Orthodoxer Patriarch von Alexandrien erkennt neue ukrainische Kirche an

Theodoros II. nannte bei den Fürbitten in der Göttlichen Liturgie den Namen des Oberhaupts der „Orthodoxen Kirche der Ukraine“, Metropolit Epifanij (Dumenko)

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Foto:© Участь Президента України у Всеукраїнському Православному Об’єднавчому Соборі Attribution: Адміністрація Президента України (Quelle: Wikimedia; Lizenz: Creative Commons Attribution 4.0 International)

Kairo, 08.11.19 (poi) Der orthodoxe Patriarch von Alexandrien, Theodoros II., hat die neugegründete „Orthodoxe Kirche der Ukraine“ anerkannt. Am Freitag nannte er bei der Feier der Göttlichen Liturgie in der Erzengel-Kirche im Herzen von Kairo in den „großen Fürbitten“ den Namen des Oberhaupts der „Orthodoxen Kirche der Ukraine“, Metropolit Epifanij (Dumenko). Die Oberhäupter der autokephalen orthodoxen Kirchen nennen bei der Liturgie in einer bestimmten Reihenfolge nach den „Diptychen“ (den Ehrenlisten der orthodoxen Kirche) die Namen der Oberhäupter der anderen Kirchen, mit denen sie in voller Gemeinschaft stehen. Die Nennung des Namens von Metropolit Epifanij bedeutet daher die offizielle Anerkennung der neugegründeten ukrainischen Kirche durch das Patriarchat von Alexandrien, das auf den orthodoxen Ehrenlisten an zweiter Stelle unmittelbar hinter Konstantinopel steht. Am Freitag wurde in der orthodoxen Kirche weltweit das Fest der Erzengel Michael, Gabriel und Raphael gefeiert, eines der höchsten Kirchenfeste.

Der Schritt von Patriarch Theodoros kam insofern überraschend, als er sich zuvor mehrfach für eine „konziliare Lösung“ der ukrainischen Kirchenkrise und der Auseinandersetzung zwischen den Patriarchaten von Konstantinopel und Moskau ausgesprochen hatte. Der heutige Patriarch hatte von 1985 bis 1990 in Odessa  von Alexandrien bei der russisch-orthodoxen Kirche residiert, er ist ein guter Kenner der Verhältnisse in der Ukraine. Im September des Vorjahrs, als sich die Auseinandersetzung in der Ukraine zuspitzte, war Patriarch Theodoros nach Odessa gereist und hatte die Gläubigen aufgefordert, in ihrer angestammten Kirche unter Metropolit Onufrij (Berezowskij) zu verbleiben. Damals appellierte Theodoros II. an die Orthodoxen in der Ukraine: „Bleibt in der kanonischen Kirche…In diesen schwierigen Tagen gibt es in der Ukraine eine kanonische Kirche, die von Metropolit Onufrij geleitet wird, einem gesegneten Mann Gottes und einem wahren Mönch“. Zugleich betonte er – offensichtlich im Hinblick auf die Aktivitäten des damaligen ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko -, die Kirche beuge sich nicht vor Politikern, sie lebe nach den Regeln des Kirchenrechts. Noch im Juni dieses Jahres unterstrich der Patriarch die enge Verbundenheit seiner Kirche mit dem Moskauer Patriarchat, es sei unmöglich, diese Verbindung zu brechen.

Zu dem Meinungsumschwung von Theodoros II. könnte nach Ansicht von Beobachtern die Auseinandersetzung um einen Tadelbrief des Leiters des Außenamtes des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion (Alfejew) an den alexandrinischen Metropoliten von Mocambique, Chrysostomos (Karagunis), beigetragen haben. Der russische Metropolit kritisierte den afrikanischen Metropoliten, weil dieser im griechischen Langadas mit einem Bischof der „Orthodoxen Kirche der Ukraine“, Erzbischof Wladimir von Schitomyr, konzelebriert hatte. In dem Brief betonte Metropolit Hilarion u.a., es sei offensichtlich, dass die liturgische Gemeinschaft eines kanonischen Bischofs mit „einer Person, die nicht in der Apostolischen Sukzession steht“, die Überwindung des Schismas nicht erleichtert. Vielmehr führe ein solcher Vorgang zur Verwirrung im Klerus und in der Laienschaft, darüberhinaus könne er den „brüderlichen Beziehungen zwischen unseren Kirchen“ irreparablen Schaden zufügen. Er bete, dass das nicht geschehe und hoffe, dass sich ein Vorgang wie der in Langadas nicht wiederholen werde.

