Aufregung um Erdogan-Aussagen über die Hagia Sophia

Das Gotteshaus werde “nie wieder eine Kirche werden, jedenfalls solange es das türkische Volk gibt” – Aussage war in Reaktion auf die blutigen Anschläge auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch enthalten

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Foto: © Julian Nitzsche (Quelle: Wikimedia, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International)

Ankara, 18.03.19 (poi) Der türkische Staatschef Recep T. Erdogan hat in seiner Reaktion auf die blutigen Anschläge auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch erklärt, die Hagia Sophia werde “nie wieder eine Kirche werden, jedenfalls solange es das türkische Volk gibt”. Den Zorn Erdogans hatte eine Passage in dem von Raserei geprägten sogenannten “Manifest” des australischen rechtsextremen Terroristen ausgelöst, der das Blutbad mit 50 Toten in Christchurch zu verantworten hat. In dem “Manifest” hieß es u.a., die rassistischen Rechtsextremisten würden “nach Konstantinopel kommen und jede Moschee und jedes Minarett in der Stadt zerstören”. Die Hagia Sophia werde dann frei von Minaretten sein und Konstantinopel würde wieder “gerechterweise in christlichem Besitz” stehen. In seiner Reaktion nannte der türkische Präsident den Terroristen einen “Abschaum”, der es gewagt habe, “die Stadt bei ihrem früheren Namen zu nennen”. Im Hinblick auf die am Monatsende bevorstehenden Lokalwahlen habe Erdogan die Passage über die Hagia Sophia sowohl bei Wahlversammlungen als auch in den “social media” verbreiten lassen, hieß es in einem Bericht der “New York Times”.

In Griechenland und anderen orthodoxen Ländern hat die Bemerkung über die Hagia Sophia Unbehagen ausgelöst. In Kommentaren wurde darauf verwiesen, dass Erdogan schon einmal in der Hagia Sophia ein Dankgebet gesprochen habe, in dem des osmanischen Eroberers von Konstantinopel, Mehmet Fatih, gedacht wurde. Ab 2015 gab es im Ramadan Koranlesungen und islamische Gebete, die aus der Hagia Sophia im Religionsprogramm des türkischen Fernsehens direkt übertragen wurden. 2017 gab es Aufregung um eine – dann nicht umgesetzte – Ankündigung des Staatschefs, er werde am orthodoxen Karfreitag in der Hagia Sophia islamische Gebete sprechen.

Offiziell ist die einstige Kathedrale – und spätere osmanische Reichsmoschee – seit Mitte der 1930er-Jahre ein Museum.