Christen nehmen sich um den Aral-See an

Orthodoxer Wissenschaftler gehört zu den führenden Forschern, die sich mit der Umweltkatastrophe am einst viertgrößten See der Welt auseinander setzen

0
531
Foto: © Zhanat Kulenov (Quelle: Wikimedia; Lizenz: Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 IGO)

Astana, 12.08.19 (poi) Die christlichen Kirchen nehmen sich um den Aral-See an, der zum großen Teil in der kasachischen Republik liegt und am Vertrocknen ist. Der Präsident der kasachischen Caritas, Guido Trezzani, sagte im Gespräch mit der katholischen Nachrichtenagentur „Fides“: „Man beschäftigt sich in der kasachischen Republik erst seit einigen Jahren mit der Frage, auch wegen der Ambitionen, ein modernes Land zu werden. Es gibt verschiedene Initiativen, die sich jedoch noch im Anfangsstadium befinden und es ist zu früh, um ein Bewusstsein für dieses Problem im täglichen Leben der Menschen zu erkennen“. Ein zentrales Anliegen der kasachischen Caritas sei aber die Bildungsarbeit, um im Sinne der Enzyklika „Laudato si“ das Interesse der Menschen am Schutz des „gemeinsamen Hauses“ zu wecken.

Ein orthodoxer Wissenschaftler, Nikolai W. Aladin, Professor am Zoologischen Institut der Russischen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg, setzt sich besonders für den Aral-See ein, wie die katholische Nachrichtenagentur „Fides“ berichtet . Er habe den Aral-See entdeckt, als er noch Student war, so Aladin. Seit 1978 habe er versucht, sich wissenschaftlich mit dem See zu befassen: „Was ich in den letzten Jahren verstanden habe, ist, dass die von Menschenhand verursachte Katastrophe auch von Menschen wiedergutgemacht werden kann. Mein Wunsch ist es, den Anrainerländern dieses Sees zu helfen, der zwar wieder zu wachsen begonnen hat, aber leider bisher nur im nördlichen Teil. Ich bin optimistisch: Wenn alle Regierungen der Länder am Aral-See zusammenarbeiten, können wir Finanzmittel von der Weltbank erhalten und den See retten“. Der russische Forscher gehört zu den weltweit führenden Wissenschaftlern, die sich mit der Umweltkatastrophe am Aral-See auseinander setzen.

Infolge des von den Sowjetbehörden ab den 1960er-Jahren geförderten intensiven Baumwollanbaus in Zentralasien wurde der See, der in der Vergangenheit der viertgrößte der Welt war, im Vergleich zu seiner ursprünglichen Ausdehnung schrittweise um 75 Prozent entleert. Es wird vermutet, dass die Hauptursache der Katastrophe der unbedachte Bau von Bewässerungskanälen war, durch die Wasser verloren ging oder verdunstete: Schätzungen zufolge soll allein der Karakum-Kanal, der größte in Zentralasien, zwischen 30 und 75 Prozent des Wassers entzogen haben. „Die Mitglieder unseres Labors tun ihr Bestes, um den Ländern am See eine bessere Zukunft zu sichern. Wir haben gute Arbeit im Hinblick auf den so genannten ‚kleinen Aralsee‘ geleistet, ein Becken im nördlichen Teil des Sees, das durch die allmähliche Entwässerung entstanden ist, und jetzt sollten wir für den mittleren und südlichen Teil unser Möglichstes tun“, so Prof. Aladin.

Den Wert der bisher geleisteten Arbeit bestätigt auch Jens Thorvald Hoeg, ao. Professor für Meeresbiologie an der Universität Kopenhagen, der mit russischen Forschern zusammenarbeitet: „Dank Prof. Aladin verbesserte sich der Zustand im nördlichen Teil zum Wohle der lokalen Bevölkerung und der Umwelt im Allgemeinen. Dies ist auf den Bau des Korakal-Staudamms zurückzuführen, der auf der Grundlage von Aladins Studien errichtet wurde: So konnte das Wasser gespeichert werden, das in der Vergangenheit im Sand versickerte. Das schwerwiegendere Problem ist heute jedoch der südliche Teil. Aber auch hier gibt es Pläne für die Rückgewinnung und Umleitung von Wasser. Die Projekte sind fertig und die Finanzierung wurde bereitgestellt: Mit der Unterstützung der Regierungen und der Öffentlichkeit kann all dies erreicht werden. Wir sind hoffnungsvoll und bemühen uns, dass der Aral-See zum Wohle künftiger Generationen überlebt: Seine Austrocknung ist die schlimmste und vielleicht am wenigsten bekannte Umweltkatastrophe des 20. Jahrhunderts“.