Ägypten: Gedächtniskirche für die in Libyen ermordeten Märtyrer eröffnet

Koptische Christen aus allen Teilen des Landes versammelten sich in dem kleinen oberägyptischen Dorf Al Ur, aus dem 13 der 21 Märtyrer stammten

0
613
Foto: © Berthold Werner (Quelle: Wikipedia, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported, 2.5 Generic, 2.0 Generic and 1.0 Generic)

Kairo, 17.02.18 (poi) Zu einem religiösen Fest unter Beteiligung von koptischen Christen aus allen Teilen Ägyptens wurde am Donnerstag in dem oberägyptischen Dorf Al Ur bei Samalut die Weihe der neuen „Kathedrale der Märtyrer des Glaubens“ zu Ehren der 21 jungen koptischen Arbeitsmigranten, die vor drei Jahren in Libyen von IS-Terroristen ermordet worden sind. Die Familien hätten dabei „mit Schmerz und Freude“ der Märtyrer gedacht, berichtet die katholische Nachrichtenagentur „AsiaNews“. Die Weihe der Kirche, die von Ingenieuren der ägyptischen Armee geplant und auf Staatskosten erbaut wurde, nahm der koptisch-orthodoxe Bischof von Samalut, Anba Pafnutios, vor. Am Weihegottesdienst nahm auch der Gouverneur von Samalut teil. 13 der 21 Märtyrer stammten aus Al Ur, daher die Entscheidung zum Bau der von Präsident Abd-el-Fattah al-Sisi versprochenen Gedächtniskirche in dem kleinen Dorf. Auf koptischen Websites wurde berichtet, dass es Versuche von islamistischer Seite gegeben hat, durch verschiedene Vandalenakte den Bau der Kirche zu behindern.

Die Familien der Märtyrer warten jetzt mit großer Dringlichkeit auf das Ergebnis der DNA-Analysen der Leiber der Märtyrer, die im Vorjahr in einem Massengrab unweit der libyschen Stadt Sirte entdeckt worden waren. Die DNA-Analysen sollen es ermöglichen, die Gebeine den einzelnen Märtyrern zuzuordnen. Die neue Kirche hat zwei Etagen: In der ersten Etage sollen nach koptischem Brauch die Gebeine der Märtyrer präsentiert werden, außerdem gibt es dort eine Bibliothek und einen Festsaal, in der zweiten Etage befindet sich der eigentliche Gottesdienstraum.

Die Ermordung der Märtyrer vor drei Jahren – das Video davon war von den IS-Terroristen auf islamistischen Websites veröffentlicht worden – hatte in Ägypten ungeheure Empörung ausgelöst. Noch am Abend des 15. Februar 2015, an dem das Video publiziert wurde, führte die ägyptische Luftwaffe Angriffe auf die Positionen der Islamisten in Libyen durch. Anderntags erschien Präsident al-Sisi in der Markuskathedrale in Kairo, um dem koptischen Papst-Patriarchen Tawadros II. persönlich zu kondolieren. In Ägypten wurde eine siebentägige Staatstrauer angeordnet. Der ägyptische Staat zahlte den Familien der Märtyrer eine symbolische Entschädigungssumme aus, außerdem erhalten die Familien seither eine monatliche Pension, die ungefähr den Gehältern der ermordeten Arbeitsmigranten entspricht. Tawadros II. hatte bereits eine Woche nach dem 15. Februar 2015 angeordnet, die Namen der Opfer der IS-Terroristen in das „Synaxarion“, das Verzeichnis der Märtyrer und Heiligen der koptischen Kirche, aufzunehmen.