In Korfu feiern Orthodoxe und Katholiken Ostern seit Jahrhunderten zum selben Datum

Nach der Einführung des Gregorianischen Kalenders erlangten die Inselbewohner von den venezianischen Behörden im Jahr 1588 eine Ausnahmegenehmigung, die über die Jahrhunderte hielt

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Foto: © Jean Housen (Quelle: Wikimedia, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported)

Athen, 08.04.18 (poi) Alle Jahre wieder flammt um das Osterfest die Diskussion über ein gemeinsames Osterdatum für West- und Ostchristen auf. Griechische Websites haben heuer darauf aufmerksam gemacht, dass auf der Insel Korfu, insbesondere in der gleichnamigen Inselhauptstadt, Katholiken und Orthodoxe seit 1588 (zum östlichen Datum) gemeinsam Ostern feiern. Auf der Insel – der größten der Ionischen Inseln – gilt das gemeinsame Osterdatum als Ausdruck der „brüderlichen Liebe“ zwischen den beiden Gemeinschaften.

Korfu gehörte lange (von 1386 bis 1797) zur Republik Venedig. Als Papst Gregor XIII. im Oktober 1582 den Gregorianischen Kalender einführte, der in allen katholisch dominierten Staaten Gültigkeit erlangte, wurde der orthodoxen Bevölkerung von Korfu das Recht eingeräumt, weiterhin dem Julianischen Kalender zu folgen. Auch die Katholiken von Korfu stellten die gleiche Forderung wie die Orthodoxen; auch sie erhielten das Recht, die Feste weiterhin nach dem Julianischen Kalender zu feiern.

Diesem Zugeständnis der venezianischen Behörden an beide Gemeinschaften waren allerdings Auseinandersetzungen zwischen Orthodoxen und Katholiken vorausgegangen. U.a. soll ein katholischer Mesner zu Tode gekommen sein, weil er – da die Katholiken schon das Osterfest gefeiert hatten – am Freitag der Osterwoche festlich die Glocken läutete, während die Orthodoxen gerade den Karfreitag begingen. Nach Zwischenfällen dieser Art entschlossen sich Orthodoxe und Katholiken „um des Friedens willen“ an die Behörden der „Serenissima“ zu appellieren, dass Korfu und die Ionischen Inseln von der Verpflichtung zur Befolgung des neuen Gregorianischen Kalenders ausgenommen werden sollten.

Diese Regelung hielt seit 1588 über die Jahrhunderte hinweg. Auch heute bringt der orthodoxe Metropolit, wenn das „Heilige Licht“ aus Jerusalem über Athen in der Inselhauptstadt eintrifft, das Licht zuerst in den Duomo (die katholische Kathedrale), wo die Auferstehungsfeier so angesetzt ist, dass sie um 23 Uhr endet, damit die Katholiken Gelegenheit haben, auch an der mitternächtlichen orthodoxen Liturgie auf der Spianada (dem größten Platz der Balkanhalbinsel) teilzunehmen.