Bericht über die 4. Theologische Konsultation der Evangelisch Lutherischen Kirche und der Rumänisch Orthodoxen Kirche in Cluj –Napoca

Mai 2018

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Foto ©Diakonie Neuendettelsau (Lizenz: Erlaubnis Herr Walter)

„Das Leben als Geschenk Gottes – Christliche Verantwortung im Angesicht des Todes.“ Unter dieser Überschrift stand die vierte Theologische Konsultation, zu der Theologinnen und Theologen aus der Evangelisch Lutherischen Kirche und der Rumänisch Orthodoxen Kirche in Cluj –Napoca (Klausenburg) und im Kloster Nicula vom 8. Mai bis 11. Mai 2018 zusammengekommen sind. Vorbereitet wurde die Veranstaltung, wie schon die vorangehenden Konsultationen, von der Diakonie Neuendettelsau mit Theologen verschiedener theologischer Fakultäten der Rumänisch Orthodoxen Kirche.

Schon im Thema spiegelt sich, dass das gemeinsame Nachdenken bei diesen Begegnungen immer auch im Blick auf die gesellschaftlichen Realitäten beider Länder und in der Suche nach gemeinsam möglichen Antworten darauf geschieht.

Aus Deutschland war eine Gruppe von 19 Personen angereist, neben Pfarrerinnen und Pfarrer, so wie und anderen Mitarbeitenden der Diakonie Neuendettelsau, nahmen auch Geistliche der Evangelisch Lutherischen Kirche in Bayern daran teil. Gesprächspartner auf der Rumänischen Seite waren Professoren der Fakultäten von Cluj – Napca, Babeș- Bolyai Universität, sowie Theologen aus Sibiu, Timişoara und weiteren rumänisch – orthodoxe Geistlichen.

Eröffnet wurde die Konsultation am 09. Mai durch Prof. Dr. Vasile Stanciu, den Dekan der Orthodoxen Theologischen Fakultät von Cluj – Napoca und Prof. Dr. Ioan-Aurel Pop, Rektor der Universität Babeș- Bolyai. Es folgten Grußworte von S. E. Metroplit Adreij Andreicu, Erzbischof von Vad, Feleac und Cluj und Metropolit von Cluj, Maramureș und Sălaj und Rektor Dr. Mathias Hartmann, Vorstandvorsitzender der Diakonie Neuendettelsau.

Der erste Vortrag von Prof. Dr. Christian Strecker, Neuendettelsau, befasste sich unter dem Titel „Der Schatz in tönernen Gefäßen“ mit der Dialektik von Tod und Leben in der Theologie des Apostels Paulus. Ihm schloss sich ein Referat  von Prof. Dr. Ioan Chirilă, Babeș-Bolyai Universität, an. Er beleuchtete unter dem Titel „Opfer – Martyrium – Zeugnis“ das Tagungsthema unter biblischen und patristischen Aspekten.

Der Beitrag „Wenn das Leben unerträglich und das Sterben unmöglich ist“ von Pfr. Dr. Peter Munzert, Diakonie Neuendettelsau, befasste sich mit der spirituellen Begleitung von Menschen in Grenzsituationen. Mit dem Vortrag „Euthanasie – „der verlorene Tod – Zwischen der Freiheit zu sterben und dem Zwang zu leben“ beleuchtete Prof. Dr. Stefan Iloaie ein Konfliktfeld, zu dem in der rumänischen wie in der  deutschen Gesellschaft die Kirchen zur Stellungnahmen aufgerufen sind. An die Vorträge schloss sich eine Podiumsdiskussion an, die Prof. Dr. Aurel Pavel von der Orthodoxen Theologische Fakultät Sibiu moderierte

Den Tag beschloss ein Abendgebet in der Kapelle der Orthodoxen Theologischen Fakultät. Musikalisch wurde es gestaltet von der „Psalmodia Transylvanica“, dem Chor der Orthodoxen Theologischen Fakultät von Cluj – Napoca, die Ansprache hielt Rektor Dr. Mathias Hartmann

Der zweite Tag begann mit einem gemeinsamen Gebet in der Kapelle des Priesterseminars, dem sich eine Besichtigung der Kathedrale und ein Besuch im Palliativzentrum „Sfântul Nectarie“ (Hl. Nektarios) in Cluj anschlossen. Mit diesem Haus hat die Diözese Cluj , angeregt durch Begegnungen und Erfahrungen bei Besuchen in Neuendettelsau, einen Ort geschaffen, an dem Menschen auf ihrem letzten Lebensabschnitt dem neben medizinischer Versorgung auch eine spirituelle Begleitung erfahren dürfen.

Zum nächsten Teil der Konsultation reiste die Gruppe zum Kloster Nicula, unter dem Titel „Christliche Ethik und die Verantwortung der Kirchen für den Umgang mit Sterben und Tod in einer säkularen und postmodernen Gesellschaft“ erweiterte Prof. Dr. Friedrich Heckmann, Hannover, das Tagungsthema um philosophische und ethische Aspekte. Dem schloss sich der Vortrag von Prof. Dr. Sebastian Moldovan, Sibiu an; er referierte über „Der freiwillige Tod“. Die Bedeutung eines christlichen Ideals für das gegenwärtige Problem der freiwilligen Beendigung des Lebens“. In der abschließenden Podiumsdiskussion, moderiert durch Pfr. Dr. Konrad Müller, dem Leiter des Gottesdienstinstituts der Evang.-Luth. Kirche in Bayern, kam sehr stark die praktischen – theologischen Implikationen des Tagungsthemas zum Tragen.

Nach einer Besichtigung des Klosters und seiner neuen Kirche, die sich in der letzten Bauphase befindet, nahm die Gruppe am Abendgottesdienst der Mönche in der alten Kirche teil. Nach der Rückreise nach Cluj wurde die Gruppe von S E Metropolit  Andrei empfangen, der seiner Freude über das gewachsene Vertrauen und in die intensive theologische und praktische Zusammenarbeit zwischen seiner Diözese und Kirche und der Diakonie Neuendettelsau Ausdruck verlieh.

Als Ergebnis der Konsultation wurde unter dem Titel „Gemeinsames Zeugnis für das Leben“ eine Erklärung verabschiedet. In ihr heißt es: „Die evangelischen und orthodoxen Teilnehmer geben im Rahmen dieser Konsultation durch die Begegnung von Angesicht zu Angesicht, durch Debatten und Diskussionen und den Austausch ihrer Überzeugungen ein gemeinsames Zeugnis von der Bedeutung des Lebens als eines Lebens in der Verbindung mit Christus. Es ist notwendig, den Tod mit der Zuversicht anzunehmen, dass wir durch ihn dem Gott begegnen werden, an den wir glauben und den wir als Herrn über Leben und Tod bekennen.“

Die Beiträge dieser Theologischen Konsultation, sind, wie schon die der vorhergehenden Veranstaltungen, die in einem Buch dokumentiert. In dem Wissen, das alle beteiligten Kirchen und die Diakonie mit den Herausforderungen konfrontiert sind, die in diesen Tagen angesprochen wurden, hoffen die Herausgeber, damit einen Beitrag zu leisten, der über die Grenzen von Traditionen, Ländern und Gesellschaftssystemen hinweg in ihren Gesellschaften und Kirchen zur ethischen Orientierung und praktischen Gestaltung beim Umgang mit Grenzsituationen hilft.