Hohe ökumenische Erwartungen an den Rumänien-Besuch des Papstes

Positive Reaktionen auf die offizielle Ankündigung der von 31. Mai bis 2. Juni anberaumten Reise von orthodoxer wie katholischer Seite

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Foto: © Otto Schemmel (Quelle: Wikimedia; Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported)

Vatikanstadt-Bukarest, 12.01.19 (poi) Hohe ökumenische Erwartungen knüpfen sich an die Rumänien-Reise von Papst Franziskus, die jetzt für den Zeitraum 31. Mai bis 2. Juni offiziell angekündigt wurde. Das offizielle Motto lautet „Sa mergem impreuna“ (Gehen wir gemeinsam). Das Logo des Papstbesuchs zeigt ein stilisiertes Bild Marias, unter derem Mantel junge Leute versammelt sind. Die „apostolische Reise“ des Papstes führt nach Bukarest, Iasi (die Hauptstadt der Region Moldau), nach Blaj (die geistliche Hauptstadt der griechisch-katholischen Kirche in Rumänien) und in den römisch-katholischen Marienwallfahrtsort Sumuleu Ciuc in Siebenbürgen, der vor allem von den Gläubigen ungarischer Muttersprache besucht wird. In der offiziellen Mitteilung der Sala Stampa wurde betont, dass der Papst der Einladung von „Präsident Johannis, der rumänischen Regierung und der katholischen Kirche in Rumänien“ Folge leiste. Der Sprecher der rumänisch-orthodoxen Kirche, Vasile Banescu, stellte fest, seine Kirche sei glücklich, dass der Besuch „im Hinblick auf die langen und guten Beziehungen zwischen rumänisch-orthodoxer Kirche  und römisch-katholischer Kirche“ bestätigt wurde. Diese Beziehungen seien durch den Besuch von Papst Johannes Paul II. im Jahr 1999 gestärkt worden und würden nun durch die Visite von Papst Franziskus erneuert. Die guten Beziehungen seien auch von der Gastfreundschaft geprägt, die den rumänisch-orthodoxen Pfarrgemeinden in vielen Ländern von den katholischen Diözesen entgegengebracht werde, die Gotteshäuser für die liturgischen Feiern der rumänischen Orthodoxen zur Verfügung stellen.

Papst Franziskus gehe es immer um die Gemeinschaft der verschiedenen Kräfte, um die Überwindung der Egoismen und um die zentrale Bedeutung des Gemeinwohls, wurde in einer Note des Heiligen Stuhls im Hinblick auf den Rumänien-Besuch betont. Bei den Katholiken in Rumänien hat die offizielle Ankündigung des Besuchs großen Enthusiasmus ausgelöst. Der Pressesprecher der Erzdiözese Bukarest, don Francisc Dobos, sagte im Gespräch mit dem italienischen katholischen Sender „TV2000“, er hoffe, dass der Papstbesuch ein „spiritueller Vitaminstoß“ für Rumänien sein werde: „Wir sind Papst Franziskus sehr dankbar, dass er 20 Jahre nach der Visite Johannes Pauls II. die Einladung zum Besuch dieser Peripherie Europas angenommen hat“. Im Hinblick auf das Motto brachte der Priester die Hoffnung zum Ausdruck, dass der Papstbesuch ein Impuls für die Christen des Landes „auf dem Weg zur Einheit“ sein werde. Ebenso gebe es die Erwartung, dass der Besuch von Papst Franziskus zur „Verständigung der politischen Kräfte“ beiträgt, damit sie alle für das Gemeinwohl des Landes arbeiten.

Der Vorsitzende der rumänischen Bischofskonferenz, Kardinal Lucian Muresan, stellte fest: „Wir hoffen, dass die Präsenz des Papstes für Rumänien eine Inspiration ist, um alles, was es Gutes und Wertvolles in Rumänien gibt, zu Gunsten des Gemeinwohls zusammenzufassen. Wir setzen auf den Willen zum Dialog zwischen den christlichen Kirchen auf der Basis der Respektierung des Andersseins, damit die Energien der Christen zu Gunsten des Lebens und der natürlichen Werte gebündelt werden können“.

Papst Franziskus hatte seine Absicht, Rumänien zu besuchen, bereits beim Ad-limina-Besuch der rumänischen Bischöfe im November des Vorjahrs zum Ausdruck gebracht. Ursprünglich war geplant, die Rumänien-Visite mit dem Besuch in Bulgarien und Mazedonien (5. bis 7. Mai) zu verbinden. Im Hinblick auf die G 20-Tagung in Sibiu am 9. Mai stellte sich dies aber als organisatorisch nicht machbar heraus.

An den einzelnen Etappen des Papstbesuchs laufen die Vorbereitungen bereits auf Hochtouren. In Bukarest wird der Papst mit Patriarch Daniel zusammentreffen. Die römisch-katholische Diözese Iasi hat eine ins 19. Jahrhundert zurückreichende Tradition (sie wurde 1883 begründet). Die bedeutendste Gestalt der Diözese war der aus Niederösterreich stammende Märtyrer-Bischof Anton Durcovici (1888-1951), er wurde 2014 selig gesprochen. In Blaj wird der Besuch stark im Zeichen des unierten griechisch-katholischen Basilianermönchs Samuil Micu (1745-1806) stehen, der 1795 eine bahnbrechende Bibelübersetzung herausbrachte und auch als Verfasser einer Grammatik der rumänischen Sprache und einer tausendseitigen Geschichte des rumänischen Volkes hervortrat.

Besondere Bedeutung hat die Etappe in Sumuleu Ciuc, das in einer mehrheitlich ungarischsprachigen Gegend Siebenbürgens liegt. Die Wallfahrt geht auf das Jahr 1442 zurück. Die Szekler pilgern alljährlich zu Pfingsten nach Csiksomlyo, wie der Ort auf ungarisch heißt. Die Zahl der Pilger geht dabei in die Hunderttausende. Der Besuch des Papstes hat über den unmittelbar kirchlichen Aspekt hinaus große Bedeutung. Zugleich ist der Besuch in dem Pilgerort eine Hommage an die Bezeichnung Rumäniens als „Garten der Muttergottes“.

Rumänien ist insgesamt orthodox geprägt. Es gibt aber auch eine heute wieder erstarkte katholische Kirche in drei Riten – lateinisch, byzantinisch, armenisch -,  in Siebenbürgen die evangelisch-lutherische und die evangelisch-reformierte Kirche, aber auch viele neoprotestantische Gemeinschaften (vor allem pentecostaler Ausrichtung).