Syrien: Grab des Heiligen Maron wurde nicht zerstört

Erzbischof von Aleppo stellte fest, dass Nachrichten über türkische Luftangriffe auf die christlichen Stätten in Brad auf falschen Informationen beruhen

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Foto: © Hani Simo (Quelle: Wikimedia, Lizenz: Creative Commons Attribution 2.0 Generic)

Damaskus, 25.03.18 (poi) Die Nachrichten über die Zerstörung des syrischen Mausoleums des Heiligen Maron – auf den die maronitische Kirche zurückgeht – haben sich als „fake news“ herausgestellt, wie sie von allen Kombattanten des Syrien-Kriegs immer wieder angewandt werden. Der maronitische Erzbischof von Aleppo, Joseph Tobji, teilte in einem Kommunique mit, dass das Grab des Heiligen Maron, die St. Julianos-Kirche und die anderen auf römische und byzantinische Zeit zurückgehenden Ruinen von Kirchen und Klöstern in dem Dorf Brad 15 Kilometer südlich der Stadt Afrin nicht zerstört worden sind. Die Nachrichten über die Zerstörung des Maron-Grabes und der anderen christlichen Stätten durch türkische Luftangriffe hätten auf falschen Informationen beruht, so Erzbischof Tobji. Die syrische Armee habe eine Patrouille nach Brad geschickt, die feststellen konnte, dass lediglich einige Häuser beschädigt wurden.

Die syrische Generaldirektion für Altertümer hatte am Donnerstag amtlich mitgeteilt, in Brad seien am Mittwochabend wichtige christliche archäologische Stätten – die 2011 in die UNESCO-Welterbe-Liste aufgenommen wurden – durch türkische Luftangriffe zerstört worden. Der Leiter der Generaldirektion, Mahmoud Hamoud, sagte, von dem türkischen Beschuss sei auch die Ende des 4. Jahrhunderts erbaute St. Julianos-Kirche – eines der ältesten christlichen Gotteshäuser der Welt – betroffen gewesen.

Die bisher von den kurdischen YPG-Milizen gehaltene Stadt Afrin war am 18. März von der türkischen Armee und Luftwaffe im Verein mit Einheiten der sogenannten „Freien Syrischen Armee“ in Besitz genommen worden. Die in Afrin operierenden Anti-Assad-Einheiten bestehen vor allem aus islamistischen Milizionären. Ein Kommandant der „Freien Syrischen Armee“, Ahmad Kanjo, wies die Mitteilung der syrischen Generaldirektion für Altertümer über die Zerstörungen in Brad zurück und erklärte, es handle sich um eine der „Lügen des Assad-Regimes“, es habe keine türkischen Luftangriffe auf Brad gegeben.

Die Nachricht über die Zerstörung des Grabes des Heiligen Maron hatte im nahöstlichen Raum großes Aufsehen erregt, weil die maronitische Kirche einer der wesentlichen, auch politisch wirksamen Faktoren des Libanon ist. Die Grabstätte in Brad hat für die Maroniten außerordentliche Bedeutung. Zum Abschluss des Maron-Jubiläumsjahres sollte am 13. März 2011 in Brad – in Anwesenheit des syrischen Staatschefs Bachar al-Assad – der Grundstein für eine neue St. Maron-Gedächtniskirche gelegt werden. Das Grundstück im Ausmaß von 25.000 Quadratmetern für die neue Kirche hatte der syrische Staat zur Verfügung gestellt. Im März 2011 brach aber der Syrien-Krieg aus, daher konnte das Kirchenbauprojekt in Brad nicht verwirklicht werden.

Während des Maron-Jubiläumsjahres waren zehntausende Maroniten sowohl aus dem Libanon als auch aus der weltumspannenden maronitischen Diaspora nach Brad gepilgert. Am festlichen Abschlussgottesdienst des Jubiläumsjahres im Februar 2011 nahm eine große politische Delegation aus dem Libanon unter Führung von General Michel Aoun – dem heutigen libanesischen Staatspräsidenten – teil. Aoun hielt bei dieser Gelegenheit eine vielbeachtete Rede. Er unterstrich einerseits, dass die Maroniten mit den großen Pilgerfahrten zur Grabstätte in Brad zu ihren Wurzelorten zurückkehren, aus denen sie später in die Berge des Libanon vertrieben wurden. Andererseits betonte er das „gemeinsame religiöse Erbe“ von Christentum und Islam, das in der Liebe zu Gott und zum Nächsten bestehe. Er sehe das Entstehen einer neuen Kultur, „die all das überwinden wird, was über den ‚Kampf der Kulturen‘ (clash of civilizations) gesagt und geschrieben worden ist“, meinte Aoun damals in Brad.