„Dialog heilt Wunden, auch die zwischen Polen und der Ukraine“

Präsentation der ukrainischen Ausgabe des Buch-Interviews mit Großerzbischof Schewtschuk in Lemberg in Anwesenheit von Präsident Poroschenko – Besinnung auf die Positionen von Metropolit Scheptyzkyj notwendig

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Foto: © Original uploader was Олег Чупа at uk.wikipedia (Quelle: Wikimedia; Lizenz: GNU Free Documentation License)

Kiew, 20.09.18 (poi) Statt Mauern zwischen den Völkern zu bauen, müsse man Brücken schlagen: Dazu hat der griechisch-katholische Großerzbischof von Kiew und Halytsch, Swjatoslaw Schewtschuk, am 19. September bei der Präsentation der ukrainischen Ausgabe des Buches „Der Dialog heilt Wunden“ in Lemberg (Lwiw) aufgerufen. An der Präsentation nahm auch der ukrainische Staatspräsident Petro Poroschenko teil. Die polnische Originalausgabe des Buches – ein Buch-Interview des polnischen Journalisten Krzysztof Tomasik (Redakteur bei der katholischen Nachrichtenagentur KAI) mit Großerzbischof Schewtschuk – war im Krakauer Verlag „Znak“ erschienen.

In Lemberg sagte Schewtschuk, Adressaten des Buches seien ursprünglich Polen gewesen, die wenig über die ukrainische Geschichte, vor allem über die griechisch-katholische unierte Kirche, wissen. Aber dann sei klar geworden, dass noch nicht alle Fragen im Zusammenhang mit den polnisch-ukrainischen Beziehungen beantwortet sind und dass der Dialog weitergehen müsse. Daher gebe es die Idee, einen zweiten Band herauszubringen. Der „Dialog“ stehe nicht nur im Titel des Buches, auch das Buch selbst sei ein Dialog. Leider gebe es heute vor allem eine „Welt der Monologe“, bedauerte der Großerzbischof: „Wir können keine Dialoge führen, dem Anderen zuhören, selbst dann, wenn er anders denkt als man selbst. Wir sollten mehr hören lernen. Dialog ist weder eine Niederlage noch ein Verzicht auf die eigene Position“. Schewtschuk äußerte die Hoffnung, dass das Buch auch in der Ukraine auf Interesse stoßen wird, um die komplexe Frage der polnisch-ukrainischen Beziehungen besser zu verstehen.

Der Großerzbischof plädierte dafür, im Zeichen des Dialogs sich wieder auf die große Gestalt von Metropolit Andrej Scheptyzkyj (polnisch: Szeptycki) zu besinnen. Im Hinblick auf die aktuelle Autokephalie-Diskussion in der Ukraine erinnerte Schewtschuk an ein Wort des 1944 verstorbenen Metropoliten: „Ich bin bereit, auf die Leitung meiner Kirche zu verzichten, möge an ihrer Spitze jemand von den orthodoxen Brüdern stehen, wenn diese Kirche nur in Eintracht und Gemeinschaft mit dem Nachfolger des Apostel Petrus lebt”. Und Scheptyzkyj habe noch mehr hinzugefügt: „Wir sind nicht nur eine Kirche für die Ukrainer, unsere Kirche ist untrennbar Teil des Weltchristentums, Teil der universalen Kirche, die diesen Aspekt in den ukrainischen Diskurs einbringen muss“.