Kirchen rufen zur Hilfe für die Flutopfer in Kerala auf

Papst Franziskus, Weltkirchenrats-Generalsekretär Fykse Tveit, der syrisch-orthodoxe Patriarch und die beiden Katholikoi der antiochenischen Tradition in dem südindischen Bundesstaat laden zu Gebet, Fasten und Spenden ein

0
739
Foto ©: Thejas Panarkandy (Quelle: Wikimedia, Lizenz: Creative Commons Attribution 2.0 Generic)

Trivandrum-Vatikanstadt-Genf, 18.08.18 (poi)  Eine der Kernlandschaften des Ostchristentums, der stark christlich geprägte südindische Bundesstaat Kerala, wird von einer Hochwasserkatastrophe betroffen, die als die schwerste seit 1924 gilt. Die Zahl der Todesopfer wird mit mindestens 300 beziffert, 200.000 Menschen sind obdachlos geworden, Straßen und Bahnlinien sind vielfach unterbrochen, das Stromnetz ist zusammengebrochen, die Monsun-Regenmenge liegt 40 Prozent über dem Jahresdurchschnitt. Papst Franziskus hat am Sonntag zur Solidarität mit den Menschen Keralas aufgerufen, „wo es Verluste an Menschenleben, zahlreiche Vermisste und aus ihren Heimstätten Vertriebene, Überschwemmungen und Erdrutsche, ungeheure Schäden an Häusern und landwirtschaftlich genutzten Flächen“ gibt. Die konkrete Unterstützung der internationalen Gemeinschaft für diese Notleidenden dürfe nicht auf sich warten lassen. „Ich stehe an der Seite der Kirche in Kerala, die an vorderster Linie  der Bevölkerung hilft“, sagte der Papst wörtlich. Zugleich bat er um das Gebet für die von der Katastrophe Betroffenen.

Die Solidarität für die Flutopfer überschreite alle konfessionellen, politischen und Klassengrenzen, betonte der Generalsekretär der indischen katholischen Bischofskonferenz, Bischof Teodoro Mascarenhas. Die indische Caritas habe ein umfangreiches Hilfsprogramm entwickelt und verteile Nahrungsmittel, Kleidung und Medikamente. Kirchliche Schulen und andere kirchliche Institutionen hätten ihre Tore für die obdachlos Gewordenen geöffnet. Bischof Mascarenhas würdigte zugleich die „rasche und effiziente“ Hilfstätigkeit der Behörden auf der Ebene des Bundesstaates Kerala und der Union. Er plädierte aber auch dafür, die Ursachen der Flutkatastrophe genau zu analysieren, um ökologische Fehlentwicklungen zu korrigieren. Die zerstörerische Naturgewalt sei oft die Konsequenz menschlicher Fehler.

Auch der Generalsekretär des Weltkirchenrats, Pfarrer Olav Fykse Tveit, rief zum Gebet für die Betroffenen der Flutkatastrophe in Kerala auf. Die örtlichen Kirchen leisteten Großartiges bei der Hilfe für entlegene Ortschaften, die durch die Unterbrechung der Straßenverbindungen von der Umwelt abgeschnitten seien. Er verwies auf Berichte von Mitgliedskirchen in Kerala – so der „Church of South India“ -, wonach auch Kirchengebäude und kirchliche Einrichtungen durch die Katastrophe schwer betroffen sind.

Eine eindringliche Solidaritätsbotschaft veröffentlichte der syrisch-orthodoxe Patriarch von Antiochien, Ignatius Aphrem II. Er betonte seine Solidarität mit den Betroffenen der Flutkatastrophe, insbesondere mit den Familien der Todesopfer. Der Patriarch würdigte die gute Zusammenarbeit der Behörden von Kerala mit kirchlichen Institutionen und humanitären Organisationen bei der Hilfe. In seinem Gebetsappell zitierte der Patriarch das Buch „Deuteronomium“ aus dem Ersten Testament (33; 26-27): „Keiner ist wie der Gott Israels, der in den Himmel steigt, um dir zu helfen“.

Angesichts der dramatischen Situation ist es auch zu einem bemerkenswerten gemeinsamen kirchlichen Appell gekommen. Der mit dem syrisch-orthodoxen Patriarchen in voller Kirchengemeinschaft stehende südindische Katholikos Mor Basilios Thomas I. und das Oberhaupt der unabhängigen malankarisch-orthodoxen Kirche, Mor Basilios Thomas Paulos II., haben gemeinsam zu Gebet, Fasten und Spenden für die Flutopfer aufgerufen. Das Verhältnis der beiden Kirchen ist sonst oft von starken Spannungen geprägt.

Das Christentum in Kerala geht auf den Apostel Thomas zurück. Seit dem 17. Jahrhundert ist ein großer Teil der Christen Keralas mit der Tradition von Antiochien verbunden.