
Pristina, 10.06.19 (poi) Kardinal-Staatssekretär Pietro Parolin ist am Pfingstsonntag auf Einladung des örtlichen Diözesanbischofs Dode Gjergji zu einem Kurzbesuch im Kosovo eingetroffen. Der Kardinal zelebrierte am Pfingstsonntag in der neuerbauten Mutter-Teresa-Kathedrale das Pfingsthochamt. Anschließend fand im „BogdaniPolis“-Kulturzentrum, das zum Baukomplex der Kathedrale gehört, die offizielle Begegnung mit den höchsten Repräsentanten der katholischen Kirche im Kosovo statt. Am Nachmittag fuhr Parolin nach Prizren, wo er die Marienkathedrale nach umfangreicher Restaurierung neu weihte.
Am Pfingstmontag waren Begegnungen mit der kosovarischen Politik vorgesehen. Parolin traf zunächst mit Präsident Hashim Thaci zusammen (der den Kardinal-Staatssekretär bereits zwei Mal im Vatikan aufgesucht hat), anschließend mit Ministerpräsident Ramush Haradinaj. Zum Abschluß seines Kurzbesuchs traf der Kardinal-Staatssekretär mit Vertretern des Klerus, der Ordensleute, der Katechisten und der Laienaktivisten der Diözese Prizren-Pristina zusammen.
„Vatican News“ betonte den pastoralen Charakter des Besuchs von Kardinal Parolin im Kosovo. Es handle sich um ein „Zeichen der Ermutigung“ des Heiligen Stuhls für die katholische Gemeinschaft im Kosovo. Die katholische Gemeinschaft im Kosovo habe tiefe historische Wurzeln und wolle auch weiterhin ihren Beitrag zur Verständigung zwischen Völkern und Religionsgemeinschaften leisten.
Bei seiner Pfingstpredigt in der Mutter-Teresa-Kathedrale in Pristina erinnerte Parolin an die Überzeugung von Mutter Teresa, dass das Gefühl, nicht geliebt, nicht erwünscht, verachtet zu sein, eine der schlimmsten Formen der Armut sei. Diese Form der Armut treffe auch Wohlhabende, die innere Leere verspüren, weil sie den Sinn und die Ausrichtung des Lebens verloren haben oder weil sie wegen der Einsamkeit, dem Gefühl des Vergessenseins oder dem Eindruck, von niemand gebraucht zu werden, verzweifelt sind.
Die Diözese Prizren-Pristina entstand erst im Vorjahr, als die Apostolische Administration Prizren zur Diözese erhoben worden. Die Apostolische Administratur war im Jahr 2000 aus der politisch bedingten Teilung der Diözese Skopje-Prizren entstanden. Zum Bischof der neuen Diözese ernannte Papst Franziskus den kosovarischen Priester Dode Gjergji. Die Diözesanerhebung erfolgte exakt am 21. Todestag von Mutter Teresa (1910-1997). Die „Mutter der Armen“ hatte im rund 60 Kilometer von Pristina entfernten Wallfahrtsort Letnica ihre Ordensberufung erfahren.
Die Zahl der Katholiken im Kosovo wird mit 60.000 angegeben. Tatsächlich dürfte sie höher liegen. Der Kosovo war eines jener Teilgebiete des Osmanischen Reiches, wo es besonders viele „Krypto-Katholiken“ gab, die sich nach außen als Muslime gaben, im Herzen aber Christen blieben. Besonders zahlreich sind die „Krypto-Katholiken“ in der Region Rugova, der Heimat des ehemaligen Präsidenten des Kosovo, Ibrahim Rugova. Es ist kein Geheimnis, dass er sich kurz vor seinem Tod im Jahr 2006 taufen ließ. Er schenkte Bischof Doda Gjergji für den Bau der Mutter-Teresa-Kathedrale das Grundstück im Zentrum von Pristina.
Der Heilige Stuhl hat den Kosovo bislang nicht als Staat anerkannt – auch aus Rücksichtnahme auf die serbisch-orthodoxe Kirche, die den Kosovo als ihre Wiege und das „serbische Jerusalem“ betrachtet. Kardinal Parolin hatte im Herbst des Vorjahres bei einem Besuch in Belgrad für Dialog geworben, um eine von allen Parteien unterstützte „wirkliche Kompromisslösung“ für den Kosovo zu finden.