Moskau, 19.11.17 (poi) Das Oberhaupt der Anglican Communion, Erzbischof Justin Welby, wird Moskau von 20. bis 22. November besuchen. Offizieller Anlass des Besuchs ist die Amtseinführung des neuen Pfarrers der Moskauer anglikanischen St. Andrew’s Church, Malcolm Rogers. Erzbischof Welby wird aber auch mit Patriarch Kyrill I. und mit dem Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion (Alfejew), zusammentreffen.
Die Kontakte wischen der anglikanischen Kirche und der russisch-orthodoxen Kirche reichen in das 17. Jahrhundert zurück. Der offizielle theologische Dialog zwischen der anglikanischen Kirche und der orthodoxen Kirche wurde auf Weltebene 1973 aufgenommen. Die erste Phase dieses Dialogs wurde mit dem „Moscow Agreed Statement“ von 1976 abgeschlossen. Mittlerweile befindet sich dieser Dialog in der vierten Phase, thematischer Schwerpunkt ist die theologische Anthropologie.
Von 14. bis 21. Oktober tagte die internationale Kommission für den theologischen Dialog zwischen Anglikanern und Orthodoxen in Sliema (Republik Malta). Im Mittelpunkt der Tagung stand das theologische Verständnis der menschlichen Person im Sinn der 2015 in Buffalo verabschiedeten anglikanisch-orthodoxen Konsens-Erklärung „Nach dem Bild Gottes: Eine Anthropologie voll von Hoffnung“. In Sliema ging es um die praktischen Konsequenzen dieser Erklärung vor allem im Hinblick auf das Umweltproblem und auf das Ende des Lebens.
Vier Dokumente – über den „Orthodoxen Zugang zur Ökologie“, über „Die Liebe Gottes und die Verletzlichkeit der Schöpfung“, über „Anglikanische Zugänge zu Tod und Sterben“ und über „Die Euthanasie und der orthodoxe Zugang“ – standen zur Diskussion. Zu jedem dieser Dokumente wurden jeweils ein anglikanischer und ein orthodoxer Kommentar schriftlich vorgelegt. In den Verhandlungen der Kommission sei ein „bemerkenswertes Niveau theologischer Konvergenz“ über die vier Themen erzielt worden, hieß es. Beauftragte Kommissionsmitglieder sollen jetzt unter Berücksichtigung der Diskussionen von Sliema neue Entwürfe erstellen – als Grundlage für gemeinsame Erklärungen in Zukunft. Mit „Dankbarkeit“ nahmen die Kommissionsmitglieder zur Kenntnis, dass in den letzten Jahren die Beiträge anglikanischer und orthodoxer Verantwortungsträger (und das Engagement der kirchlichen Gemeinden) zu Gunsten der „Umweltgerechtigkeit“ und der Nachhaltigkeit gewachsen sind.
Als Ko-Vorsitzende der Tagungen fungierten Erzbischof Richard Clarke von Armagh (anglikanische Kirche von Irland) und der Metropolit von Belgien, Athenagoras (Peckstadt; Ökumenisches Patriarchat). Am 15. Oktober wurden in La Valletta die anglikanische Eucharistie in der Pauluskathedrale und die orthodoxe Göttliche Liturgie in der Georgskirche gefeiert. Die Kommissionsmitglieder besuchten die Paulus-Heiligtümer und die katholischen Kathedralen auf der Insel Malta, der katholische Erzbischof Charles Scicluna gab in seiner Residenz ein Essen für die anglikanisch-orthodoxe Dialogkommission.