Abu Dhabi: Papst Franziskus verweist auf die Seligpreisungen der Bergpredigt

Bisher größter katholischer Gottesdienst fand am Dienstag mit dem Papst im Stadion der „Zayed Sports City“ in der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate statt

0
814
Foto: © Bernardo Löwenstein (Quelle: Wikimedia; Lizenz; Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic)

Abu Dhabi, 05.02.19 (poi) An die 140.000 Christen und 4.000 Muslime nahmen am Dienstag an der Messfeier mit Papst Franziskus im Stadion der „Zayed Sports City“ in Abu Dhabi direkt oder per Videoübertragung teil. Unter den Anwesenden war auch die Kulturministerin der Vereinigten Arabischen Emirate, Noura al-Kaabi. Die Messfeier im Zeichen von Frieden und Gerechtigkeit war der bisher größte katholische Gottesdienst auf der Arabischen Halbinsel. Papst Franziskus stellte den Gottesdienst und seine Predigt unter das Thema der Seligpreisungen der Bergpredigt. Jesus preise die Armen, die Sanftmütigen, die Verfolgten selig. Um dies zu verstehen, müsse man schauen, wie Jesus gelebt hat: Er kam, um zu dienen, nicht um bedient zu werden; er hat gelehrt, dass nicht jener groß ist, der etwas besitzt, sondern der, der etwas gibt. Jesus habe die Liebe Gottes in die Welt gebracht. Nur mit der Kraft der göttlichen Liebe habe er den Tod, die Sünde, die Angst und die Weltförmigkeit besiegen können.

Papst Franziskus dankte den Katholiken in den Vereinigten Arabischen Emiraten: „Ihr kennt die Melodie des Evangeliums und lebt mit Enthusiasmus seinen Rhythmus. Ihr seid ein Chor, der viele Nationen, Sprachen und Riten umfasst, eine Verschiedenheit, die der Heilige Geist immer mehr harmonisieren will, um aus ihr eine Symphonie zu bilden. Diese freudige Polyphonie des Glaubens ist ein Zeugnis, das ihr allen gebt und das die Kirche auferbaut“.

Freilich bedeute es nicht immer, fröhlich zu sein, wenn Menschen als „Selige“ leben, die dem Weg Jesu folgen wollen, so der Papst. Es sei sicher nicht leicht, fern von der ursprünglichen Heimat zu leben und nicht nur die Abwesenheit der Nächsten zu spüren, sondern auch die Unsicherheit der Zukunft. Aber der Herr sei treu und verlasse die Seinen nicht. Jesus verlange nicht das Unmögliche, sondern nur die Verwirklichung eines Kunstwerks, „des Kunstwerks unseres Lebens“. Die Seligpreisungen seien eine Orientierung für das Leben: „Sie verlangen keine übermenschlichen Aktionen, sondern die Nachfolge Jesu im Leben des Alltags“. Es gehe um die Heiligkeit des täglichen Lebens, die keine Wunder und keine außerordentlichen Zeichen braucht. Besonders hob der Papst die Bedeutung der Seligpreisung der Sanftmütigen und der Friedensstifter hervor. Jesus sei auch angesichts seiner Ankläger sanftmütig geblieben. Wer in diesem Sinn lebe, könne die Anwesenheit Gottes sichtbar machen.

Papst Franziskus dankte dem örtlich zuständigen katholischen Bischof Paul Hinder für seine Arbeit und würdigte die Vielfalt der Kirche in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Den Veranstaltern zufolge waren Gläubige aus 100 Volksgruppen und Nationen vertreten.

Bischof Hinder sprach in seinen Grußworten von einem „historischen Moment“. Der Papstbesuch sei ein Zeichen der Seelsorge für „diese Kirche aus Migranten aus aller Welt“, so der Bischof, der aus dem Kapuzinerorden kommt. Vor 800 Jahren sei der Heilige Franziskus von Assisi dem ägyptischen Sultan al-Malik al-Kamil während des Fünften Kreuzzugs unweit von Damietta begegnet, erinnerte Bischof Hinder. Es sei eine von „gegenseitigem Respekt“ gekennzeichnete Begegnung gewesen. In ähnlicher Weise sei jetzt Papst Franziskus in ein muslimisches Land gekommen, um so zu handeln wie es der Heilige Franziskus im Jahr 2019 getan habe. Wörtlich sagte der Bischof: „Wir Christen versuchen, dem Weg zu folgen, den der Heilige Franziskus damals seinen Brüdern aufgezeigt hat und spirituell unter den Muslimen zu leben, ohne Dispute zu führen und mit dem schlichten Bekenntnis, dass wir Christen sind“.

Deutlichen Applaus gab es, als Bischof Hinder dem Kronprinzen Muhammad bin Zayed und der Regierung für die Ermöglichung des historischen Papstbesuchs in Abu Dhabi dankte. Sie hatten kostenlos das Zayed-Stadion für die Papstmesse zur Verfügung gestellt.