Das Schreiben löste im alexandrinischen Episkopat heftige Kritik aus, vor allem weil sich Metropolit Hilarion nicht über den Patriarchen von Alexandrien, sondern direkt an den Metropoliten von Mocambique gewendet hatte. So bekundete der Metropolit von Zambia, Ioannis (Tsaphtaridis), seine Unzufriedenheit angesichts der Kritik von Metropolit Hilarion an einem Hierarchen „eines anderen Patriarchats“. In einem Brief an Metropolit Hilarion schrieb der Metropolit von Zambia wörtlich: „Ich möchte Sie erinnern, dass Sie völlig unzuständig für eine Intervention in diesem Stil sind“. Metropolit Alexandros (Gianniris) von Nigeria stellte fest, die Vorgangsweise des Leiters des Außenamts des Moskauer Patriarchats stelle eine Beleidigung nicht nur für Theodoros II., sondern auch für alle alexandrinischen Bischöfe dar. Das Patriarchat von Alexandrien sei „niemals ein Protektorat der russischen Kirche“ gewesen und werde es „niemals sein“, so der Metropolit von Nigeria.

Im Hinblick auf die Vorgangsweise von Patriarch Theodoros lag am Freitag zunächst keine Reaktion aus Moskau vor.

 

Theodoros II. nannte bei den Fürbitten in der Göttlichen Liturgie den Namen des Oberhaupts der „Orthodoxen Kirche der Ukraine“, Metropolit Epifanij (Dumenko)

Kairo, 08.11.19 (poi) Der orthodoxe Patriarch von Alexandrien, Theodoros II., hat die neugegründete „Orthodoxe Kirche der Ukraine“ anerkannt. Am Freitag nannte er bei der Feier der Göttlichen Liturgie in der Erzengel-Kirche im Herzen von Kairo in den „großen Fürbitten“ den Namen des Oberhaupts der „Orthodoxen Kirche der Ukraine“, Metropolit Epifanij (Dumenko). Die Oberhäupter der autokephalen orthodoxen Kirchen nennen bei der Liturgie in einer bestimmten Reihenfolge nach den „Diptychen“ (den Ehrenlisten der orthodoxen Kirche) die Namen der Oberhäupter der anderen Kirchen, mit denen sie in voller Gemeinschaft stehen. Die Nennung des Namens von Metropolit Epifanij bedeutet daher die offizielle Anerkennung der neugegründeten ukrainischen Kirche durch das Patriarchat von Alexandrien, das auf den orthodoxen Ehrenlisten an zweiter Stelle unmittelbar hinter Konstantinopel steht. Am Freitag wurde in der orthodoxen Kirche weltweit das Fest der Erzengel Michael, Gabriel und Raphael gefeiert, eines der höchsten Kirchenfeste.

Der Schritt von Patriarch Theodoros kam insofern überraschend, als er sich zuvor mehrfach für eine „konziliare Lösung“ der ukrainischen Kirchenkrise und der Auseinandersetzung zwischen den Patriarchaten von Konstantinopel und Moskau ausgesprochen hatte. Der heutige Patriarch hatte von 1985 bis 1990 in Odessa als Repräsentant des Patriarchats von Alexandrien bei der russisch-orthodoxen Kirche residiert, er ist ein guter Kenner der Verhältnisse in der Ukraine. Im September des Vorjahrs, als sich die Auseinandersetzung in der Ukraine zuspitzte, war Patriarch Theodoros nach Odessa gereist und hatte die Gläubigen aufgefordert, in ihrer angestammten Kirche unter Metropolit Onufrij (Berezowskij) zu verbleiben. Damals appellierte Theodoros II. an die Orthodoxen in der Ukraine: „Bleibt in der kanonischen Kirche…In diesen schwierigen Tagen gibt es in der Ukraine eine kanonische Kirche, die von Metropolit Onufrij geleitet wird, einem gesegneten Mann Gottes und einem wahren Mönch“. Zugleich betonte er – offensichtlich im Hinblick auf die Aktivitäten des damaligen ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko -, die Kirche beuge sich nicht vor Politikern, sie lebe nach den Regeln des Kirchenrechts. Noch im Juni dieses Jahres unterstrich der Patriarch die enge Verbundenheit seiner Kirche mit dem Moskauer Patriarchat, es sei unmöglich, diese Verbindung zu brechen.

