Frankreich: Weiterhin ungewisse Zukunft des Pariser Exarchats

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Foto: © Myrabella / Wikimedia Commons / CC BY-SA 4.0 (Quelle: Wikimedia; Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International)

12.09.2019 (NÖK) Die zukünftige Ausrichtung des „Erzbistums der orthodoxen Gemeinden russischer Tradition in Westeuropa“ ist weiterhin offen. An der außerordentlichen Generalversammlung des früheren Exarchats des Ökumenischen Patriarchats am 7. September hat zwar eine Mehrheit dafür gestimmt, sich dem Moskauer Patriarchat anzuschließen, doch die für den Antrag notwendige Zweidrittelmehrheit wurde nicht erreicht. Der Diözesanrat will nun prüfen, wie weiter verfahren werden soll.

Erzbischof Jean (Renneteau), der Leiter des Erzbistums, befürwortet die Eingliederung in die Russische Orthodoxe Kirche (ROK), die während der letzten Monate bei Verhandlungen angeboten hatte, das Exarchat vollständig und mit all seinen administrativen und liturgischen Besonderheiten aufzunehmen und die dafür nötigen Änderungen an ihren Statuten vorzunehmen. Bis im November 2018 unterstand das Erzbistum dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel, als dieses überraschend das Exarchat auflöste. Seither werden verschiedene Optionen diskutiert, darunter eine Vereinigung mit der Russischen Auslandskirche, mit der Rumänischen Orthodoxen Kirche, mit der Orthodoxen Kirche in Amerika oder eben dem Moskauer Patriarchat. Eine Integration der einzelnen Gemeinden in die lokalen griechischen Eparchien, die das Ökumenische Patriarchat angeordnet hatte, lehnt der Diözesanrat des Erzbistums ab.

An einem Gottesdienst am Tag nach der Versammlung soll Erzbischof Jean gesagt haben, die 58 Prozent Befürworter dürften nicht ignoriert werden, und eine weitere Abstimmung solle durchgeführt werden. Erzpriester Nikolai Balaschov, der stellv. Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats, hielt fest, dass eine „bedeutende Gruppe von Geistlichen und Gemeinden“ sich der ROK anschließen wolle. Diejenigen, die „sich mit der Bitte um Aufnahme an die russische Kirche wenden, werden aufgenommen werden“, erklärte Balaschov. Allerdings ist unklar, in welcher Form sie innerhalb der ROK bestehen würden, da das Angebot nur für das Erzbistum als Ganzes gilt. Letztlich würde die Organisationsform davon abhängen, wie viele Geistliche und Gemeinden sich der ROK anschließen wollen, sagte Balaschov weiter.

Die Abstimmung über die Annahme des Dokuments zur Eingliederung in die ROK war der einzige Punkt auf der Tagesordnung der Generalversammlung. Zwei weitere ursprünglich vorgesehene Optionen – ein bilateraler Dialog mit dem Patriarchat von Konstantinopel über eine mögliche neue Struktur für das Exarchat innerhalb des Patriarchats sowie eine umfassende Reform des Erzbistums als autonome Struktur – wurden kurzfristig gestrichen. Nachdem das Ökumenische Patriarchat am 31. August in einem Kommuniqué informiert hatte, dass Erzbischof Jean – der sich noch Mitte August mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios getroffen hatte – nicht länger ein Bischof des Patriarchats sei, wurde die Option eines Verbleibs beim Ökumenischen Patriarchat von der Tagesordnung gestrichen. Die dritte Option, ein Vorschlag von Erzpriester Georges Ashkov von Biarritz und Lourdes, wurde vom Initiator zurückgezogen, um zu einem späteren Zeitpunkt diskutiert zu werden.

Gleichzeitig mit der Entlassung von Erzbischof Jean hatte das Ökumenische Patriarchat mitgeteilt, die Gemeinden des Exarchats Metropolit Emmanuel (Adamakis) von Frankreich zu unterstellen. In einem offenen Brief an die Geistlichen und Laien des Exarchats wehrte sich Erzbischof Jean gegen dieses Vorgehen und die Aussage Emmanuels, die Generalversammlung vom 7. September habe keine Entscheidungsbefugnis. Mit Hinweis auf kanonische und zivilrechtliche Grundlagen erklärte er, noch immer für das Exarchat zuständig zu sein. Eine Unterstellung unter die französische Metropolie des Ökumenischen Patriarchats könne nur die Generalversammlung beschließen. Emmanuel seinerseits hatte nicht gezögert, sofort von den Gemeinden des Exarchats zu verlangen, künftig bei Gottesdiensten ihn als ihren Hierarchen zu kommemorieren.