Bukarester Patriarchat verlangt Garantien für rumänischsprachige Gemeinden in der Ukraine

Heiliger Synod der rumänisch-orthodoxen Kirche will erst nach Konsultationen über ein Vier-Punkte-Programm “offizielle Position” über “die Situation der Orthodoxie in der Ukraine” darstellen – Panorthodoxe Versammlung notwendig, wenn der Dialog zwischen Konstantinopel und Moskau zu keinem Erfolg führt

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Foto: © (Quelle: Wikimedia; Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported)

Bukarest, 22.02.19 (poi) Der Heilige Synod der rumänisch-orthodoxen Kirche wird seine ”offizielle Position” über “die Situation der Orthodoxie in der Ukraine” erst bekanntgeben, wenn umfassende Konsultationen beendet sind, bei denen es um eine Reihe von überaus konkreten Forderungen aus Bukarest geht. Dies wird im Abschlusskommunique der ersten Arbeitssitzung des Heiligen Synods im heurigen Jahr betont, die am Donnerstag unter dem Vorsitz von Patriarch Daniel in Bukarest stattfand. Im Jänner hatte Erzbischof Daniel (Zelinskyj), einer der beiden von Konstantinopel in die Ukraine entsandten Exarchen, noch gemeint, die rumänisch-orthodoxe Kirche werde – “mit der orthodoxen Kirche von Griechenland” – eine der ersten orthodoxen Kirchen sein, die die neugegründete “Orthodoxe Kirche der Ukraine” anerkennt.

In dem vier Punkte umfassenden Forderungskatalog aus Bukarest wird dem Punkt 3, in dem es um die rumänisch-orthodoxe Minderheit in der Ukraine geht, vom Heiligen Synod besondere Bedeutung zugemessen. Nach Angaben des Heiligen Synods gibt es in der Ukraine 127 rumänisch-orthodoxe Pfarrgemeinden, vor allem in der nördlichen Bukowina (um die Regionalhauptstadt Czernowitz), die derzeit zur ukrainisch-orthodoxen Kirche (des Moskauer Patriarchats) gehören (die rumänischsprachigen Pfarrgemeinden in anderen Landesteilen, wie im Budschak, dem Küstengebiet von Bessarabien, aus dem Präsident Poroschenko stammt, oder im alten Transnistrien bis zum Bug, von dem die heutige transnistrische Republik nur ein schmaler Rest ist, werden nicht eigens erwähnt). In den rumänischsprachigen Pfarrgemeinden müssten die Gläubigen konsultiert werden, die in Sorge um die Bewahrung ihrer ethnischen und sprachlichen Identität seien. Die ukrainischen staatlichen und kirchlichen Behörden müssten schriftliche Zusicherungen geben, dass diese Identität auch künftig gewahrt bleibt. Die rumänischsprachigen Orthodoxen in der Ukraine hätten das Recht, sich in einem “rumänisch-orthodoxen Vikariat” zu organisieren und spirituelle Verbindungen mit dem orthodoxen Patriarchat von Rumänien zu pflegen.

Punkt 1 des Katalogs verweist darauf, dass das Schisma in der Ukraine 30 Jahre hindurch nicht gelöst wurde, es sei auch nicht – wie es etwa in Bulgarien der Fall war – an eine “panorthodoxe Vermittlung” appelliert worden. Der im Dezember verliehene Autokephalie-Tomos des Ökumenischen Patriarchats sei nur von jenen Orthodoxen in der Ukraine akzeptiert worden, die nicht in Gemeinschaft mit dem Moskauer Patriarchat waren. Das Problem der kirchlichen Einheit in der Ukraine sei daher nicht gelöst, auch weil es dort “eine große russische Bevölkerung” gibt, die “eine direkte Beziehung zum Moskauer Patriarchat hat”.

Im Hinblick auf die gespannte kirchliche Situation in der Ukraine habe der Heilige Synod der rumänisch-orthodoxen Kirche bereits im Vorjahr – am 24. Mai und am 25. Oktober – seine Haltung dargelegt und dafür plädiert, dass das Ökumenische Patriarchat und das Moskauer Patriarchat durch den Dialog “diese kirchliche Streitfrage lösen und dabei die Einheit im Glauben bewahren und die administrative und pastorale Freiheit des Klerus und der Gläubigen in dem osteuropäischen Land (bis hin zum Recht auf Autokephalie) respektieren” sowie die “eucharistische Einheit wiederherstellen” sollen (Punkt 2 des Katatlogs). Die Formulierung bezieht sich offensichtlich nicht auf den Abbruch der eucharistischen Gemeinschaft zwischen Moskau und Konstantinopel, die zum Zeitpunkt der beiden Synodalsitzungen noch nicht bedroht war, sondern auf die Einheit mit den schismatischen Gemeinschaften “Kiewer Patriarchat” und “Ukrainische autokephale orthodoxe Kirche”. Im Kommunique der Donnerstag-Sitzung wird daran erinnert, dass die rumänisch-orthodoxe Kirche bereits im Vorjahr im Fall der Erfolglosigkeit des Dialogs die Notwendigkeit der Einberufung einer panorthodoxen “Synaxis” (Versammlung) der Oberhäupter aller autokephalen orthodoxen Kirchen eingemahnt habe. Im Punkt 4 des Katalogs aus Bukarest wird vom Ökumenischen Patriarchat verlangt, die Frage der “nichtkanonischen Hierarchen und Priester im Westen” zu klären, die zum “Kiewer Patriarchat” gehörten. Hintergrund dieser Forderung ist die Tatsache, dass diese nichtkanonische Jurisdiktion auch ein Hafen etwa für “altkalendarisch” eingestellte Bischöfe und Priester war, die die orthodoxe Kalenderreform von 1923 ablehnen.

Im Hinblick auf das 100-Jahr-Jubiläum der “großen Union des rumänischen Volkes” (1918/2018) erinnerte der Bukarester Heilige Synod nicht nur an die Weihe des Altars der Nationalen Kathedrale am 25. November 2018, sondern auch an die zahlreichen sozialen Aktivitäten aus diesem Anlass. Zugleich wurde die Aufgabe von Episkopat und Klerus in der Diaspora und in den gemischtnationalen Gebieten an der rumänischen Grenze zur Aufrechterhaltung der rumänischen “Identität, Spiritualität und Kultur” hervorgehoben.