Kardinal Parolin betont Übereinstimmungen zwischen Israel und dem Heiligen Stuhl

Kardinal-Staatssekretär hielt bei Festkonzert aus Anlass des 25-jährigen Bestehen der diplomatischen Beziehungen in der römischen Hauptsynagoge am Tiber-Ufer die Festansprache

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Foto: © Pufui Pc Pifpef I (Quelle: Wikimedia; Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported)

Vatikanstadt-Jerusalem, 14.06.19 (poi) Der Heilige Stuhl hat Israel zur Wahrung der gleichen Rechte für alle Bürger des Landes ermuntert. Bei einer Feier zum 25-jährigen Bestehen der diplomatischen Beziehungen würdigte Kardinal-Staatssekretär Pietro Parolin in Rom zugleich die Zusicherung Israels, der katholischen Kirche die Ausübung ihrer Mission zu ermöglichen. Darunter seien insbesondere die Aktivitäten der katholischen Bildungseinrichtungen zu nennen, die durch „die Erziehung zu fundamentalen Werten, zum Dialog und zum gegenseitigen Respekt den Aufbau einer gerechteren und friedlicheren Gesellschaft“ fördern, so Parolin in seiner Ansprache. Die Religionsfreiheit, die Kultus- und Gewissensfreiheit stellten unerlässliche Voraussetzungen für den Schutz der Würde des Menschen dar, betonte der Kardinal-Staatssekretär und unterstrich neuerlich die Verurteilung aller Formen des Antisemitismus durch den Heiligen Stuhl. Es müsse alles getan werden, um jegliche Form religiöser Intoleranz zu bekämpfen und das „gegenseitige Verständnis im Respekt vor der Menschenwürde“ zu vertiefen.

In diesem Zusammenhang mahnte der Kardinal ein friedvolles Zusammenleben der Religionen ein und erinnerte an „den einzigartigen Charakter des Heiligen Landes, so reich an Geschichte und Glaube und ins Herz der Gläubigen eingeschrieben, seien diese Juden, Christen oder Muslime“. Insbesondere Jerusalem, „die Friedensstadt“, stelle das „gemeinsame Erbe aller Gläubigen der drei großen monotheistischen Weltreligionen und der ganzen Welt“ dar, betonte Parolin und gab der Hoffnung Ausdruck, dass die Heilige Stadt Ort der Versöhnung und Begegnung unter den verschiedenen Religionen sein möge, „ein Symbol des Respekts und des Miteinanders, der Kohabitation“. Für den Papst und den Heiligen Stuhl bedeute der Friedensprozess im Heiligen Land ein besonderes Herzensanliegen.

Man hoffe, dass Israel „stolz die Lebensfähigkeit seiner Demokratie unter Beweis stellen kann, die gleiche Rechte und Chancengleichheit für alle zum Aufbau einer Zukunft in Frieden und Harmonie garantiert“, so Parolin bei der Veranstaltung am Donnerstagabend. Der Kardinal betonte die Hoffnung, dass der vom Gedanken der fruchtbaren Zusammenarbeit getragene Geist des Grundlagenvertrags zwischen Israel und dem Heiligen Stuhl immer weiterwirken möge. Er erinnerte an die Besuche der Päpste in Israel und die Visiten israelischer Politiker im Vatikan. In besonderer Weise erinnerte er dabei an das Friedensgebet mit dem damaligen israelischen Präsidenten Shimon Peres und dem palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas in den vatikanischen Gärten vor fünf Jahren.

Die noch offenen juridischen und wirtschaftlichen Fragen zwischen dem Heiligen Stuhl und Israel könnten hoffentlich bald geklärt werden, sagte Parolin unter Verweis auf den „langen und delikaten Verhandlungsprozess“. Es geht dabei u.a. um die bislang geltende Befreiung von der Kommunalsteuer für katholische Schulen, Krankenhäuser, Altersheime und Gästehäuser in Israel. Nach Darstellung der katholischen Kirche wäre deren Existenz ohne eine solche Erleichterung gefährdet. Eine rasche Einigung in dieser Frage war bereits im Grundlagenvertrag von Ende 1993 vorgesehen. Mit dem Austausch von Botschaftern am 15. Juni 1994 hatten Israel und der Heilige Stuhl dann volle diplomatische Beziehungen aufgenommen.

Der 25. Jahrestag der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen wurde mit einem Konzert jüdischer Sakralmusik im Tempio Maggiore am Tiber-Ufer begangen; die israelische Botschaft beim Heiligen Stuhl hatte zu diesem Konzert in die römische Hauptsynagoge eingeladen. Die auch als Bauwerk eindrucksvolle Hauptsynagoge war Ort der Begegnung zwischen der jüdischen Gemeinschaft Roms – der ältesten in Europa – und den Päpsten Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Franziskus.  Nun hielt Kardinal Parolin dort vor dem Konzert die Festansprache aus Anlass des „Silberjubiläums“ der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und dem Heiligen Stuhl.