Frühchristliche Schätze aus dem Wiener KHM sind am Ursprungsort Aquileia zu sehen

Große Ausstellung in dem antiken Patriarchatssitz an der nördlichen Adria – Präsentation des neuen Pilgerwegs „Romea Strata“ vom Baltikum nach Rom

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Foto: © (Quelle: Wikimedia)

Udine, 15.07.19 (poi) Aquileia, der antike Patriarchatssitz an der nördlichen Adria, ist derzeit Schauplatz einer großen Ausstellung, in der jene Schätze antiker und frühchristlicher Kunst gezeigt werden, die bei den österreichischen Ausgrabungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts ans Licht kamen. Aquileia gehörte damals zum „Litorale“ (Küstenland, einem österreichischen Kronland mit der Hauptstadt Triest). 1817 wurden 340 antike und frühchristliche Kunstwerke nach Wien transportiert, 45 kehrten nach dem Ersten Weltkrieg nach Aquileia zurück, die übrigen gehören zum Bestand der Antikensammlung des Wiener Kunsthistorischen Museums (KHM). In Aquileia sind diese Schätze jetzt bis 20. Oktober im neuaufgestellten Museo Archeologico Nazionale zu bewundern, unter ihnen auch das berühmte Bronzekreuz mit dem Christus-Monogramm aus der Basilika, das in der Mitte des 19. Jahrhundert nach Wien kam.

Bei der Ausstellungseröffnung wurde betont, dass die Ausgrabungen im frühen 19. Jahrhundert in Aquileia – einer der bedeutendsten römischen Metropolen – die Bedeutung der römischen Kultur und der politischen Einheit der römischen Kaiserzeit als Grundlage eines wahrhaft vereinten Europa aufgezeigt hätten. Antonio Zanardi Landi, der Präsident der „Fondazione Aquileia“, würdigte die enge Zusammenarbeit mit dem Wiener Kunsthistorischen Museum. Diese Zusammenarbeit – der Direktor der KHM-Antikensammlung, Georg Plattner, war bei der Eröffnung anwesend – illustriere die enge Verbundenheit zwischen Wien und Aquileia.

Die Ausgrabungen im frühen 19. Jahrhundert hätten oft noch den Charakter einer Schatzsuche gehabt, so Cristiano Triussi von der „Fondazione Aquileia“. Aber zugleich seien sie das Vorspiel für die  gründliche Arbeit der österreichischen Archäologen im weiteren Verlauf des Jahrhunderts gewesen, so die Kampagne im Bereich des Zirkus und der spätantiken Mauern zwischen 1872 und 1875 und die Ausgrabungen im Komplex um die Basilika ab 1893.

In Aquileia wurde in diesen Tagen aber auch ein weiteres „europäisches“ Projekt präsentiert, wie die italienische katholische Nachrichtenagentur ACI berichtet: Es handelt sich um den Pilgerweg „Romea Strata“, der vom Baltikum über Polen, die Tschechische Republik, Österreich und Italien nach Rom führt. In Italien berührt der Pilgerweg 185 politische Gemeinden und 335 Pfarren in fünf italienischen Regionen. Trägerin des Projekts ist die neugegründete „Associazione Europea Romea Strata“, an der deren Spitze der Priester Raimondo Sinibaldi steht. Sinibaldi sieht den Pilgerweg als eine Initiative des Glaubens, der Spiritualität und der Kultur im Zeichen des gemeinsamen europäischen Erbes. Das Projekt habe auch positive Auswirkungen auf die Kenntnis der Geschichte der betroffenen Länder, auf die Entwicklung des „sanften Tourismus“, den Jugendaustausch, viele künstlerische und  kulturelle Aktivitäten, auf die Zusammenarbeit im wissenschaftlichen und im Bildungsbereich. Aquileia, aus dessen Patriarchat nicht weniger als 52 Diözesen hervorgegangen seien, spiele in diesem Zusammenhang als Ort der Begegnung zwischen den Kirchen des Ostens und des Westens eine besondere Rolle. Sinibaldi hofft, dass die „Romea Strata“ – ähnlich wie der „Cammino“ nach Santiago de Compostela oder die „Via Francigena“ – offiziell vom Europarat zertifiziert wird.

Mgsr. Eugenio Bruno vom Päpstlichen Rat für die Neuevangelisierung unterstrich in Aquileia die Bedeutung der Pilgerwege für die auf der Suche nach Sinn befindlichen Menschen von heute. Die Gotteshäuser und Klöster an den Pilgerwegen seien gleichsam „Raststätten“ der Seele, um den Suchenden ein inneres Ziel zu zeigen. (Infos: Lida Lodolo, Tel.: 0039/348/770 74 45).