Patriarch Kyrill: “Mauthausen darf nicht vergessen werden”

Begegnung von Wolfgang Bandion von der Österreichischen Lagergemeinschaft Mauthausen mit dem Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche im Facettenpalast des Moskauer Kreml

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Foto: © Dnalor 01 (Quelle: Wikimedia Commons, Lizenz: CC-BY-SA 3.0, Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Austria)

Moskau, 11.04.18 (poi) Es sei ein Fehler der heutigen Menschheit, sich nur auf die Zukunft zu konzentrieren und die Vergangenheit zu vergessen. Dies sagte der Moskauer Patriarch Kyrill I. bei einer Begegnung mit Prof. Wolfgang J. Bandion von der Österreichischen Lagergemeinschaft Mauthausen im Facettenpalast des Moskauer Kremls, wie der Pressedienst des Außenamts des Moskauer Patriarchats berichtet. Die Begegnung fand unmittelbar nach der in der Kreml-Kathedrale der Entschlafung der Gottesmutter abgehaltenen Göttlichen Liturgie statt. Patriarch Kyrill unterstrich, dass sowohl die römisch-katholische Kirche als auch die orthodoxe Kirche die Tradition bewahren, „nicht im musealen Sinn, sondern mit der Fähigkeit, das Erbe der Vergangenheit für Gegenwart und Zukunft zu aktualisieren“. Es sei sehr zu begrüßen, dass es in Österreich Personen und Institutionen gebe, die das Gedenken der Opfer der NS-Konzentrationslager hochhalten. Auch in Russland gebe es viele Menschen, die der Opfer gedenken. Fast jede Familie der einstigen Sowjetunion habe im Zweiten Weltkrieg, dem „Großen Vaterländischen Krieg“, und durch das NS-System zumindest ein Mitglied verloren.

Prof. Bandion sagte bei der Begegnung mit dem Patriarchen – bei der auch der österreichische Geschäftsfträger in Moskau, Stefan Weidinger, und Aleksej Konopatschenkow, der Vorsitzende der Russischen Gemeinschaft der Mauthausen-Überlebenden, anwesend waren -, gerade in den österlichen Tagen dürfe man nicht auf die Leiden so vieler Menschen vergessen, die im Zweiten Weltkrieg getötet wurden. In Mauthausen und anderen NS-Konzentrationslagern seien viele russische Offiziere und Soldaten zu Tode gekommen. Unzählige der Opfer seien getaufte Christen gewesen, betonte Bandion und dankte dem Patriarchen für dessen Einsatz zu Gunsten des Gedenkens der Opfer des Zweiten Weltkriegs. Das Gedenken an die Vergangenheit habe große Bedeutung, so Bandion. Denn es führe auch dazu, Verantwortung zu übernehmen, den Opfern ihre Individualität wiederzugeben und fähig zu werden, gut und böse zu unterscheiden.

Der Repräsentant der Österreichischen Lagergemeinschaft Mauthausen überbrachte dem Patriarchen die herzlichen Grüße von Kardinal Christoph Schönborn, die der Patriarch ebenso herzlich erwiderte.