Patriarch Kyrill besucht orthodoxe Kirche Albaniens

„Blut der Märtyrer ist der Same der Christenheit“ – Moskauer Patriarch und albanischer Primas betonen, dass entgegen den Erwartungen der kommunistischen Verfolger der christliche Glaube sowohl in Russland als auch in Albanien wiedererwacht ist – Begegnungen von Patriarch Kyrill auch mit Staatspräsident Meta und Ministerpräsident Rama

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Foto: © Daniel Flickr (Quelle: Wikimedia, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic)

Tirana, 29.04.18 (poi) Die orthodoxe Kirche Albaniens habe im 20. Jahrhundert ebenso wie die orthodoxe Kirche Russlands durch die Erfahrung der kommunistischen Kirchenverfolgung am Leiden Christi teilgenommen, sagte der Moskauer Patriarch Kyrill am Samstagabend bei einem Dankgottesdienst in der orthodoxen Auferstehungskathedrale der albanischen Hauptstadt Tirana. Im Gegensatz zu den Erwartungen der Verfolger sei in Russland wie in Albanien der christliche Glaube wiedererwacht, denn „das Blut der Märtyrer ist der Same der Christenheit“. Auch das Oberhaupt der autokephalen orthodoxen Kirche von Albanien, Erzbischof Anastasios (Yannulatos), erinnerte an die Zeit der Verfolgung, insbesondere ab 1967, als Albanien zum „ersten atheistischen Staat der Welt“ erklärt wurde. Schon als junger Priester habe er den Heroismus der Orthodoxen Russlands angesichts der unbarmherzigen atheistischen Verfolgung bewundert, betonte Erzbischof Anastasios. An den Moskauer Patriarchen gewandt sagte er wörtlich: „Geliebter Bruder, in Ihrer Kindheit und Jugend mussten Sie durch Prüfungen aller Art gehen, die der antireligiöse Sturm mit sich brachte. Sie haben diesen Sturm dank des lebendigen Glaubens und der Standhaftigkeit überwunden, die in der spirituellen DNA Ihrer frommen Familie grundgelegt sind“.

Bei seinem ersten Besuch in Albanien möchte Patriarch Kyrill – der auch vom Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion (Alfejew), begleitet wird – „eine neue Seite in den Beziehungen zwischen albanisch-orthodoxer und russisch-orthodoxer Kirche aufschlagen“. Sowohl an dem Dankgottesdienst am Samstagabend als auch an der Göttlichen Liturgie am Sonntagmorgen nahmen tausende Gläubige teil. Die eindrucksvolle Auferstehungskathedrale im Herzen von Tirana wurde 2012 erbaut, die alte orthodoxe Kathedrale war 1967 von den Enver Hoxha-Kommunisten niedergerissen worden. In den letzten mehr als 25 Jahren hat die albanisch-orthodoxe Kirche 160 schwer in Mitleidenschaft gezogene Gotteshäuser restauriert und 160 neu gebaut. Es gibt wieder sechs Klöster, eine theologische Akademie in Durras, die „Logos“-Universität in Tirana, Kliniken und Diagnosezentren usw. Erzbischof Anastasios war als bedeutender orthodoxer Missionswissenschaftler und praktischer Missionar in Ostafrika tätig, bevor er vor 25 Jahren begann, im Auftrag des Patriarchen von Konstantinopel die orthodoxe Kirche Albaniens wiederaufzubauen.

Erzbischof Anastasios legte seinem Gast aus Moskau dar, dass die orthodoxe Kirche in den letzten 25 Jahren einen wesentlichen Beitrag zum Aufbau und zum sozialen Fortschritt Albaniens geleistet hat. Die Kirche habe nicht nur die Seelsorge wieder aufgebaut, sondern auch fortschrittliche Projekte im Bereich von Gesundheitsvorsorge, Erziehung, Kultur, Ökologie in Gang gebracht. Schon durch ihre bloße Anwesenheit wirke die Kirche in bedeutsamer Weise an der Reform und der spirituell-sozialen Entwicklung des Landes mit. Bei dem Gespräch zwischen Erzbischof Anastasios und Patriarch Kyrill am Sitz des albanischen Primas wurden Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen den orthodoxen Kirchen Russlands und Albaniens im Bildungs- und theologischen Bereich, aber auch die aktuelle Situation der Orthodoxie in der Welt von heute sowie der Stand der interorthodoxen Beziehungen besprochen.

Für Sonntagabend war ein Konzert zu Ehren des Moskauer Patriarchen im Kulturzentrum der Auferstehungskathedrale vorgesehen. Anschließend gibt der albanische Präsident Ilir Meta für den Moskauer Patriarchen ein Festessen. Am Montagvormittag wird Patriarch Kyrill sowohl mit Präsident Meta als auch mit Ministerpräsident Edi Rama Gespräche führen. Anschließend wird der Patriarch das Blasius-Kloster und die theologische Akademie in Durras besuchen, bevor er nach Moskau zurückkehrt.