50-Jahr-Jubiläum der Wiener armenisch-apostolischen Kirche St. Hripsime

Das Gotteshaus im 3. Bezirk ist das spirituelle und soziale Zentrum der armenischen Community in Österreich – Festakt und Festgottesdienst zum Jubiläum

0
446
Foto: © Buchhändler (Quelle: Wikimedia; Lizenz: GNU Free Documentation License)

Wien, 15.11.18 (poi) Die armenisch-apostolische Pfarrkirche St. Hripsime in der Kolonitzgasse in Wien-Landstraße feiert ihr 50-Jahr-Jubiläum. Höhepunkte der Jubiläumsveranstaltungen sind eine künstlerisch gestaltete Feier am 16. November um 18 Uhr im Antonio-Vivaldi-Saal in der Johannesgasse und die festliche Liturgie am Sonntag, 18. November, um 11 Uhr in der Kirche St. Hripsime. Das im armenischen Stil erbaute Gotteshaus ist das spirituelle und soziale Zentrum der armenischen Community in Österreich. Patriarchaldelegat Tiran Petrosyan und Gemeindevorstand Vahagn Amirjanyan verweisen in einer gemeinsamen Erklärung auf die jahrhundertelange gemeinsame Geschichte von Armeniern und Österreichern und auf die armenische Präsenz im modernen Österreich: „Die Armenier versuchen, Geschichte und Gegenwart miteinander zu verbinden. Wichtig ist für alle Gemeindemitglieder, ihre Internationalität mit Heimatverbundenheit engagiert zu gestalten. Für die rund 7.000 Armenier ist Österreich eine geschätzte zweite Heimat“. Beim Festakt am 16. November beleuchtet ein Film die Geschichte der Armenier in Österreich, die ins 16. Jahrhundert zurückreicht; musikalisch wird der Festakt vom Ensemble „Zwartnots“ gestaltet, u.a. im Gedenken an den armenischen Chansonnier und Komponisten Charles Aznavour, der vor kurzem in Paris verstorben ist.

Die Entstehung der armenisch-apostolischen Kirche St. Hripsime ist unauslöschlich mit der Gestalt des 2017 im 85. Lebensjahr verstorbenen Erzbischofs Mesrob Krikorian verbunden. Krikorian kam 1959 als junger Priester nach Wien, 1962 übernahm er offiziell als Vardapet die Seelsorge der Wiener armenisch-apostolischen Gemeinde. Im selben Jahr fasste die Gemeindeleitung den Entschluss zum Bau einer eigenen armenischen Kirche (zuvor hatte es seit 1913 nur eine Kapelle in einem Haus an der Dominikanerbastei gegeben). 1964 wurde das Haus in der Kolonitzgasse 11 angekauft, der Innenhof bot genügend Raum für den Bau der Kirche. Eine Armenierin mit Wurzeln in Izmir (Smyrna), Rose Tricky (Hripsime Halatchean), stellte im Gedenken an ihre Eltern die finanziellen Mittel zur Verfügung. Am 28. Juni 1964 erfolgte die Grundsteinlegung der Kirche, 1967 war das Gotteshaus fertiggestellt, am 20. April 1968 weihte der damalige Katholikos-Patriarch Vazken I. die Kirche. Unter den vielen Ehrengästen war Kardinal Franz König, der mit der Gründung der Stiftung „Pro Oriente“ eine Brücke auch zu den orientalisch-orthodoxen Kirchen geschlagen hatte. St. Hripsime wurde zu einem der Brennpunkte des ökumenischen Geschehens in Wien und Österreich.

Das Gemeindehaus in der Kolonitzgasse beherbergt seit 50 Jahren nicht nur die Kirche im Hof, sondern auch Veranstaltungsräume und eine Schule, in der jeden Samstag etwa 130 Kinder im Volksschulalter unterrichtet werden. West- und Ostarmenisch als Literatursprachen sind ebenso ein Schwerpunkt wie Geschichte, Landeskunde und Musik. Bei zahlreichen Veranstaltungen präsentieren die mehr als zehn armenischen Vereine ihre Aktivitäten.

In den letzten Jahren ist die armenische Community in Österreich durch die von den politischen Veränderungen ausgelöste Migrationsbewegung aus dem Nahen Osten und Transkaukasien stark gewachsen. Die armenisch-apostolische Kirche wurde 1972 in Österreich staatlich anerkannt. 1980 wurde eine armenisch-apostolische Diözese für Mitteleuropa mit Sitz in Wien begründet.

Dass die Kirche in der Kolonitzgasse der Heiligen Hripsime geweiht wurde, ist kein Zufall. Die Heilige ist eine der prägenden Gestalten der armenischen Geschichte. Der Überlieferung zufolge war sie die Enkelin (oder Nichte) der Frau des römischen Kaisers Claudius. Sie wurde Ende des 3. Jahrhunderts in Rom geboren und in einer der ersten christlichen monastischen Gemeinschaften für Frauen erzogen. Mit weiteren Nonnen flüchtete sie vor Kaiser Diokletian zunächst nach Jerusalem und dann nach Armenien, wo der armenische König Trdat IV. vergeblich versuchte, sie zu seiner Frau zu machen. Hripsime und ihre Gefährtinnen erlitten das Martyrium. In der Folge kam es zur Bekehrung von König Trdat durch den Heiligen Gregor den Erleuchter und damit zur Christianisierung Armeniens.