Eine Reliquie der Krippe Jesu wird am Freitag an die Franziskaner des Heiligen Landes übergeben

Apostolischer Delegat, Erzbischof Girelli, feiert zur Ankunft der Reliquie Gottesdienst im vatikanischen Notre Dame-Center in Jerusalem – Übertragung nach Bethlehem in die katholische Katharinenkirche neben der Geburtsbasilika – Die Reliquie war im 7. Jahrhundert nach Rom gebracht worden

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Foto: © Dirk D. (Quelle: Wikimedia; Lizenz: Attribution-Share Alike 3.0 Unported)

Vatikanstadt-Jerusalem, 28.11.19 (poi) Eine kostbare Reliquie der Krippe Jesu wird am Freitag, 29. November, in Jerusalem an den Kustos der Franziskaner des Heiligen Landes, P. Francesco Patton, übergeben. Die Reliquie wird am 30. November nach Bethlehem übertragen, wo sie in Zukunft in der katholischen Katharinenkirche – unmittelbar neben der Geburtsbasilika – von den Gläubigen verehrt werden kann. Am 30. November wird in Bethlehem auch der traditionelle Christbaum auf dem Krippenplatz aufgestellt. Mit der Übergabe der Reliquie, die bisher in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore verehrt wurde, wolle Papst Franziskus ein Zeichen der Zuneigung zum palästinensischen Volk geben, wie der Apostolische Delegat in Jerusalem, Erzbischof Leopoldo Girelli (er ist auch Apostolischer Nuntius in Israel), sagte. Erzbischof Girelli wird am Freitag, 29. November, aus Anlass der Übertragung der Reliquie in der Friedenskapelle im vatikanischen Notre Dame-Center die Heilige Messe zelebrieren. Am Nachmittag (um 17 Uhr Ortszeit) werden die Franziskaner im Notre Dame-Center die Reliquie in Empfang nehmen und sie mit einer Prozession zur Salvatorkirche, dem Sitz der Franziskaner-Kustodie in der Altstadt von Jerusalem, geleiten. Dort wird dann der Vesper (Vorabend)gottesdienst zum Fest aller Heiligen des Franziskanerordens gefeiert.

Die Reliquie war vom Heiligen Sophronius, Patriarch von Jerusalem, im 7. Jahrhundert an Papst Theodor I. übergeben  worden. Der Papst stammte aus Jerusalem, sein Vater soll Bischof der Heiligen Stadt gewesen sein. In der Amtszeit von Sophronius kam es zur Eroberung Jerusalems durch die Muslime, die zu einem neuen politisch-militärischen Faktor im Nahen Osten geworden waren. Nach mehrmonatiger Belagerung übergab Sophronius im April des Jahres 637 n.Chr. die Heilige Stadt an den Kalifen Omar. Dabei wurde eine Vereinbarung ausgehandelt, die als  „Omar-Pakt“ auch heute noch eine Rolle im islamischen Denken spielt. Gemäß diesem Vertrag wurde den Christen eine – allerdings beschränkte – Religionsfreiheit eingeräumt; im Gegenzug mussten sie sich zur Zahlung einer Sondersteuer (der „Dschizya“) verpflichten und die Stellung von „Schutzbefohlenen“ („dhimmi“) der islamischen Machthaber akzeptieren.

Die „Rückkehr“ einer Reliquie der Krippe Jesu nach Bethlehem – an den Geburtsort des Erlösers – hat frömmigkeitsgeschichtlich große Bedeutung. In Santa Maria Maggiore wurden die Holzreste – die nach der Tradition Teil der Futterkrippe waren, in die man das neugeborene Kind gelegt hatte –  in einem Kristallreliquiar in Form einer Krippe verehrt. Der Franziskaner-Kustos P. Patton sagte im Gespräch mit „Haaretz“, er sei Papst Franziskus zutiefst dankbar für dieses Geschenk und für das Recht, „diese heilige Reliquie zu bewahren“. Die Rückkehr der Reliquie der Krippe Jesu, die seit dem 7. Jahrhundert in Rom war, nach Bethlehem sei ein „Faktor von außerordentlicher Bedeutung“. Es handle sich um ein „besonders freudiges Ereignis“ im Hinblick auf Weihnachten, das Fest der Geburt des Erlösers Jesus Christus, und um „eine große Ehre für die Gläubigen und die Pilger in der Region“.

Der christliche Bürgermeister von Bethlehem, Anton Salman, erklärte in einem Gespräch mit der palästinensischen Nachrichtenagentur „Wafa“, die Rückkehr der Krippen-Reliquie nach Bethlehem sei den Bemühungen von Präsident Mahmoud Abbas bei seinem Besuch im Vatikan zu verdanken.