
12.09.2019 (NÖK) Mit Blick auf die neue Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU) hat die Hl. Synode der Griechischen Orthodoxen Kirche (GOK) einen doppelten Beschluss gefasst. An ihrer Sitzung anerkannte sie entsprechend dem Vorschlag der beiden Synodalausschüsse für dogmatische Fragen bzw. für interorthodoxe und zwischenchristliche Beziehungen zur Ukraine-Frage das kanonische Recht des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel, einer Kirche die Autokephalie zu verleihen. Zugleich anerkannte sie das Privileg ihres Oberhaupts, die Frage der allfälligen Anerkennung der OKU weiter zu behandeln. Doch Erzbischof Hieronymos (Liapsis) von Athen lehnt es offenbar ab, eine solche Verantwortung allein zu tragen und will die Bischofsversammlung in der Angelegenheit entscheiden lassen.
Die nächste Bischofsversammlung, an der alle Hierarchen der GOK teilnehmen, ist für Oktober geplant. Auf ihrer Tagesordnung findet sich die Ukraine-Frage nicht, doch Hieronymos könnte das Thema trotzdem einbringen. Auch auf der Tagesordnung der Sitzung der Hl. Synode hatte sie nicht gestanden, eigentlich hatte die Hl. Synode schon im Januar entschieden, die Ukraine-Frage der Bischofsversammlung zu übertragen.
Aus dem Kommuniqué der Hl. Synode geht nicht hervor, was die beiden Synodalausschüsse im Detail empfohlen haben. Unklar ist auch, ob das Recht Konstantinopels zur Verleihung der Autokephalie allgemein oder in Bezug auf die Ukraine anerkannt wird. Direkt nach der Sitzung der Hl. Synode vom 26. bis 28. August war die Meldung kursiert, die GOK habe die OKU anerkannt. Dabei wurde auch spekuliert, die Behandlung des Themas an der Tagung der Hl. Synode statt an der Bischofsversammlung sei aus Angst, eine Mehrheit der Bischöfe könnte die Anerkennung ablehnen, erfolgt.
Tatsächlich gibt es unter den griechischen Bischöfen Gegner des Konstantinopler Vorgehens. So versicherte Metropolit Nektarios (Dovas) von Korfu zwei ukrainischen Bischöfen, er und seine Eparchie würden lediglich die Ukrainische Orthodoxe Kirche (UOK), die dem Moskauer Patriarchat untersteht, anerkennen. In der UOK wird vermutet, die GOK wolle nicht für eine Spaltung der Weltorthodoxie verantwortlich sein, indem sie die OKU anerkennt. Zugleich stehe sie unter Druck und wolle eine direkte Konfrontation mit Konstantinopel vermeiden, kommentierte Erzpriester Nikolaj Danilevitsch, der stellv. Leiter des Außenamts der UOK, in einem Interview. Alexander Bachov, ein Vertreter der juristischen Abteilung der UOK, erklärte, dass die Anerkennung eines Rechts noch nichts darüber aussagt, ob dieses Recht auf legale oder illegale Weise umgesetzt werde.
Auf die Seite der UOK stellte sich auch Patriarch Theophilos von Jerusalem. Bei einem Treffen mit Metropolit Pavel (Ponomarjov) von Minsk, dem Exarchen des Moskauer Patriarchats für Belarus, betonte er seine Treue zur guten kanonischen Ordnung der Kirche sowie seine Unterstützung für die UOK. Während der Diskussion über die aktuellen Entwicklungen in der Ukraine-Frage unterstrich Theophilos, wie wichtig die Bewahrung der Einheit der Orthodoxie sei. Bisher weigert sich der Jerusalemer Patriarch, mit Hierarchen der OKU zu konzelebrieren. Er hat angeordnet, die kirchliche Zugehörigkeit aller ukrainischen orthodoxen Priester zu überprüfen, die in der Grabeskirche zelebrieren wollen.
Eine „neutrale Position“ nimmt Erzbischof Chrysostomos, das Oberhaupt der Orthodoxen Kirche von Zypern, ein. Er hatte sich um eine Annäherung zwischen der ROK und Konstantinopel bemüht, hat aber seine Anstrengungen inzwischen aufgegeben. Zunächst hatte er die Patriarchen von Alexandrien, Antiochien und Jerusalem nach Nikosia eingeladen sowie die Patriarchen von Bulgarien und Serbien sowie den Erzbischof von Athen einzeln getroffen, um in der Ukraine-Frage gemeinsam nach einem Konsens zu suchen. In Konstantinopel kam sein Vorgehen jedoch nicht gut an, wie er an einer Pressekonferenz mitteilte. Deshalb höre er mit seinen Bemühungen auf. Er wolle aber eine „einige Orthodoxie“ und werde alles tun, damit es nicht zu einer Spaltung komme, betonte er. Der Kirche von Zypern gehe es darum, gute Beziehungen mit allen anderen autokephalen Kirchen zu haben.