch zu den Grundwerten der Demokratie steht“

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Belgrad, 11.05.18 (poi) Die serbisch-orthodoxe Bischofskonferenz hat zum Abschluss ihrer Vollversammlung neuerlich betont, dass der Kosovo und die Metochie unveräußerlicher Bestandteil Serbiens sind. In der Presseerklärung heißt es, dass die serbisch-orthodoxe Kirche den Kosovo „nie verlassen hat und nie verlassen wird“. Unter allen Umständen werde die Kirche an der Seite der 1.500 orthodoxen Gotteshäuser, Klöster und Denkmäler in der Südprovinz – „die einen unveräußerlichen Teil Serbiens bilden“ – und der „treuen Menschen“ des Kosovo bleiben. Die serbischen Bischöfe machen sich die Auffassung von Patriarch Irinej zu eigen, dass kein serbischer Staats- oder Regierungschef der Entfremdung des mit Gewalt weg genommenen Kosovo zustimmen darf. Eine Lösung des Kosovo-Problems könne „ausschließlich mit friedlichen Mitteln“ nur auf der Grundlage der Prinzipien von Recht und Gerechtigkeit gefunden werden. Friede sei eine wesentliche Voraussetzung, damit die Serben im Kosovo frei und ohne Angst leben können, aber auch dafür, dass sowohl für die Kosovo-Albaner als auch für alle anderen Gemeinschaften in der Provinz eine angemessene Lösung gefunden wird. Die Bischöfe verweisen darauf, dass es ohne Zustimmung Serbiens und des UNO-Sicherheitsrats sowie den Konsens aller europäischen Länder („einschließlich jener fünf EU-Mitgliedsstaaten, die die Unabhängigkeit des Kosovo nicht anerkennen“) keine Lösung geben kann.

Die Erhaltung des Kosovo und der Metochie als „integraler Bestandteil Serbiens“ entspreche internationalen Standards, der Verfassung des Landes und der UNO-Resolution Nr. 1244, betonen die serbischen Bischöfe. Die schwierige Situation im Kosovo und in der Metochie sei auf die „systematische Nichteinhaltung“ der Resolution Nr. 1244 zurückzuführen, mit der die Rückkehr der Vertriebenen und die Freiheit für alle, unabhängig von ihrer Herkunft, garantiert werden sollte. Unter der Herrschaft der ehemaligen Führer der UCK sei der Kosovo zu einem „schwarzen Loch“ Europas geworden, ein Präzedenzfall, „der viele Länder bedroht“. Derzeit werde im Kosovo keine Gesellschaft mit gleichen Rechten und Freiheiten für alle Menschen aufgebaut, sondern vielmehr eine Gesellschaft, „die in jeder Hinsicht im Widerspruch zu den Grundwerten der Demokratie steht“. Seit dem Ende des Krieges 1999 – und vor allem seit der „sogenannten Unabhängigkeitserklärung“ 2008 – hätten die kosovo-albanischen Institutionen „klar und offen“ gezeigt, dass sie einen „ethnisch reinen“ albanischen Staat anstreben, in dem es weder Platz für die Serben noch für die anderen Minderheiten gibt. Die Menschenrechte der Serben seien durch die Massenabschiebungen nach dem Krieg und die vielfachen Manöver zur Verhinderung der Rückkehr der Vertriebenen und der Wahrung ihres Eigentums offensichtlich verletzt worden. Jegliche Hoffnung, dass sich die Situation der serbischen Menschen und der orthodoxen Kirche in einem „unabhängigen Kosovo“ bessern könnte, werde dadurch zunichte gemacht, dass die „derzeitigen kosovarischen Behörden ihre eigenen Gesetze nicht respektieren“. Beispiele seien die Verhinderung der Bildung einer Gemeinschaft der serbischen Gemeinden, die Nichteinhaltung der Entscheidung des kosovarischen Verfassungsgerichts zu Gunsten des Klosters Visoki Decani, die Blockade des rechtlichen Status der serbisch-orthodoxen Kirche. Die jüngste Entscheidung der Regierung in Pristina betreffe den Bau einer Autobahn in unmittelbarer Nähe des Klosters Visoki Decani unter Verletzung aller grundlegenden Rechtsnormen. Trotz der klaren Hinweise von Seiten der EU und der OSZE, dass es sich um ein illegales Projekt handle, sei die Regierung in Pristina entschlossen, das Autobahn-Projekt durchzuführen und damit das wichtigste UNESCO-Denkmal in der Metochie zu gefährden.

Die serbischen Bischöfe unterstreichen, dass die religiösen Rechte und Freiheiten im Kosovo untrennbar mit dem Status der heiligen Stätten – Gotteshäuser, Klöster, Friedhöfe, Kulturdenkmäler – verbunden seien. Serbien werde auch in Zukunft den Schutz, die Konservierung und Restaurierung dieser Stätten wahrnehmen, „auch mit ungeteilter Unterstützung der relevanten internationalen Institutionen, vor allem der UNESCO“. Ein erheblicher Teil des geistigen und kulturellen orthodoxen Erbes im Kosovo und in der Metochie sei bereits zerstört, dem verbleibenden Teil dürfe nicht das gleiche Schicksal drohen. Man könne den Schutz der Kirchen und Kulturdenkmälern nicht jenen anvertrauen, die ihre Rebellion im Jahr 1981 mit der Brandschatzung des Patriarchenpalastes (Konak) in Pec begonnen hätten.

