Sohn eines deutschen Offiziers gab russischen Nonnen 1941 nach Deutschland verbrachte Ikone zurück

Die wundertätige Ikone der Gottesmutter von Tichwin ist wieder im Spaso-Borodino-Kloster – Graf Georg Castell hatte sie bei der Schlacht von Borodino 1941 entdeckt

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Foto: © RPC (Quelle: Wikimedia; Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported)

Moskau-München, 14.08.18 (poi) Ein versöhnliches spirituelles Fest fand dieser Tage im russischen Borodino statt, einem kleinen Ort westlich von Moskau, an dem zwei Mal entscheidende Schlachten zwischen Angreifern aus dem Westen und russischen Verteidigern stattfanden – 1812, als Napoleon mit seiner „Grande Armee“ in Russland eingefallen war, und 1941, als die Deutschen auf ihrem Vernichtungsfeldzug gegen die Sowjetunion auf Moskau vorstoßen wollten.  Im Spaso-Borodino-Kloster, das 1817 von der Witwe eines in Borodino gefallenen russischen Generals gestiftet worden war, übergab Graf Wolfgang Castell die wundertätige Ikone der Gottesmutter von Tichwin an die Nonnen. Sein Vater, Graf Georg Castell, hatte als deutscher Wehrmachtsoffizier die Ikone 1941 an sich genommen und sie dann jahrzehntelang in seinem Schloss in Franken in Ehren gehalten. Nach dem Tod seiner Eltern entschloss sich Graf Wolfgang Castell, die Ikone in das Spaso-Borodino-Kloster zurückzubringen.

Das Kloster war in den 1920er-Jahren von den kommunistischen Behörden geschlossen worden. Wie es den Nonnen gelang, die Ikone mit ihrer kostbaren Verkleidung dem bolschewistischen Zugriff zu entziehen, ist noch nicht zur Gänze geklärt. Das Kloster mit seiner dem Heiligen Wladimir geweihten Hauptkirche wurde erst 1992 wieder an die orthodoxe Kirche zurückgegeben, noch im selben Jahr begann wieder das Klosterleben.

Die Feier der Rückkehr der Ikone wurde von Bischof Roman (Gawrilow) von Serpuchow geleitet, der in der Eparchie Moskau als Bischofsvikar für die klösterlichen Gemeinschaften zuständig ist. Zahlreiche Priester, Mönche, Nonnen und viele andere Gläubige aus der Umgebung hatten sich versammelt. Große Bewegung ging durch die versammelte Menge, als Graf Castell die kostbare Ikone der Äbtissin und den Schwestern übergab. Anschließend wurde die Ikone in die Wladimirkirche übertragen. Bischof Roman feierte am nächsten Tag in der Kirche die Göttliche Liturgie; am Schluss der Liturgie dankte er dem Grafen und dessen Frau in herzlichen Worten und überreichte dem Paar als Geschenk der Nonnen eine Kopie der Ikone der Gottesmutter von Tichwin. Graf Castell erläuterte dann die Bedeutung der Ikone für seine Familie und schilderte die Begebenheiten um das Gnadenbild in seinem Schloss. Ein befreundeter Benediktinerpater aus einem nahegelegenen Stift sei ihm behilflich gewesen, den Kontakt mit den Schwestern des Spaso-Borodino-Klosters aufzunehmen, „damit die Ikone dorthin zurückkehrt, wo ihr Platz ist“.