Chaldäischer Patriarch führte Mar Bawai Soro in sein neues Amt ein

Bei der Amtseinführung des neuen chaldäischen Bischofs für Kanada appellierte der Patriarch an die Priester und Laien seiner Kirche, auch in der Diaspora ihre Identität, Spiritualität und Tradition zu bewahren

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Foto ©: Youtube Printscreen

Ottawa, 01.12.17 (poi) Der chaldäisch-katholische Patriarch Mar Louis Raphael Sako hat am Mittwoch den neuernannten Bischof der chaldäisch-katholischen Eparchie „des Heiligen Mar Addai in Toronto“, Mar Bawai Soro, in sein Amt eingeführt. Die 2011 begründete Eparchie in Toronto ist für die rund 50.000 chaldäisch-katholischen Gläubigen in ganz Kanada zuständig. Mar Bawai Soro ist eine der markantesten Persönlichkeiten der ostsyrischen Christenheit. Der Bischof kommt aus einer Familie, die der Apostolischen Kirche des Ostens (assyrisch-orthodoxe Kirche) angehört. Er war in führender Position im ökumenischen Dialog zwischen römisch-katholischer und assyrisch-orthodoxer Kirche engagiert; im Jahr 2008 konvertierte er zur katholischen Kirche, nachdem er in der assyrisch-orthodoxen Kirche wegen seiner Annäherung an Rom scharf kritisiert und ausgeschlossen worden war.

Bei der Amtseinführung von Mar Bawai Soro appellierte der Patriarch an die chaldäischen Priester, die Verbindung mit der Mutterkirche in Mesopotamien zu vertiefen, sich an den Entscheidungen und Empfehlungen der chaldäischen Synode zu orientieren, die chaldäische Identität zu bewahren und die orientalische Spiritualität zu pflegen. Diese Spiritualität bedeute „Kraft und Reichtum“ für die Chaldäer in der Diaspora. Den Laien dankte der Patriarch besonders für ihr Engagement zu Gunsten der Flüchtlinge im Irak und im ganzen Nahen Osten. Auch an die Laien appellierte Mar Louis Raphael Sako, Tradition, Identität und Sprache zu pflegen. Wörtlich sagte er: „Auch in der Diaspora seid ihr berufen, jene Sterne zu sein, die den Weg zu Jesus weisen“. Von besonderer Bedeutung sei die enge Zusammenarbeit mit dem neuen Bischof und den Priestern. Die Einheit der Kirche sei ein besonderes Gut, jede Spaltung der Gemeinschaft stelle eine Sünde dar. Der Patriarch lud die chaldäischen Christen in Kanada zum kulturellen und gesellschaftlichen Engagement, insbesondere auch zur Mitarbeit in der „Chaldäischen Liga“ ein, die „Chaldäer in aller Welt vereint, um sich den aktuellen Herausforderungen zu stellen“.

Bawai Soro wurde 1954 in Kirkuk geboren. 1973 verließ die Familie den Irak, nach drei Jahren im Libanon erfolgte 1976 die Übersiedlung in die USA. Noch im Irak wurde Soro mit 18 Jahren zum Diakon geweiht.1982 erfolgte nach den entsprechenden Studien die Priesterweihe Soros in den Vereinigten Staaten, wo sich seit der Zwischenkriegszeit das Zentrum der Apostolischen Kirche des Ostens (der Kirche des alten Perser-Reiches) befindet. Der junge Priester wurde zum Pfarrer der assyrischen Marienpfarre im kanadischen Toronto ernannt. Bereits 1984 wurde er zum Bischof der neuerrichteten assyrisch-orthodoxen Eparchie für die westlichen Vereinigten Staaten mit Sitz im kalifornischen San Jose erwählt. Von 1995 bis 1999 wirkte Mar Bawai Soro als Bischof in Seattle, ehe er wieder nach San Jose zurückkehrte.

Seine weiterführenden theologischen Studien absolvierte Mar Bawai Soro an katholischen Institutionen, so an der Catholic University America in Washington und am Angelicum in Rom, wo er mit einer Arbeit zum Ökumenismus promovierte . Nach seiner Konversion zur katholischen Kirche war Mar Bawai Soro für die chaldäisch-katholische Eparchie des Apostels Petrus in San Diego tätig. Erst 2013 wurde er unter Anerkennung seiner assyrischen Bischofsweihe von der Synode der chaldäischen Bischöfe als Mitglied aufgenommen. Papst Franziskus ernannte ihn im Januar 2014 zum Titularbischof von Foraziana (einem der zahllosen nach der islamischen Invasion Nordafrikas untergegangenen Bischofssitze in der Byzacene, dem mittleren Tunesien mit der Hauptstadt Sousse). Bis zur Ernennung des neuen Bischofs in San Diego war Mar Bawai Soro in der chaldäisch-katholischen Eparchie des Apostels Petrus in Kalifornien als Generalvikar (Protosynkellos) tätig.

 

Mar Bawai Soro schrieb ein grundlegendes Werk über die Apostolische Kirche des Ostens: „The Church of the East: Apostolic & Orthodox“. Der Salzburger Ostkirchen-Experte (und Vorsitzende der Salzburger „Pro Oriente“-Sektion) Prof. Dietmar W. Winkler bezeichnete das Buch als „außerordentlich gut geschriebenes, ja aufregendes Werk“, das die Ausbreitung des mesopotamischen Christentums gründlich und systematisch darlege. Es handle sich um eine wichtige „historische und patristische Studie zum Selbstverständnis der assyrisch-orthodoxen Kirche“.