Georgien überlegt Einführung eines Freifachs „Geschichte der Religion“

Aber wie in allen anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion ist der Widerstand gegen die Einführung auch nur eines „Religionskunde-Unterrichts“ an den Schulen zäh und hartnäckig

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Foto: © Monika from Sochaczew near Warsaw, Poland (Quelle: Wikimedia, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic)

Tiflis, 27.01.18 (poi) Die georgische Regierung überlegt, in den Schulen des Landes ein Freifach „Geschichte der Religion“ einzuführen. Dies berichtet „Georgia online“. Nach Angaben von Bildungsminister Mikhail Tschchenkeli soll den Schülerinnen und Schülern (bzw. deren Eltern) das Angebot in allen Schulstufen unterbreitet werden. Der georgische Katholikos-Patriarch Ilia II. hatte im Dezember in einer Predigt neuerlich gefordert, dass die Geschichte der Religion und Fragen der Spiritualität im Lehrplan der Schulen behandelt werden sollten. Von einem Religionsunterricht nach österreichischem, deutschen oder italienischen Muster wäre das georgische Fach „Geschichte der Religion“ allerdings weit entfernt.

Wie in allen anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion ist auch in Georgien der Widerstand gegen die Einführung auch nur eines „Religionskunde-Unterrichts“ an den Schulen zäh und hartnäckig. Das im Januar 1918 proklamierte leninistische Prinzip der „Trennung des Staates von der Kirche und der Schule von der Kirche“ prägt nach wie vor das Bewusstsein der pädagogischen Welt. Auch im Schulsystem der Russischen Föderation gibt es nur das Freifach „Grundlagen religiöser Kulturen und säkularer Ethiken“, das in sechs Varianten angeboten wird: „Grundlagen der orthodoxen Kultur“, „Grundlagen der islamischen Kultur“, „Grundlagen der jüdischen Kultur“, „Grundlagen der buddhistischen Kultur“, „Grundlagen der Weltreligionen“ und „Grundlagen säkularer Ethik“.  Inwieweit dieses Freifach an den Schulen implementiert wird, hängt weitgehend von der Interessenlage der führenden Politiker der „Föderalsubjekte“ (Gouvernements, autonome Republiken etc.) ab. Nach neuesten Angaben haben sich etwa in St. Petersburg nur 33 Prozent der Schülerinnen und Schüler (bzw. deren Eltern) für die „Grundlagen der orthodoxen Kultur“ entschlossen.