Christenverfolgung: 215 Millionen Bedrohte

„Open Doors“ veröffentlichte „Weltverfolgungsindex“ 2018 – Von den zehn Staaten, in denen Christen am härtesten verfolgt werden, sind acht islamisch geprägt

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Foto ©: Antranias (Quelle: Wikimedia, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0 Universal Public Domain Dedication)

Den Haag-Wien, 10.01.18 (poi)  Die evangelikale Bewegung „Open Doors“ hat am Dienstag ihren neuen „Weltverfolgungsindex“ 2018 veröffentlicht, in dem die Realität der weltweiten Christenverfolgung dokumentiert wird. „Open Doors“ macht auf die „zunehmend bedrohliche“ Lage von Christen in den 50 Ländern aufmerksam, in denen Christen auf Grund ihres Glaubens am stärksten verfolgt werden. Die Zahl der von Verfolgung Bedrohten wird mit 215 Millionen angegeben. Von den zehn Staaten, in denen Christen am härtesten verfolgt werden, sind mit Ausnahme von Nordkorea – das an der negativen Spitze steht – und von Eritrea die übrigen acht Länder alle islamisch geprägt.  In Afghanistan, wo es außer der Kapelle in der italienischen Botschaft in Kabul keine Kirchen gibt, nehme die islamistische Gewalt zu. In Somalia könnten Christen ihren Glauben nur heimlich leben. Im Sudan setze die Regierung die kirchenleitenden Persönlichkeiten unter Druck, christliche Gotteshäuser würden abgerissen. In Pakistan nehme die Gewalt gegen Christen ständig zu. In Libyen seien zunehmende Aktivitäten gewaltbereiter Islamisten gegen Christen zu registrieren. Im Irak seien die IS-Terroristen zwar besiegt, doch viele Muslime seien nach wie vor radikalisiert. Im Jemen befänden sich die Christen zwischen den Fronten des Bürgerkriegs zwischen Sunniten und Schiiten. Im Iran gehe das theokratische Regime weiterhin aggressiv gegen die Hauskirchenbewegung vor.

Der neue „Weltverfolgungsindex“ benennt als Hauptursache für Christenverfolgung die islamistischen und nationalistischen Bewegungen im afro-asiatischen Raum. Insbesondere Islamisten würden die Radikalisierung großer Bevölkerungsteile vorantreiben und ganze Länder in Krieg und Chaos stürzen. Befeuert werde diese Entwicklung durch die Auseinandersetzung zwischen Sunniten und Schiiten mit ihren Schutzmächten Saudiarabien und Iran. Der „Weltverfolgungsindex“ ist die weltweit einzige Erhebung, für die verfolgte Christen anhand eines differenzierten und von Expertinnen und Experten kontinuierlich weiterentwickelten Fragebogens jährlich direkt befragt werden. Damit soll ihre Situation möglichst genau geklärt und die Dynamik der Verfolgung verdeutlicht werden. Bei der Verwendung des Begriffs „Verfolgung“ lehnt sich „Open Doors“ an die Definition der Vereinten Nationen an. Das UN-Flüchtlingshilfswerk verweist darauf, dass „eine Bedrohung des Lebens oder der Freiheit aufgrund von Ethnie, Religion, Nationalität in jedem Fall als Verfolgung zu werten ist“.

Christenverfolgung liege nicht nur dann vor, wenn Kirchen brennen und Christen bei brutalen Überfällen oder Selbstmordanschlägen in den Tod gerissen werden, betonte Kurt Igler, Sprecher von „Open Doors“ in Österreich. Anhaltender Druck auf Christen durch die eigene Regierung, Gesellschaft, den Clan oder die Familie treibe viele Gläubige in den Untergrund oder aus ihrer Heimat. Der Druck auf Christen sei enorm, wenn ein Regime wie das iranische immer wieder Christen verhaften und für viele Jahre ins Gefängnis werfen lasse. Christen – und besonders Konvertiten – seien oft Benachteiligungen auf dem Bildungs- und Arbeitsmarkt sowie beim Zugang zu medizinischen oder staatlichen Hilfsleistungen ausgesetzt. In vielen islamisch geprägten Ländern sei die Religion im Identitätsausweis vermerkt, das fördere die Ungleichbehandlung.

„Open Doors ist in den Ländern mit Christenverfolgung ausgezeichnet vernetzt“, stellte Igler am Mittwoch fest: „Dadurch kennen wir die Bedürfnisse der verfolgten Kirche sehr gut und führen unsere Projekte gemeinsam mit lokalen Partnern durch“. Durch den „Weltverfolgungsindex“ werde den verfolgten Christen eine Stimme in der Öffentlichkeit gegeben. Es gebe viel zu wenig Bewusstsein, dass das Menschenrecht auf freie Religionsausübung in großen Teilen der Welt mit Füßen getreten wird. Igler erinnerte daran, dass Konvertiten, die ihren neu gefundenen christlichen Glauben bezeugen und praktizieren wollen und deshalb zB in europäische Länder emigrieren,  besondere Aufmerksamkeit und besonderen Schutz brauchen. Sie dürften nicht durch Abschiebungen in ihre ursprünglichen Heimatländer, in denen der Glaubensabfall als todeswürdiges Vergehen gilt, in Lebensgefahr gebracht werden.(Infos: Kurt Igler, Tel.: 0699/174 75 666, E-Mail: info@opendoors.at).