Hilfsaktion für „Österreich-Dorf“ in der Ninive-Ebene kommt in Gang

Ein „ungenannt bleiben wollendes“ Mitglied des Kuratoriums der Kardinal-König-Stiftung spendete 50.000 Euro für den Neubau der Kirche .- „Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände“ (AKV) widmet ihre Weihnachtsaktion dem „Österreich-Dorf“ – Bundesländer unterstützen die Aktion – AKV-Präsident Kukacka hofft, dass sich die kommende Bundesregierung um das Thema Gleichberechtigung und Schutz der Christen im Nahen Osten bevorzugt annehmen wird

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Foto ©: Fredarch (Quelle: Wikimedia, Lizenz: GNU Free Documentation License, Version 1.2 )

Wien, 11.12.17 (poi) Die Hilfsaktion für den Wiederaufbau des christlichen Dorfes Baqofa in der Ninive-Ebene kommt in Gang. Wie die Generalsekretärin der Kardinal-König-Stiftung, Annemarie Fenzl, am Montag bei einem Journalistengespräch in Wien mitteilte, hat ein „ungenannt bleiben wollendes“ Mitglied des Kuratoriums der Stiftung 50.000 Euro für den Neubau der Kirche des „Österreich-Dorfes Baqofa“ zur Verfügung gestellt. Der Neubau der zerstörten Dorfkirche entspricht dem vordringlichen Wunsch der zurückgekehrten Bewohner, die betonen, dass damit ein wirksamer Impuls für die gesamte Rekonstruktion der Infrastruktur des Dorfes wie auch der dörflichen Gemeinschaft erfolgt. Annemarie Fenzl erinnerte daran, dass mit der Solidaritätsreise des Präsidenten der Kardinal-König-Stiftung, Diözesanbischof Manfred Scheuer (Linz), nach Erbil im Februar gleichsam die „Initialzündung“ für die „Aktion Heimkehr – Österreich-Dorf Baqofa“ gesetzt wurde.

Diese Aktion wird jetzt von der „Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände“ (AKV) in Zusammenarbeit mit der „Initiative Christlicher Orient“ (ICO) und „Christian Solidarity-Österreich“ (CSI) getragen. AKV-Präsident Staatssekretär a.D. Helmut Kukacka sagte am Montag, dass es den katholischen Verbänden darum gehe, konkrete Hilfe für die Christen in Syrien und im Irak zu leisten, sosehr es auch notwendig sei, „schon aus Gründen der Nächstenliebe“ die nach Europa kommenden muslimischen Flüchtlinge aus dem Nahen Osten zu unterstützen. Die AKV habe vor zwei Jahren mit der konkreten Hilfe für die schwer bedrängten Christen im Nahen Osten begonnen und zunächst in einer ersten Etappe zusammen mit ICO, CSI und „Kirche in Not“ (KiN) drei Projekte im Irak und in Syrien unterstützt und dafür 65.000 Euro aufgebracht.

In einer zweiten Etappe konzentriere man sich jetzt auf die Hilfe für die aus der Ninive-Ebene vertriebenen christlichen Flüchtlinge, die jetzt langsam in ihre massiv zerstörten Heimatorte zurückkehren, daher auch der Name „Aktion Heimkehr“. Diese Aktion konzentriere sich auf Baqofa und den unmittelbar benachbarten größeren Ort Telskof. Die AKV und ihre rund 20 Mitgliedsorganisationen haben das Österreich-Dorf in der Ninive-Ebene zum Schwerpunkt ihrer Weihnachtsaktion gemacht. Wie Kukacka berichtete, habe er sich gemeinsam mit dem Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer und dem früheren oberösterreichischen Landeshauptmann Josef Pühringer (jetzt Obmann der „Pro Oriente“-Sektion Linz) auch an die Landesregierungen um Unterstützung gewandt; die Landeshauptleutekonferenz habe eine Starthilfe von 100.000 Euro zugesagt. Die AKV werde sich auch an die neue Bundesregierung wenden. Es müsse der Republik Österreich ein „geistiges und kulturelles“ Anliegen sein, einen Beitrag zur Bewahrung des Erbes des Urchristentums im mesopotamischen Raum zu leisten.

Kukacka erinnerte an die vielfachen Aufrufe der christlichen Patriarchen aus dem Orient, die vom westlichen Europa erwarten, dass auf die Regierungen im Nahen Osten Druck ausgeübt wird, damit das Heimatrecht der Christen und ihre völlige bürgerliche Gleichberechtigung gesichert werden. „Der IS ist praktisch besiegt, aber die extremistische Ideologie ist im Nahen Osten leider noch vielfach präsent“, bedauerte der AKV-Präsident. Kukacka zitierte den syrisch-orthodoxen Patriarchen Mar Ignatius Aphrem II., der für die ungarische Regierung lobende Worte gefunden habe, weil sie direkt die christlichen Kirchen im Nahen Osten in ihrem vielfachen Einsatz für die schwer betroffene Bevölkerung (nicht nur für die Christen) unterstütze. Der Patriarch habe deutlich gemacht, dass die – sicher notwendige – Hilfe für die Flüchtlingslager in Jordanien, dem Libanon, der Türkei keine Christen erreicht, weil diese von den örtlichen kirchlichen Organisationen aufgefangen werden und kaum in Flüchtlingslagern zu finden sind.

Mar Ignatius Aphrem II. habe auch deutlich zum Ausdruck gebracht, dass er sich ein intensiveres Engagement Österreichs im Nahen Osten wünsche, erinnerte der AKV-Präsident. Der Patriarch sei überzeugt, dass Österreich auf Grund seiner Neutralität etwa im Syrien-Konflikt eine stärkere Rolle spielen könnte. An die kommende Bundesregierung ergehe daher der dringende Appell, dafür zu sorgen, dass das Thema der Gleichberechtigung und des Schutzes der Christen im Nahen Osten ein primäres Anliegen nicht nur der österreichischen, sondern auch der europäischen Politik wird. Österreich könne dabei eine Führungsrolle übernehmen.

CSI-Generalsekretär Elmar Kuhn betonte ebenfalls die Notwendigkeit des Einsatzes für die vielfach bedrängten Christen des Nahen Ostens und deren Menschen- und Bürgerrechte. Das Engagement für Baqofa und Telskof in der Ninive-Ebene bedeute, eine „neue Zukunft“ für die Christen in diesem Gebiet zu schaffen. CSI setze sich als ökumenische Organisation für die „Aktion Heimkehr“ ein, weil es hier um ein allgemeinchristliches Anliegen gehe. Kuhn verwies darauf, dass die Christen in der kurdischen autonomen Region des Irak willkommen sind. Es sei ein Dienst an der Geschichte, die in diesem Raum trotz aller Schwierigkeiten seit vielen Jahrhunderten vom Miteinander von Christen und Muslimen gekennzeichnet sei, die Präsenz des Christentums an Euphrat und Tigris zu erhalten. Die Christen seien gleichsam „Salz in der Gesellschaft“. Es gehe darum, den Christen Lebensmöglichkeiten zu garantieren, wie es in diesen Tagen durch die Eröffnung einer von CSI initiierten großen Brunnenanlage in Telskof geschehen sei, die die beiden benachbarten Dörfer mit sauberem Wasser versorgt.