Am 23. Juni 1967 hat die Republik Österreich mit dem „Orthodoxengesetz“, 2011 novelliert mit Anpassung an die damals neu gegründete orthodoxe Bischofskonferenz, nicht nur einen Meilenstein in der Geschichte der Gesetzestexte zur Integration kirchlicher Strukuren in den Staat gesetzt, wie Festredner und Kirchrechtler Dominik Orieschnig in der Wiener Dreifaltigkeitskathedrale der Metropolis von Austria am 27. Februar hervorhob, sondern habe gewissermassen der Geschichte des „untergegangenen Byzanz, dessen „legitime Erbin Wien sei“ nach einem Bonmot des früheren Kulturstadtrates Jörg Mauthe+ zur lebendigen Fortsetzung verholfen. Orieschnig rückte die Bedeutung der Orthodoxie in Österreich – Brücke zwischen West und Osteuropa -in den Blick und führte als jüngstes Beispiel der gelungenen „Inkulturation“ der Orthodoxie in Österreich den nun endlich auch örtlich genehmigten Bau des ersten orthodoxen Klosters Österreichs im Burgenland an.
Der dortige katholische Bischof Ägydius Zsifkovic hatte bereits zum Martinsfest 2014 zur Segnung des diözesan gestifteten Baugrundes S. Allheiligkeit, den ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel in St. Andrä am Zicksee empfangen dürfen, der seinerseits eine Reliquie des hl. Apostels Andreas gestiftet hatte. Beim Festakt am 27.März konnte er zusammen mit dem eigens aus dem Vatican angereisten „Ökumene -Kardinal“ Kurt Koch einen von Papst Franziskus persönlich gestifteten „Baustein“ für den Klosterbau an S. Allheiligkeit und Metropoli Arsenios von Austria überreichen.
Kardinal Koch verwies einmal mehr auf die Notwendigkeit der Anerkennung eines Zusammenwirkens der östlichen und westlichen christlichen Traditionen auch im Hinbick auf die Neuevangelisierung in Europa. Eine Rückbesinnung auf die historische Entwicklung , er bedankte sich beim Festredner, sei dabei förderlich. „Ein aufgeklärtes Geschichtsbewusstsein und ein gebildetes Kulturbewusstsein sind so mit ein wesentlicher Beitrag uns als Teil des Volkes Gottes- als Brüder und Schwestern im gemeinsamen Herrn und geliebt vom gemeinsamen Vater verstehen zu können. Unkenntnis gegenüber der Geschichte und Kultur unserer christlichen Geschwister ist nicht nur ein Hindernis für die sichtbare Darstellung des einen Leibes Christi sondern schmälert auch die jeweils eigene Glaubwürdigkeit bei der Verkündigung des Evangeliums.“
Der päpstliche 100.000 Euro Klosterbaustein ist vor allem als anspornende Bitte gedacht, dass es an weiteren Spenden -auch von katholischer Seite – nicht mangeln möge! Kardinal Koch erläuterte: „Papst Franziskus hat das Anliegen des ersten orthodoxen Klosters in Österreich seit Beginn mit seinem Segen begleitet und unterstützt. In seinem Schreiben vom 1. Nov. 2014 an Diöezsanbischof Äydius Zvsifkovic als Stifter des Bauplatzes hat Papst Franziskus für dessen ökumenisches Wohlwollen mit grosser Freude gedankt , dabei an die bereits von hl. Papst Johannes Paul II. betonte Brückenbaufunktion der Diözese Eisenstadt erinnert, mit den Völkern Osteuropas Kontakte zu pflegen und auch mit ihnen zu teilen, materiell und geistlich. Nachdem S. Allheiligkeit der ökumenischen Patriarch Bartholomaios für den nun in diesem Jahr anstehenden Baubeginn eine persönliche Spende gegeben hat, möchte Papst Franziskus sich in brüderlicher Verbundenheit ebenfalls an der Grundsteinlegung mit einem ganz persönlichen Beitrag beteiligen.“
