Slowakei: Griechisch-katholische Eparchie Presov besteht seit 200 Jahren

Große Feiern mit dem Präfekten der vatikanischen Ostkirchenkongregation, Kardinal Sandri, im Marienwallfahrtsort Lutina und am Metropolitansitz Presov

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Foto: © Szeder László (Quelle: Wikimedia; Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported)

Pressburg, 24.09.18 (poi) Die Verpflichtung zum Gedenken habe für den gläubigen Christen nichts mit der „Nostalgie nach der Vergangenheit“ zu tun, sondern sei Ausdruck der Dankbarkeit für das Werk der göttlichen Gnade: Dies betonte der Präfekt der vatikanischen Ostkirchenkongregation, Kardinal Leonardo Sandri, bei der Göttlichen Liturgie zur 200-Jahr-Feier der slowakischen griechisch-katholischen Eparchie Presov, die vor zehn Jahren zur Metropolie für die unierte Kirche der ganzen Slowakei erhoben worden ist. An dem Festgottesdienst am Samstag in der Marienbasilika des griechisch-katholischen Wallfahrtsortes Lutina nahmen mit Erzbischof Jan Babjak und dem Apostolischen Nuntius in der Slowakei, Erzbischof Giacomo Guido Ottonello, zahlreiche unierte Bischöfe auch aus Rumänien, der Ukraine, aus Großbritannien, den USA und Kanada teil. Mit den Bischöfen waren 300 Priester und Diakone, viele Ordensleute , Vertreter der Behörden, und ungezählte weitere Gläubige versammelt, die sich auch vom strömenden Regen nicht abhalten ließen, an Prozessionen und anderen liturgischen Akten im Freien teilzunehmen. Am Sonntag fand in der unierten Kathedrale von Presov ein weiterer Festgottesdienst statt, im Anschluss besuchte Kardinal Sandri das Seminar der Erzeparchie Presov, wo sich zahlreiche Studenten auf das Priestertum vorbereiten.

Kardinal Sandri würdigte den Dienst der Metropolie Presov an der Einheit der griechisch-katholischen Kirche in der Slowakei und am geschwisterlichen Verhältnis zur katholischen Kirche des lateinischen Ritus. Ebenso hob der Präfekt der Ostkirchenkongregation den Einsatz der Metropolie für die Seelsorge an den slowakischen griechisch-katholischen Gläubigen in Kanada (wo es eine eigene Eparchy of Saints Cyril and Methodius in Toronto gibt), Großbritannien und Deutschland und die Bereitschaft zum ökumenischen Dialog hervor.

Die heutige Erzeparchie Presov war bis zum 22. September 1818 Teil der 1771 errichteten unierten Eparchie Mukatschewo in Transkarpathien. Bis 1996 gehörten zur Eparchie Presov auch die griechisch-katholischen Seelsorgeeinheiten in der Republik Tschechien. Diese werden seit 1996 in dem neu gegründeten Apostolischen Exarchat von Tschechien pastoral betreut. 2008 erhob Papst Benedikt XVI. die Eparchie Presov zur Erzeparchie und unterstellte ihr die Eparchien Bratislava (Pressburg) und Kosice.

Die Geschichte der griechisch-katholischen Eparchie Presov reicht ins 18. Jahrhundert zurück (die Ausbreitung des Christentums byzantinischer Prägung im Karpatenraum geht aber bis in die Zeit vor der ersten Jahrtausendwende zurück).1787 wurde in Kosice ein Vikariat des byzantinisch-slawischen Ritus errichtet, das 1792 nach Presov verlegt wurde. Auf Betreiben von Kaiser Franz I. wurde das Vikariat 1816 zu einer eigenständigen Eparchie erhoben. Dies wurde am 22. September 1818 vom Heiligen Stuhl offiziell bestätigt. In den 1920er Jahren hatten sich der Vatikan und die Regierung der Tschechoslowakei über die Errichtung einer Metropolie für die griechisch-katholischen Gläubigen verständigt. Das Vorhaben kam aber vor dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr zur Ausführung.

Mit der kommunistischen Machtübernahme 1948 wurde die Situation der Kirchen in der Tschechoslowakei immer schwieriger. Im April 1950 wurde bei einer unkanonischen Synode in Presov die Union mit Rom aufgekündigt und die bisherige griechisch-katholische Kirche der Jurisdiktion des Moskauer Patriarchats unterstellt. Die Bischöfe Pavol Gojdic und Vasil Hopko wurden gemeinsam mit vielen anderen Geistlichen inhaftiert. Die übrigen konvertierten in der Folgezeit zur Orthodoxie oder wurden nach Tschechien verbannt. Der Prager Frühling 1968 brachte den früheren griechisch-katholischen Gemeinden eine gewisse Erleichterung. Sie durften frei wählen, ob sie im Verbund mit Moskau verbleiben, oder aber unter die Obhut Roms zurückkehren wollten, was 205 von 292 Pfarrgemeinden taten. Die griechisch-katholische Kirche war nun zwar erlaubt, aber die kommunistische Kirchenpolitik machte einen organisierten Wiederaufbau praktisch unmöglich. So wurde das 1950 beschlagnahmte Eigentum nicht vollständig zurückgegeben und auch die Errichtung eines griechisch-katholischen Priesterseminars blieb bis zur „Wende“ von 1989 verboten.