Eine Absage erteilen die serbischen Bischöfen allen Erwägungen im Hinblick auf eine Teilung des Kosovo. Eine solche Teilung würde eine Anerkennung der „Unabhängigkeit“ des Kosovo und den endgültigen Verlust eines großen Teils der Provinz bedeuten. Die serbischen Menschen im Kosovo würden damit der Gnade Pristinas überlassen und massivem Druck zum Exodus ausgesetzt, „wie beim Pogrom vom März 2004“.

Ausdrücklich betonen die serbischen orthodoxen Bischöfe, dass es beim Kosovo nicht um „nationale Ideologie oder Mythologie“ gehe, sondern um den Wesenskern der serbischen Kirche und des serbischen Volkes, „ohne den wir im Prozess der Globalisierung und Säkularisierung nicht bestehen können“. Der Wohlstand Serbiens könne nicht auf dem Zerfall dessen gebaut werden, das „den Eckpfeiler seiner  Identität, Geschichte und Staatlichkeit“ bildet. Für die Kirche sei die Kosovo-Frage umso dringlicher, als 2019 die 800-Jahr-Feier der Autokephalie (Selbständigkeit) der serbisch-orthodoxen Kirche bevorsteht.

 

Heiligsprechung dreier Neumärtyrer

Die serbischen Bischöfe beschlossen auch die Heiligsprechung von drei Glaubenszeugen aus dem Kosovo, die während der osmanischen Herrschaft wegen ihrer Treue zum Glauben an Christus den Tod erlitten haben. Die Gestalten der drei Neumärtyrer sind eng mit der Geschichte des Kosovo unter osmanischer Herrschaft verbunden. Der Heilige Gregor war ein junger Mönch in Pec, der Ende des 17. Jahrhunderts getötet wurde, weil er nicht den Islam annehmen wollte. Die kleine Kirche über seinem Grab wurde von den titokommunistischen Behörden abgerissen, bei den Arbeiten wurde sein unverwester Leib entdeckt. Der Heilige Vasilije war Bäcker in Pec im 17. Jahrhundert, islamisierte Albaner entführten seine Tochter, er wollte ihre Zwangskonversion zum Islam verhindern. Daraufhin wurde er von den Entführern getötet, seine Grabkapelle wurde zunächst von den osmanischen Behörden zerstört, nach dem Einmarsch der serbischen Truppen im Zug der Balkankriege vor dem Ersten Weltkrieg wurde sie wiederaufgebaut, aber 1999 von UCK-Kämpfern neuerlich dem Erdboden gleichgemacht. Auch die Heilige Bosiljka aus einem Dorf bei Gnjilane wurde im 18. Jahrhundert von islamisierten Albanern entführt, als sie 17 war. Sie weigerte sich, zum Islam zu konvertieren und einen Albaner zu heiraten, worauf sie in Stücke gehauen wurde.

Der intensiven Beschäftigung mit dem Kosovo-Problem bei der Vollversammlung der serbischen Bischöfe waren Zuspitzungen der Situation im Kosovo vorangegangen. Dabei war es vor allem um das brutale Vorgehen kosovarischer Polizeikräfte am 26. März gegen eine Versammlung mit dem serbischen Kosovo-Beauftragten Marko Djuric in Kosovska Mitrovica gegangen, wobei 34 Personen verletzt wurden. Tags darauf schrieben die drei serbisch-orthodoxen Bischöfe in den USA an den US-amerikanischen Vizeaußenminister John Sullivan und formulierten einen scharfen Protest gegen das Vorgehen der kosovarischen Polizeieinheiten. Die Ereignisse vom 26. März hätten neuerlich gezeigt, dass „die kosovo-albanischen Behörden nicht gewillt sind, der serbischen Bevölkerung, die in ihrer angestammten Heimat lebt, ein Minimum an Bürger- und Menschenrechten – einschließlich des Versammlungsrechts – zu garantieren“. Die Bischöfe verwiesen auch darauf, dass Djuric unter dem Beifall einer johlenden Menge durch die Straßen von Pristina geschleppt worden war. Serbische Politiker, Journalisten und friedliche Zivilisten seien bedroht und beleidigt worden. Die US-amerikanische Regierung müsse den Machthabern in Pristina klarmachen, dass Washington ein solches Vorgehen der kosovarischen Polizeikräfte nicht dulden werde.

Auch Patriarch Irinej betonte damals, dass der Kosovo „ein großes Problem und eine große Wunde“ für das serbische Volk bleibe. Serbien ohne Kosovo sei wie eine „Person, der man das Herz genommen hat“. Zugleich sagte der Patriarch, dass Serbien alles tun werde, um den Kosovo und die Metochie als Teil des Landes zu erhalten. Die Hoffnungen in diesem Zusammenhang richteten sich auf Russland. „Wenn uns manche deshalb als ‚Kleinrussland‘ beschimpfen, macht uns das nichts, im Gegenteil, wir sind froh darüber“, fügte Patriarch Irinej damals hinzu.