Papst Franziskus ruft zur Versöhnung im Irak auf

Begegnung mit den chaldäisch-katholischen Bischöfen, die in Rom zu ihrer Synode versammelt sind – Appell an die katholische Kirche des lateinischen Ritus, die chaldäische Seelsorge in der Diaspora zu erleichtern

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Foto ©: Mar Louis Raphael I Sako / Facebook

Vatikanstadt, 05.10.17 (poi) Papst Franziskus hat bei einer Begegnung mit den chaldäisch-katholischen Bischöfen, die unter dem Vorsitz des Patriarchen Mar Louis Raphael Sako bis Sonntag in Rom zu ihrer Synode versammelt sind, zur Versöhnung im Irak aufgerufen. Das sei „nötiger denn je“, sagte der Papst, ohne das kurdische Unabhängigkeits-Referendum zu erwähnen. Er sprach aber mahnend von „neuer Unsicherheit über die Zukunft“. Als vordringliche Sorgen der chaldäischen Kirche bezeichnete Papst Franziskus die erzwungene Auswanderung von Christen, den Wiederaufbau der Dörfer und Kleinstädte in der Ninive-Ebene, die Rückkehr von Flüchtlingen und Vertriebenen, die Liturgiereform und die Berufungspastoral. „Hart geprüft“ seien die Christen im Irak, betonte der Papst: „Aber die neuesten Nachrichten, die von einem Wiederaufblühen des Lebens und der Aktivitäten in Regionen und Städten sprechen, die bisher gewaltsamer Unterdrückung ausgesetzt waren, macht mir auch Hoffnung. Möge die göttliche Barmherzigkeit die Wunden des Krieges heilen, die eure Gemeinschaften ins Herz getroffen haben, damit sie sich endlich wieder aufrichten können!“

Ein „tragisches Kapitel“ für einige Regionen des Irak sei zu Ende gegangen, betonte der Papst, ohne die IS-Terroristen, die Mossul und die Ninive-Ebene vorübergehend besetzt hatten, beim Namen zu nennen. Gleichzeitig bleibe aber noch viel zu tun. Daher sollten sich die chaldäischen Bischöfe unermüdlich für die Einheit einsetzen, vor allem auch mit den Hirten der anderen christlichen Kirchen. Zugleich sollten sie aber auch den Dialog und die Zusammenarbeit mit der Politik fördern und so die Rückkehr der Vertriebenen erleichtern. Der Irak brauche einen Prozess der nationalen Versöhnung und der gemeinsamen Anstrengung aller Komponenten der Gesellschaft, um zu gemeinsamen Lösungen für das Wohl des ganzen Landes zu kommen.“

Die Christen im Irak bat der Papst, sich von den Schwierigkeiten nicht entmutigen zu lassen. Dass vor allem in der Ninive-Ebene viele christliche Dörfer wieder aufgebaut werden, sei doch ein guter Anfang. Seit der Antike gelte Mesopotamien, wo nach der Tradition der Apostel Thomas als erster das Evangelium verkündet habe, als Ort der Zivilisation, der Begegnung und des Dialogs. Darum sei es sehr wichtig, dass die Christen untereinander einig sind und für respektvolle Beziehungen und interreligiösen Dialog unter allen Komponenten des Landes sorgen.

Eindringlich appellierte der Papst sowohl an die chaldäischen Bischöfe als auch an „die Hirten der lateinischen Kirche“, das Thema der weltweiten Diaspora neu anzugehen. Dabei sollte die konkrete Situation der chaldäischen Gemeinden sowohl im Hinblick auf ihre numerische Stärke als auch auf die Religionsfreiheit in Betracht gezogen werden. Es müsse alles getan werden, um im Sinn des Zweiten Vatikanischen Konzils die Seelsorge einer orientalischen Kirche wie der chaldäischen in der Diaspora zu erleichtern und zugleich das geschwisterliche Verhältnis mit den Gemeinden des lateinischen Ritus zu vertiefen. Die Einheit der Katholiken der verschiedenen Riten sei die Voraussetzung für den ökumenischen wie für den interreligiösen Dialog.

Von einer möglichen Reise in den Irak sprach Franziskus, anders als bei früheren Gelegenheiten, diesmal nicht.