Ausstellungen in Moskau und Rom verweisen auf Annäherung zwischen Russland und dem Heiligen Stuhl

In Moskau wird die Ausstellung „Die Romanows und die Päpstlichen Staaten“ gezeigt, in Rom die Fotoausstellung „Barmherzigkeit in Russland“

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Foto ©: Lalupa (Quelle: Wikimedia, Lizenz: Public domain)

Moskau-Rom, 23.12.17 (poi) Zwei neue Ausstellungen in Moskau und Rom verweisen auf die Annäherung zwischen römisch-katholischer und russisch-orthodoxer Kirche bzw. zwischen Russland und dem Heiligen Stuhl. In Moskau wird die Ausstellung „Die Romanows und die Päpstlichen Staaten: 1613-1917, Russland und der Vatikan“ gezeigt. In Rom ist im Palazzo della Cancelleria die Ausstellung „Barmherzigkeit in Russland“ zu sehen. Die Moskauer Ausstellung zeichnet die Entwicklung der Beziehungen zwischen Russland unter der Romanow-Dynastie und dem Heiligen Stuhl nach. Es ist die erste gemeinsame Ausstellung der russischen und vatikanischen Archive; dabei sind Schätze zu sehen, die bisher nur wenigen Kundigen bekannt waren.

Der Leiter des Russischen Staatsarchivs, Andrej Artizow, sagte bei der Eröffnung, dass die Beziehungen zwischen Russland und Heiligem Stuhl rund 500 Jahre zurückreichen. Es habe zwar immer wieder Unterbrechungen dieser Beziehungen gegeben, aber letztendlich habe der „gesunde Menschenverstand“ und der Wunsch nach Dialog immer die Oberhand behalten. Der „Archivar und Bibliothekar der römischen Kirche“, Erzbischof Jean-Louis Brugues, berichtete, dass die russischen Experten bei ihrem Besuch im vatikanischen Archiv 32 „überaus bedeutsame Dokumente“ für die Ausstellung ausgesucht hätten, u.a. ein Dokument über das römische Treffen zwischen Papst Gregor XVI. und dem russischen Kaiser Nikolaus I. im Dezember 1845. und ein „von großer Sympathie gekennzeichnetes“ Dankschreiben von Zar Alexander III. an Papst Leo XIII. nach dem fehlgeschlagenen Attentat auf den russischen Kaiser 1887. Der Apostolische Nuntius in Moskau, Erzbischof Celestino Migliore, verwies bei der Eröffnung auf die umfassende Bedeutung des Dialogs zwischen dem kaiserlichen Russland und dem Heiligen Stuhl. Die Ausstellung sei eine Wegmarkierung auch für das heutige Zusammenwirken des Heiligen Stuhls und der Russischen Föderation für das Allgemeinwohl der Menschheit und für den Dialog zwischen römisch-katholischer und russisch-orthodoxer Kirche.

In der Ausstellung ist erstmals in Moskau auch ein bedeutsames Dokument aus der Zeit von Katharina II. zu sehen: Jene Bulle von Papst Pius VI., mit der 1784 die Schaffung der römisch-katholischen Erzdiözese Mogilew (die für das ganze Russische Reich mit Ausnahme von Polen-Litauen zuständig war) und die Einsetzung von Stanislaw Siestrzencewicz als Erzbischof anerkannt wurde. Im Leben von Siestrzencewicz (1731-1826) – einer brillanten Erscheinung auch im Bereich der Theologie und der Naturwissenschaft – spiegelte sich die Welt des „Ancien Regime“: Er stammte aus einer kalvinistischen weißrussischen Adelsfamilie, studierte an verschiedenen Universitäten in Europa, war Offizier und konvertierte unter dem Einfluss des Fürsten Radziwill zur katholischen Kirche. Er trat ins Priesterseminar ein, wurde Priester und schon sehr jung zum Bischof ernannt. Er genoss das Vertrauen von Katharina II. und veranlasste später ab 1800 die Übersiedlung der zentralen Einrichtungen der Erzdiözese Mogilew an einen glanzvollen Sitz in St. Petersburg.

Insgesamt sind in der Ausstellung (bis 18. Februar) 250 historische Dokumente und Artefakte (einschließlich liturgischer Gefäße und Textilien) sowie religiöse Kunstwerke zu sehen. Die Exponate stammen nicht nur aus dem vatikanischen Archiv, sondern auch aus dem Russischen Staatsarchiv, aus den Kreml-Museen, aus der Eremitage und aus dem Historischen Archiv des russischen Außenministeriums.

Auf den Spuren von Mutter Teresa

Die Ausstellung „Barmherzigkeit in Russland“ im römischen Palazzo della Cancelleria ist eine Foto-Ausstellung, die auf eine gemeinsame Initiative des Charity-Fonds des Heiligen Gregor des Theologen, der Vereinigung „Sophia: Russische Idee, europäische Idee“, der Internationalen Akademie „Sapientia et Scientia“ und der Stiftung „Dialogue of Cultures – One World“ zurückgeht. Unterstützt wird die Initiative vom Päpstlichen Rat für die Einheit der Christen und dem Außenamt des Moskauer Patriarchats.

Nach Angaben der Kuratorin der Ausstellung, Ekaterina Sobolewa, war das von Papst Franziskus proklamierte „Jahr der Barmherzigkeit“ Ausgangspunkt für die Ausstellungsidee: „Wir wollten die karitative Tätigkeit der russisch-orthodoxen Kirche darstellen, unter Berücksichtigung der spirituellen Komponente“. Zugleich gehe es auch darum, die Übereinstimmung zwischen katholischer und orthodoxer Tradition im Hinblick auf die Zuwendung zu den Notleidenden aufzuzeigen. Die Ausstellung beginnt mit der Fotodokumentation des Besuchs von Mutter Teresa von Kalkutta in Moskau 1988; der damalige Moskauer Patriarch Pimen hatte sie im Zusammenhang mit den 1.000-Jahr-Feiern der Taufe der Rus eingeladen.

Die Ausstellung mit eindrucksvollen Fotos russischer Pressefotografen behandelt die Hilfe für Kinder, für behinderte Menschen, für Ältere, für Obdachlose, für Gefangene und für Flüchtlinge. Eine Serie zeigt den Besuch einer gemeinsamen Delegation des Moskauer Patriarchats und der katholischen Kirche in Russland in Lagern für syrische Flüchtlinge in der libanesischen Bekaa-Ebene. Die Fotos der Ausstellung im Palazzo della Cancelleria stammen aus privaten, staatlichen und kirchlichen Archiven, einschließlich dem Archiv der russischen Nachrichtenagentur TASS und dem Archiv des Moskauer Patriarchats.

Im Zusammenhang mit der Ausstellung teilte der Vorsitzende der Stiftung „Dialogue of Cultures“, Ruslan Bayramow, mit, dass eine Statue von Mutter Teresa, die seine Organisation Papst Franziskus geschenkt habe, demnächst nahe eines neuen römischen Gotteshauses, das dem heilig gesprochenen „Engel der Armen“ geweiht ist, aufgestellt werden wird.