Erdogan bedauert, dass orthodoxe Theologische Hochschule auf Halki geschlossen ist

Die Verantwortung liege aber bei den früheren Regierungen – Türkischer Staatspräsident verknüpft Halki-Frage jetzt mit Ausbildung von Muftis und Imamen für die islamische Minderheit in Westthrazien

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Foto: © User:Darwinek (Quelle: Wikimedia; Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported)

Ankara, 08.02.19 (poi)  Der türkische Staatspräsident Recep T. Erdogan hat anlässlich des Besuchs des griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras in der geschlossenen orthodoxen Theologischen Fakultät  auf der Insel Halki im Marmara-Meer erklärt, er bedaure es, dass Halki seit 1971 geschlossen sei. Wörtlich fügte er hinzu: „Das ist aber nicht unsere Schuld. Wir waren damals nicht die Regierenden. Als ich im Lyzeum war, hat uns der Religionsprofessor mitunter nach Halki geführt und uns die Theologische Hochschule gezeigt“. Er sei beeindruckt gewesen von der Bibliothek dort mit ihren nahezu 40.000 Bänden und habe sich die Frage gestellt, wer das alles lesen könne. Alexis Tsipras und dessen Vorgänger hätten immer wieder die Frage der Wiedereröffnung von Halki auf die Tagesordnung gesetzt. Er habe dann immer geantwortet, dann müsse man aber auch über die Frage der Muftis und Imame in Westthrazien (wo es eine türkische und pomakische, bulgarisch-islamische, Minderheit gibt) reden, so Erdogan.

Der türkische Präsident hob zugleich hervor, dass er immer für die Funktionsfähigkeit des Ökumenischen Patriarchats gesorgt habe. Zu einem bestimmten Zeitpunkt hätten dem Heiligen Synod des Patriarchats nur mehr sieben Metropoliten angehört. Daraufhin habe er dem Patriarchen gesagt, „geben Sie mir eine Liste von Kandidaten und ich sorge dafür, dass sie die türkische Staatsangehörigkeit erhalten, damit der Heilige Synod funktionieren kann“. Daher habe der Heilige Synod jetzt 15 Mitglieder.

Patriarch Bartholomaios I. hatte in der Vorwoche die Hoffnung geäußert, dass der Besuch des griechischen Ministerpräsidenten auf Halki ein Signal im Hinblick auf Wiedereröffnung der Theologischen Fakultät sein könnte. Dass seine Begegnung mit Tsipras nicht wie üblich im Phanar, sondern auf Halki stattfinden werde, hatte Bartholomaios I. als  von hoher Symbolik im Hinblick auf die Hochschulfrage bezeichnet: „Wir brauchen die Wiedereröffnung unserer Fakultät, nachdem sie fast ein halbes Jahrhundert ungerechtfertigt geschlossen war“.