Patriarch Bartholomaios I. bedankte sich mit herzlichen Worten für diese brüderliche Geste des Papstes in Vorfreude auf seinen Anfang Mai geplanten Besuch im Vatican, wo er nicht nur einen Freund, sondern seinem wirklichen Bruder wieder begegnen werde! Wörtlich sagte der Patriarch: „Mit grosser Freude habe ich dem heutigen Festtag beigewohnt! Die Bedeutung des Orthodoxengesetzes für Österreich und dessen Vorbildwirkung für Europa sind unbestritten und offenbar. Es ist ein sehr gutes Beispield dafür wie Staat und Kirche zu einander stehen und interagieren können. Unsere Welt bedarf mehr der Nächstenliebe des Gebets und des ehrlichen Dialog . Sie benötigt staatlicherseits Rahmenbedingungen die die Glaubensfreiheit jedes Menschen die die ungestörte Ausübung des Glaubens im privaten Bereich und im öffentlichen Raum garantiert! Leider ist dies im 21. Jahrhundert keine Selbstverständlichkeit. Christinnen und Christen sind in bestimmten Ländern unserer Welt grossen Gefahren und Repressalien ausgesetz worüber ständig in den intenernationalen Medien berichtet wird. Trotz aller Bürde folgen sie Jesus Christus mit inniger Liebe und beschritten nicht selten den Weg des Märtyrertums. Unser Ökumenischer Thron legt täglich ein Zeugnis des lebendigen Glaubens ab und teilt die Freude über den auferstandenen Herrn offenen Herzens mit allen Menschen unserer leidgepüften Welt. Umso segensreicher ist es, wenn wir den Weg der Wahrheit und Liebe gemeinsam mit unserer Schwesterkirche und anderen Glaubensgemeinschaften gehen und gestalten können!
Die Anerkennung der orthodoxen Kirche in Österreich durch die 2. Republik als Körperschaft öffentlichen Rechts im Jahre 1967 trägt der Tatsache Rechnung, dass unsere Kirche ein integraler Bestandteil Österreichs ist und schon im 18. Jahrd. gesicherte Privilegien des Hauses Habsburg erhalten hat. Sie lebt in Symphonie mit den Kirchenbehörden und Menschen dieses Landes. Unsere väterlichen Gebete richten wir zu unserem Herrn- damit die Zukunft des christlichen Glaubenslebens und unserer orthodoxen Kirche in Österreich fruchtbar und segensreich bleiben mögen!” Sich gegenseitig mit Taten der Liebe gewissermassen zu übertreffen ist ja ein altes monastisches Prinzip und die gemeinsamen Wurzeln des Mönchtums in Ost und West eine solides Fundament für die ersehnte Einheit der Christen. Die geographische Lage des Klosters im Burgenland -unter dem Schutz des hl. Bischofs Martin der noch ungeteilten Christenheit bietet Anlass zur berechtigten Hoffnung, dass dieses Kloster Einheit stiften und eine kulturelle Bereicherung für die Region sein wird.
Die mit ihrem Abt Paisios anwesende Mönchsgemeinschaft (www.orthodoxes-kloster-maria-schutz.at) konnte nach der anschliessenden Eröffnung des neuen, wunderschönen puristischen Festaals der Metropolis im Kellergewölbe, hoffentlich noch einige weitere Gäste zur Grossherzigkeit bewegen. Dort fand in Anwesenheit beider Hierarchen , ökumenischer Patriarch Barthololmaios I. und Patriarch von Alexandrien und ganz Afrika Theodor II. nach den Stunden der dankbaren Erinnerung mit Ansprachen und klassischer Musik, nun in Begegnungen katholischer und orthodoxer Bischöfe und Kleriker, Festgästen aus Staat und Gesellschaft und der Gläubigen aus orthodoxen Gemeinden ein historischer Abend mit köstlichem der Fastenzeit entsprechendem mediterranem „Fingerfood“ seinen festlichen Abschluss!
Claudia Schneider, Wien