Koptisch-orthodoxer Papst-Patriarch Tawadros II. liebt Graz

Weihe der dritten koptischen Kirche in der steirischen Landeshauptstadt – Bischof Krautwaschl „dankbar, dass die Kopten ihren Glauben, ihre Lebenserfahrungen, ihre Talente und Begabungen aktiv und dialogbereit in das große Miteinander der Steiermark einbringen“

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Foto: © Gerald Senarclens de Grancy (Quelle: Wikimedia; Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported)

Graz-Rom, 13.07.18 (poi) Zu einem Fest der Verbundenheit zwischen koptisch-orthodoxer und römisch-katholischer Kirche wurde am 12. Juli die Weihe der dritten koptischen Kirche in Graz durch Papst-Patriarch Tawadros II. Die Weihe erfolgte am Festtag der Heiligen Petrus und Paulus (Patrone der Kirche von Rom) nach koptischem Kalender. Tawadros II. unterstrich bei dem mehrstündigen Weihegottesdienst, an dem mit dem Grazer katholischen Bischof Wilhelm Krautwaschl Repräsentanten des öffentlichen Lebens der Steiermark (u.a. der VP-Nationalratsabgeordnete Prof. Josef Smolle), der scheidende „Pro Oriente“-Präsident Johann Marte und der Vorsitzende der Grazer „Pro Oriente“-Sektion, Peter Piffl-Percevic, teilnahmen, seine besondere Liebe zu Graz, wo sich die koptische Gemeinschaft besonders gut integriert hat. Bischof Krautwaschl betonte in seinen Grußworten, die Weihe der neuen koptischen Kirche – einer ehemaligen Fabrik, die zu einem eindrucksvollen Gotteshaus umgebaut wurde – gehöre für ihn zu den „großen geistlichen Geschenken“ anlässlich des 800-jährigen Bestehens der katholischen Diözese Graz-Seckau. Mit Freude sei festzustellen, dass die Freundschaft zwischen koptisch-orthodoxer und römisch-katholischer Kirche weiter wachse, so der steirische Bischof, der an den ersten Auslandsbesuch von Tawadros II. bei Papst Franziskus erinnerte. Damals hätten Franziskus und Tawadros vereinbart, jeden Tag füreinander zu beten und jedes Jahr den 10. Mai als Fest der Freundschaft zwischen den beiden Kirchen zu begehen. Diesem Beispiel solle auch in der Steiermark gefolgt werden.

Bischof Krautwaschl würdigte die ökumenische Gesinnung des koptisch-orthodoxen Papst-Patriarchen, zu der auch das Bemühen um die gegenseitige Anerkennung der Taufe zwischen koptisch-orthodoxer und römisch-katholischer Kirche gehöre. Dies sei ein Zeichen für die wachsende Einheit zwischen den christlichen Kirchen, die „im Glauben an Christus durch den Heiligen Geist zusammengeführt werden“. Er freue sich über die koptischen Christen in der Steiermark, betonte Krautwaschl. Er hoffe, dass sie gerne „hier wohnen, leben und arbeiten“. Und er sei dankbar, dass sie „ihren Glauben, ihre Lebenserfahrungen, ihre Talente und Begabungen aktiv und dialogbereit in das große Miteinander der Steiermark“ einbringen. Die Katholiken in der Steiermark wüssten aber auch um die „Sorgen und Nöte“ der Christen in Ägypten und im ganzen Nahen Osten: „Wir erbitten für sie von ganzem Herzen Freiheit und Frieden. Ihre Gebete sind unsere Gebete“.

„Pro Oriente“-Präsident Marte unterstrich seinerseits, wie eindrucksvoll das Glaubensfest der koptischen Christen bei der Weihe der neuen Kirche gewesen sei: „Ein fröhliches Fest, bei dem zum Ausdruck gekommen ist, wie gut sich die koptische Gemeinschaft in Graz in der Steiermark integriert hat“.

Tawadros II. war am 10. Juli in Begleitung von Bischof Marc von Paris und Bischof Antonio von Mailand nach Österreich gekommen, wo er von Bischof Gabriel herzlich empfangen wurde. Während seines Österreich-Aufenthalts traf der koptisch Papst-Patriarch u.a. mit Kardinal Christoph Schönborn zusammen. Er war bei der Präsentation des neuerschienenen Buches von Adolf Baier über das Schloss Obersiebenbrunn anwesend (das barocke Schloss im Marchfeld wurde 1726 vom römischen Kaiser Karl VI. an Prinz Eugen geschenkt, später war es in kirchlichem Besitz und wurde 2001 von der koptischen Kirche erworben, die dort ein Kloster und den Sitz des koptischen Bischofs von Wien einrichtete). Am Freitag war der Patriarch beim Empfang der ägyptischen Botschaft zum 66. Jahrestag der Revolution von 1952 präsent. Beim jüngsten Wien-Besuch des ägyptischen Außenministers Sameh Shoukry hatte Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka eine Woche zuvor die Gründung einer österreichisch-ägyptischen Freundschaftsgruppe von Nationalratsabgeordneten angekündigt.

 

Messe in San Paolo fuori le Mura

In Italien hatte der koptisch-orthodoxe Papst-Patriarch am 7. Juli in Bari an dem von Papst Franziskus einberufenen Friedensgebet für den Nahen Osten teilgenommen. Am 8. Juli zelebrierte der Papst-Patriarch in der Basilika San Paolo fuori le Mura einen festlichen koptischen Gottesdienst, bei dem zahlreiche koptische Immigranten, die in Italien leben, anwesend waren. In seiner Predigt unterstrich Tawadros II. sowohl die engen Beziehungen zwischen koptisch-orthodoxer und römisch-katholischer Kirche als auch zwischen Ägypten und Italien.

Am selben Tag traf Tawadros II. mit dem neuen italienischen Außenminister Enzo Moavero Milanesi zusammen, der die besondere Rolle des Papst-Patriarchen als „Verkünder der Botschaft von Toleranz und Nächstenliebe“ hervorhob. Die Farnesina (das italienische Außenministerium) verfolge die Entwicklungen im Nahen Osten genau; umso größer sei die Unterstützung für Ägypten auf politischer und wirtschaftlicher Ebene. Am 9. Juli wurde der koptische Patriarch vom italienischen Staatspräsidenten Sergio Mattarella im Quirinal empfangen. Mattarella würdigte den Einsatz des koptisch-orthodoxen Patriarchats und der islamischen Al Azhar-Universität bei der Überwindung von Extremismus und Fundamentalismus.