Ninive-Ebene: Feiern zu Ehren des Heiligen Behnam

Das aus dem 4. Jahrhundert stammende syrisch-katholische Kloster Mar Behnam wird nach den von den IS-Terroristen angerichteten Verwüstungen schrittweise wiederaufgebaut

0
797
Foto ©: Aram33 (Quelle: Wikimedia, Lizenz: Public domain)

Bagdad, 12.12.17 (poi) Hunderte von irakischen Christen nahmen am Sonntag, 10. Dezember, im Kloster Mar Behnam an den Feiern zum Fest des Heiligen Behnam teil. Das Kloster liegt unweit der Stadt Qaraqosh (Baghdida) in der Ninive-Ebene. Nach den massiven Zerstörungen durch die IS (Daesh)-Terroristen wird es derzeit wieder aufgebaut. Der Wiederaufbau wird insbesondere von der französischen Vereinigung „Fraternity in Iraq“ unterstützt. Die große Teilnahme an dem Festgottesdienst im Freien bezeugte den Willen der mesopotamischen Christen, in ihr alltägliches Leben zurückzukehren und im Laufe des Kirchenjahres die Feste ihrer Heiligen an den historischen Stätten zu feiern.

Die IS-Terroristen vertrieben im Juli 2014 die drei syrisch-katholischen Mönche, die bis dahin im Kloster gelebt hatten. Auch einige Familien, die im Kloster wohnten, wurden vertrieben. Seitdem herrschte großes Besorgnis über das Schicksal des historischen Erbes im Kloster, das auf das 4. Jahrhundert zurückgeht und mit den Gestalten des Prinzen und Märtyrers Behnam und seiner Schwester Sarah verbunden ist. Es handelt sich um einen der ältesten Wallfahrtsorte der gesamten Christenheit. Einige Monaten nach dem Überfall der IS-Terroristen wurden alle Kreuze entfernt und alte Handschriften, die im Kloster aufbewahrt wurden, verbrannt. Am 19. März 2015 wurden von den islamistischen Kriminellen Teile der Klosteranlage gesprengt, wobei auch das Mausoleum des Heiligen Behnam nicht verschont wurde.

Die auf einem ovalen Hügel angelegte Klosteranlage bestand aus mehreren Bauwerken mit der Klosterkirche und dem oktogonalen Mausoleum des Heiligen Behnam als Hauptgebäuden. Hohe Klostermauern verliehen der Anlage einen festungsartigen Eindruck. Während sich die Klosterkirche innerhalb der Mauern befindet, lag das Mausoleum außerhalb, ungefähr 60 Meter von der Kirche entfernt in einer Senke.

Klostergründung und Bauwerk sind nicht genau zu datieren. Nachgewiesenermaßen stammt der Chor der Kirche aus dem Jahr 1164. Vermutlich geht die Gründung des Klosters aber auf das 4. Jahrhundert zurück, als das Gebiet – nach einem römischen Zwischenspiel – zum Territorium des Sassaniden-Reiches gehörte. Gebäudeinschriften in syrischer, arabischer, aramäischer und uighurischer Sprache verweisen auf die Tätigkeit von Baumeistern und Gönnern. Eine Inschrift in uighurischer Sprache über der Tür des Mausoleums wurde um 1300 datiert, sie nimmt auf die damaligen mongolischen Herrscher über den Iran und seine Nebenländer, die Ilchane, Bezug. Wie es im Orient seit jeher üblich ist, wurde das Kloster Mar Behnam nicht nur von Christen, sondern immer auch von Muslimen (und auch von Jeziden und Alaouiten) besucht. Die Mönche des Klosters nahmen im 18. Jahrhundert Kontakt mit der römisch-katholischen Kirche auf, was zur schrittweisen Konversion der Einwohner von Bakhdida zur mit Rom unierten syrisch-katholischen Kirche führte.