System der „humanitären Korridore“ für Migranten und Flüchtlinge bewährt sich

Erste Gruppe von 162 in libyschen Lagern „gestrandeten“ Menschen wurde auf Grund eines Abkommens zwischen der italienischen Regierung und der Italienischen Bischofskonferenz per Flugzeug nach Rom gebracht – Gemeinschaft Sant’Egidio hatte vor zwei Jahren gemeinsam mit der waldensischen Kirche das System der „humanitären Korridore“ gestartet

0
686
Foto ©: Joachim Seidler, photog_at (Quelle: Wikimedia, Lizenz: Creative Commons Attribution 2.0 Generic)

Rom, 23.12.17 (poi) Zum ersten Mal wurde eine Gruppe von 162 in libyschen Lagern „gestrandeten“ Migranten auf Grund des Systems der „humanitären Korridore“ per Flugzeug nach Italien gebracht. Ermöglicht wurde diese Maßnahme durch ein Abkommen zwischen der italienischen Regierung und der Italienischen Bischofskonferenz (CEI). Ausgesucht wurden die Migranten – unter ihnen viele Kinder und alte Menschen – vom UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR). Die aus Libyen ausgeflogenen Menschen wurden zunächst im Erstaufnahmezentrum Pratica di Mare bei Rom untergebracht, von dort werden sie auf 16 italienische Diözesen verteilt. Die Migranten wurden in Rom vom Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Gualtiero Bassetti, und dem italienischen Innenminister Marco Minniti empfangen. Kardinal Bassetti sagte dabei: „Unser Haus ist auch ihr Haus, unsere Heimat ist auch ihre Heimat“. Innenminister Minniti sprach von einem „wunderschönen Beispiel der Solidarität“.

50 der Migranten wurden von der katholischen Bewegung „für eine bessere Welt“ (Mondo migliore) in deren Zentrum in Rocca di Papa aufgenommen. Die Menschen – „alles Frauen mit Kindern und alte Leute“ – könnten sich jetzt endlich sicher fühlen. In einer Erklärung von „Mondo migliore“ wurde es als schönes Zeichen gedeutet, dass diese „besonders verletzlichen Menschen“ gerade am 70. Jahrestag der italienischen Verfassung nach Rom kommen konnten. Ein großes Dankeschön gelte Papst Franziskus, aber auch dem italienischen Innenministerium und dem UNHCR, weil sie „bedeutsame Schritte auf dem richtigen Weg“ gesetzt hätten.

Die Gemeinschaft Sant’Egidio, die vor zwei Jahren in Zusammenarbeit mit der waldensischen Kirche und der Föderation der evangelischen Kirchen in Italien das System der „humanitären Korridore“ gestartet hatte, zeigte sich über die Entwicklung besonders erfreut. Durch die Initiative von Sant’Egidio und waldensischer Kirche sind in den letzten zwei Jahren mehr als 1.000 Flüchtlinge legal nach Italien gekommen. Das System der „humanitären Korridore“ habe sich inzwischen als „europäisches Modell“ bewährt, so Sant’Egidio. Mitte der Woche sei eine erste Gruppe von syrischen Flüchtlingen aus dem Libanon in Brüssel eingetroffen, Grundlage dafür war ein von allen belgischen Religionsgemeinschaften unterstütztes Abkommen zwischen Sant’Egidio und dem belgischen Staat. Ein ähnliches Abkommen gebe es auch mit dem französischen Staat. Es handle sich um „eigenfinanzierte Projekte“, die Ausdruck einer guten Zusammenarbeit zwischen europäischen Staaten und der Zivilgesellschaft sind, heißt es in der Erklärung von Sant’Egidio. Das Modell der „humanitären Korridore“ habe auch der öffentlichen Meinung geholfen, das Phänomen Immigration in neuem Licht zu sehen, weil die Aspekte Sicherheit (für die Ankommenden wie für die Aufnehmenden) und Integration in die Aufnahmegesellschaften verbunden werden.