Estnischer evangelisch-lutherischer Erzbischof besuchte Patriarch Kyrill in Moskau

Die beiden Kirchen stimmen bei der Verteidigung der christlichen Werte, aber auch im Hinblick auf die Probleme und Herausforderungen der zeitgenössischen Gesellschaften überein – Einladung an das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche zu einem neuerlichen Besuch in der baltischen Republik

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Foto: © Serge Serebro, Vitebsk Popular News (Quelle: Wikimedia, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International)

Moskau, 04.12.19 (poi)  Die evangelisch-lutherische Kirche Estlands und die russisch-orthodoxe Kirche stimmen bei der Verteidigung der christlichen Werte, aber auch im Hinblick auf die Probleme und Herausforderungen der zeitgenössischen Gesellschaften überein. Dies wurde beim jüngsten Besuch des Oberhaupts der evangelisch-lutherischen Kirche Estlands, Erzbischof Urmas Viilma, beim Moskauer Patriarchen Kyrill I. betont. Die Begegnung der beiden Kirchenoberhäupter fand am 29. November im Moskauer Danielskloster in Anwesenheit des estnischen Botschafters in Moskau, Margus Laidre, statt. Erzbischof Viilma erinnerte bei der Begegnung nicht nur an den letzten Estland-Besuch von Patriarch Kyrill I., sondern sprach auch die Einladung zu einem neuerlichen Besuch des Oberhaupts der russisch-orthodoxen Kirche in der baltischen Republik aus. Der evangelisch-lutherische Erzbischof würdigte nicht nur die guten Beziehungen zwischen seiner Kirche und dem Moskauer Patriarchat, sondern auch die Entwicklung des bilateralen Dialogs im Rahmen des Ökumenischen Rates der Kirchen Estlands.

Patriarch Kyrill erinnerte bei der Begegnung an seine Kindheits- und Jugendeindrücke in Estland. Als Kind und als Jugendlicher sei er jeden Sommer in Estland gewesen und habe dort das berühmte Nonnenkloster Pjuchtitsa besucht. Als Bürger von St. Petersburg sei er oft in das nahe Estland gefahren und habe dort viele gute Freunde gehabt: „Ich habe sehr lebhafte Erinnerungen an die estnische Szenerie“.

In herzlichen Worten würdigte der Patriarch die entschlossene Verteidigung der christlichen Werte durch die estnische evangelisch-lutherische Kirche. Leider sei das nicht bei allen Kirchen im Westen der Fall, die sich bisweilen mehr von der veränderlichen Gesetzgebung ihrer Länder als vom Evangelium leiten ließen.

Kyrill I. ging auch auf die Situation der Orthodoxie in Estland ein. Die autonome estnische Kirche des Moskauer Patriachats zähle heute mehr als 170.000 Gläubige, „sechs Mal mehr als die vom Patriarchat von Konstantinopel abhängige Kirchenstruktur in Estland“. Allerdings habe die Moskauer Jurisdiktion wesentlich weniger Gotteshäuser als die konstantinopolitanische. Man müsse sich die Frage stellen, warum das so ist, so der Patriarch: „Wir sehen ein Unrecht in dieser Situation. Vielleicht gibt es einige politische Motive, aber wenn es um Kirchenfragen geht, sollte man sich von allen politischen Sympathien und Antipathien fernhalten“. Ausdrücklich würdigte Kyrill I. die „außerordentlichen Verdienste“ des früheren (bis 2018) russisch-orthodoxen Metropoliten von Tallinn, Kornilij (Jakobs), um die Entwicklung der „freundschaftlichen Beziehungen“ zwischen orthodoxen und evangelisch-lutherischen Christen in Estland. Jetzt stehe Erzbischof Jewgenij (Reschetnikow), der langjährige Rektor der Theologischen Akademie und des Seminars von Moskau, an der Spitze der estnischen Kirche, der ebenfalls für die Zusammenarbeit der Kirchen engagiert sei.

Erzbischof Viilma  betonte in seiner Predigt in der evangelisch-lutherischen Peter-Paul-Kathedrale in Moskau das gegenseitige Verständnis in der spirituellen Begleitung der Menschen. Der estnische Erzbischof würdigte die ökumenische Zusammenarbeit in seiner Heimat und lobte die Arbeit der evangelisch-lutherischen Kirche in Russland. Erfreut zeigte er sich auch über die Entwicklung der Zusammenarbeit zwischen dem russischen Staat und den Kirchen im Engagement „für das spirituelle und materielle Wohlergehen der Menschen“.