Zu dem Meinungsumschwung von Theodoros II. könnte nach Ansicht von Beobachtern die Auseinandersetzung um einen Tadelbrief des Leiters des Außenamtes des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion (Alfejew) an den alexandrinischen Metropoliten von Mocambique, Chrysostomos (Karagunis), beigetragen haben. Der russische Metropolit kritisierte den afrikanischen Metropoliten, weil dieser im griechischen Langadas mit einem Bischof der „Orthodoxen Kirche der Ukraine“, Erzbischof Wladimir von Schitomyr, konzelebriert hatte. In dem Brief betonte Metropolit Hilarion u.a., es sei offensichtlich, dass die liturgische Gemeinschaft eines kanonischen Bischofs mit „einer Person, die nicht in der Apostolischen Sukzession steht“, die Überwindung des Schismas nicht erleichtert. Vielmehr führe ein solcher Vorgang zur Verwirrung im Klerus und in der Laienschaft, darüberhinaus könne er den „brüderlichen Beziehungen zwischen unseren Kirchen“ irreparablen Schaden zufügen. Er bete, dass das nicht geschehe und hoffe, dass sich ein Vorgang wie der in Langadas nicht wiederholen werde.

Das Schreiben löste im alexandrinischen Episkopat heftige Kritik aus, vor allem weil sich Metropolit Hilarion nicht über den Patriarchen von Alexandrien, sondern direkt an den Metropoliten von Mocambique gewendet hatte. So bekundete der Metropolit von Zambia, Ioannis (Tsaphtaridis), seine Unzufriedenheit angesichts der Kritik von Metropolit Hilarion an einem Hierarchen „eines anderen Patriarchats“. In einem Brief an Metropolit Hilarion schrieb der Metropolit von Zambia wörtlich: „Ich möchte Sie erinnern, dass Sie völlig unzuständig für eine Intervention in diesem Stil sind“. Metropolit Alexandros (Gianniris) von Nigeria stellte fest, die Vorgangsweise des Leiters des Außenamts des Moskauer Patriarchats stelle eine Beleidigung nicht nur für Theodoros II., sondern auch für alle alexandrinischen Bischöfe dar. Das Patriarchat von Alexandrien sei „niemals ein Protektorat der russischen Kirche“ gewesen und werde es „niemals sein“, so der Metropolit von Nigeria.

Im Hinblick auf die Vorgangsweise von Patriarch Theodoros lag am Freitag zunächst keine Reaktion aus Moskau vor.

 

Moskau: Name von Theodoros II. wird nicht mehr genannt

Die Anerkennung der neuen „Orthodoxen Kirche der Ukraine“ durch Patriarch Theodoros II. von Alexandrien und ganz Afrika mache es für Patriarch Kyrill von Moskau unmöglich, den Namen des alexandrinischen Patriarchen weiterhin in der Liturgie zu kommemorieren, wurde vom Moskauer Patriachat am Freitagnachmittag mitgeteilt. Die Nachrichtenagentur „Interfax“ zitierte den stellvertretenden Leiter des Außenamts der russisch-orthodoxen Kirche, Erzpriester Nikolaj Balaschow: „Die russisch-orthodoxe Kirche ist durch die Berichte über die Entscheidung von Patriarch Theodoros, Epifanij (Dumenko) als Oberhaupt der ‚Orthodoxen Kirche der Ukraine‘ anzuerkennen und seinen Namen in den Ehrenlisten der Kirche von Alexandrien zu nennen, zutiefst betrübt. Das bedeutet, dass der Name des Patriarchen von Alexandrien bei den Patriarchalgottesdiensten der russisch-orthodoxen Kirche nicht länger genannt werden kann“.