Bischöfe: „Libanon kann die Last der syrischen Flüchtlinge nicht länger tragen“

Rückkehr der Vertriebenen muss von der politischen Lösung des Konflikts in Syrien getrennt werden – Maronitische Kirche in tiefer Sorge wegen der seit Mai andauernden Regierungskrise im Libanon

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Foto: © Voice of America News: Henry Ridgwell on the Turkish border (Quelle: Wikimedia; Lizenz: public domain in the United States)

Beirut, 09.12.18 (poi)  Der Libanon „kann die Last der syrischen Flüchtlinge nicht länger tragen“, deshalb sei es dringend notwendig, „die politische Lösung des Konflikts in Syrien von der notwendigen Rückkehr der Vertriebenen in ihre Heimat zu trennen“, heißt es in einer Erklärung der maronitischen Bischöfe anlässlich ihres jüngsten Monatstreffens unter Vorsitz von Kardinal Bechara Boutros Rai am Sitz des Patriarchats in Bkerke. Nach Ansicht der maronitischen Bischöfe muss der Rückführungsprozess syrischer Flüchtlinge so bald wie möglich beginnen. Die Last der Flüchtlinge gefährde die Wirtschafts- und Sicherheitsinteressen aller Libanesen, auch wenn die humanitäre Unterstützung für die Vertriebenen aus Syrien eine selbstverständliche Verpflichtung sei, betonen die Bischöfe.

Der amtierende libanesische Außenminister Gebran Bassil hatte vor kurzem dem vatikanischen „Außenminister“, Erzbischof Paul Richard Gallagher, die schwerwiegenden Gründe dargelegt, weshalb der Libanon den wirtschaftlichen Notstand und die Sicherheitsprobleme in Verbindung mit der Präsenz von mehr als einer Million syrischer Flüchtlinge auf dem libanesischen Territorium nicht länger tragen kann. „Der Libanon bittet nur darum, die sichere Rückkehr von Flüchtlingen, die zurückkehren möchten, nicht zu behindern“, betonte Bassil in einer Erklärung nach seinem Treffen mit Erzbischof Gallagher. Im Vorfeld des Treffens zwischen dem libanesischen Außenminister und seinem vatikanischen Kollegen hatten libanesische Medien berichtet, dass Erzbischof Gallagher angeblich die gegenwärtige Lage in Syrien als Hindernis für eine Rückkehr syrischer Flüchtlinge betrachtet.

Die maronitischen Bischöfe befassten sich in Bkerke auch intensiv mit der libanesischen Regierungskrise. Seit Mai sei auf Grund der „persönlichen Begehrlichkeiten und Egoismen der politischen Akteure“ die Bildung einer handlungsfähigen Regierung nicht möglich gewesen. Daher würden auch keine Schritte unternommen, um die durch die Flüchtlingskrise verschärfte sozio-ökonomische Situation des Landes zu entspannen, die von wachsender Verarmung breiter Bevölkerungsschichten und grassierender Jugendarbeitslosigkeit gekennzeichnet sei. Die maronitischen Bischöfe betonten ihre Sorge über das Fehler „jeglicher Hoffnung“ auf baldige Bildung einer starken Regierung.