Mord an koptischem Bischof Epiphanios ist geklärt

Mönch von St. Makarios gestand die Tat – Er wurde bereits am 5. August von Papst-Patriarch Tawadros II. des Mönchsstandes enthoben

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Foto: ©Faris knight (Quelle: Wikimedia; Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International, 3.0 Unported, 2.5 Generic, 2.0 Generic and 1.0 Generic)

Kairo, 11.08.18 (poi) Der Mord an dem Abt des St. Makarios-Klosters im ägyptischen Wadi Natrun, Bischof Anba Epiphanios, ist geklärt: Wael Saad Tawadros, der noch bis vor wenigen Tagen Mönch von St. Makarios war, wurde von den ägyptischen Justizbehörden als Täter des Mordanschlags vom 29. Juli auf Anba Epiphanios identifiziert. Laut ägyptischen Medienberichten gestand der frühere Mönch das Verbrechen und erklärte, dass er Bischof Epiphanios mit einer Eisenstange erschlagen habe.

Am 5. August wurde Wael Saad Tawadros, der bis dahin unter Namen Jesaja Mönch des Klosters St. Makarios war, aus dem Kloster verwiesen und mit einer vom koptisch-orthodoxen Papst-Patriarchen Tawadros II. unterzeichneten Anweisung des Mönchsstandes enthoben. Der ehemalige Mönch wurde aufgefordert, „für die Rettung seiner Seele Reue zu zeigen“. Zunächst hatte ein Sprecher der koptisch-orthodoxen Kirche jedoch dementiert, dass die Maßnahmen gegen den Mönch mit dem Tod von Bischof Epiphanios in Verbindung standen.

In den frühen Morgenstunden des 29. Juli war die Leiche des Bischofs in dem zur Kirche des Klosters führenden Gang in einer Blutlache gefunden worden. Der 64-jährige Bischof galt als eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der koptischen Kirche. Er war 1984 in das Kloster eingetreten und wurde 2002 zum Priester geweiht. Als Forscher und Wissenschaftler hatte er an der Übersetzung mehrerer Bücher der Bibel vom Griechischen ins Arabische mitgearbeitet. Die Mönche des Klosters St. Makarios hatten ihn am 3. Februar 2013 mehrheitlich zu ihrem Abt gewählt. Er war ein Schüler von Matta al-Maskin (1919-2006), der als Erneuerer des koptischen Mönchtums eine  geistliche Schlüsselfigur in der jüngeren Geschichte der koptisch-orthodoxen Kirche war. Bischof Epiphanios pflegte intensive Beziehungen der geistlichen Gemeinschaft mit Freunden und Klostergemeinschaften der katholischen Kirche, insbesondere auch mit „Pro Oriente“.

Koptisch-orthodoxe Christen auf der ganzen Welt begehen derzeit die in den Ostkirchen übliche „Marien-Fastenzeit“ zur Vorbereitung auf das Fest der Entschlafung der Muttergottes und beten dabei insbesondere für ihren Patriarchen Tawadros II. und für die Klöster des Landes, in der schwierigen Zeit nach dem Mord an Bischof Epiphanios. Die Zeit des Gebets und des Fastens wird am 22. August enden, wenn die koptisch-orthodoxe Kirche das Fest der Entschlafung der Muttergottes (in der Westkirche Mariä Himmelfahrt genannt) feiert.

Die koptische Kirche hatte die Justizbehörden gebeten, Teilergebnisse der Untersuchung des Mordes an Bischof Epiphanios zunächst vertraulich zu behandeln, um Gerüchte zu vermeiden, die Verwirrung schaffen. In den ägyptischen Medien war von der Verhaftung eines „Mitarbeiters“ des Klosters berichtet worden, der auch als Chauffeur für Bischof Epiphanios tätig gewesen sei. In der nordamerikanischen koptischen Diaspora kursierten Gerüchte über Gewaltausübung beim Verhör von Mönchen und vom Eindringen der Ermittler in die heiligsten Bereiche des Klosters. In seiner jüngsten Mittwochaudienz würdigte Papst Tawadros die Realität des koptischen Mönchtums und sagte, er sei zuversichtlich, dass die Mönchsgemeinschaften „bis zum Ende der Welt“ in den ägyptischen Wüsten bleiben und an künftige Generationen die Reichtümer ihrer geistlichen Gaben weiter geben werden. Dies könne nicht durch Schwächen, Irrtümer, Sünden und Verbrechen einzelner Personen in Gefahr gebracht werden. „Über den christlichen Glauben wacht der Herr und er braucht keine anderen Beschützer“, betonte der Papst-Patriarch.

 

Ein schwieriger Mönch

Der 34-jährige Wael Saad Tawadros war 2010 in St. Makarios eingetreten, war aber bald negativ aufgefallen, weil er nicht bereit war, die Klosterregeln einzuhalten. Wie die italienische katholische Nachrichtenagentur SIR unter Berufung auf ägyptische Medien berichtet, sollte er im heurigen Februar eine dreijährige Auszeit antreten, aber Mitbrüder appellierten an den Abt, dem Mönch eine zweite Chance zu gewähren. Der Mönch änderte aber sein Verhalten nicht, so verließ er öfter – gegen das ausdrückliche Verbot von Anba Epiphanios – das Kloster. Im Gespräch mit Kriminalbeamten und Untersuchungsrichtern verwickelte er sich bald in Widersprüche – auch im Hinblick auf die Video-Aufnahmen, die sein Ein und Aus aus dem Klosterbereich dokumentierten. Ebenso zeigten sich bei der Kontrolle seines Handys „schwerwiegende Verstöße“. Am Abend des 4. August versuchte der Mönch, durch Einnahme von Pestiziden Selbstmord zu begehen, er wurde aber ins Krankenhaus von Damanhur gebracht und gerettet. Am 5. August erfolgte dann auf Grund einer Entscheidung des koptischen Synodal-Komitees für das Mönchtum die Entlassung aus dem Mönchsstand wegen „schwerwiegender Verletzungen der monastischen Verhaltensweisen“.

Die ägyptischen Sicherheits- und Justizbehörden, die eine 60-köpfige Beamtengruppe nach St. Makarios entsandt hatten (wegen der herausragenden Bedeutung von Anba Epiphanios wurde der Mordfall als Staatsaffäre behandelt), führten seit dem 29. Juli umfangreiche Befragungen unter den Mönchen durch. Dabei stellte sich heraus, dass es eine sechsköpfige Gruppe von Mönchen gab, die in ständigem Widerspruch zum Abt stand und ihm den Gehorsam verweigerte, unter ihnen auch Wael Saad Tawadros, der den Mönchsnamen Jesaja trug. Schließlich legte der – zu diesem Zeitpunkt schon aus dem Mönchsstand Entlassene –  ein Geständnis ab und führte die Kriminalisten zu einem Verschlag auf dem Klostergelände, wo er die Tatwaffe, eine Eisenstange, versteckt hatte.