Brüssel, 08.05.19 (poi) Der chaldäisch-katholische Patriarch, Kardinal Mar Louis Raphael Sako, hat vor der Kommission der Bischofskonferenzen des EU-Raumes (ComECE) seine Erwartungen im Hinblick auf die bevorstehenden Europa-Wahlen deponiert. Vor allem zähle er darauf, dass die Europäische Union einen Aktionsplan zu Gunsten des Friedens im Nahen Osten entwickelt, sagte der Kardinal-Patriarch. Zugleich berichtete er den europäischen katholischen Bischöfen von der positiven Entwicklung des Verhältnisses zwischen Muslimen und Christen im Irak.
Im Interview mit „Vatican News“ betonte Sako, es gebe jetzt von Seiten der Muslime zunehmend Solidarität mit den Christen. Die seit Ende Oktober im Amt befindliche neue Regierung in Bagdad arbeite in diese Richtung. Die Herausforderungen seien aber nach wie vor enorm, betonte der Kardinal-Patriarch und nannte u.a. die Verfassungsreform, die notwendige Neugestaltung der schulischen Lehrpläne und des gesamten Bildungssystems, die Beeinflussung der muslimischen Prediger im Hinblick auf Mäßigung, Toleranz und Respekt vor den Andersgläubigen. Vor allem gehe es um die Förderung einer Kultur des Respekts und der Geschwisterlichkeit, „wo jeder Mensch als Vollbürger wahrgenommen wird, unabhängig von seiner Religionszugehörigkeit“. Die Entwicklung dieser Kultur hänge aber nicht nur von den Politikern ab.
Als überaus bedeutungsvoll für die positive Entwicklung der Beziehungen zwischen Muslimen und Christen schätzte Mar Louis Raphael Sako die Reisen von Papst Franziskus in islamisch geprägte Länder ein und nannte in diesem Zusammenhang insbesondere die Besuche in den Vereinigten Arabischen Emiraten im Februar und in Marokko im März, „ohne die Visite in Ägypten im April 2017 zu vergessen“. Millionen und Millionen von Muslimen hätten diese Papstbesuche in den Medien mitverfolgt und hätten so die Realität des Christentums „jenseits aller Gerüchte und Vorurteile“ entdeckt. Diese Versammlungen der Christen hätten die Herzen der Muslime berührt.
Die künftigen europäischen Parlamentarier lud der chaldäisch-katholische Patriarch ausdrücklich ein, den Einsatz zu Gunsten der Länder des Nahen Ostens zu intensivieren. Mar Louis Raphael Sako appellierte an die Christen, nicht zu zögern, wenn es darum geht, „mutig“ und „ehrlich“ den Glauben zu bekennen und für die christlichen Werte – „etwa das unbedingte Recht auf Leben“ – auch in der Auseinandersetzung mit dem zeitgenössischen Relativismus einzutreten.