Koptische Kirche gegen Todesurteile für die Mörder von Bischof Epiphanios

Bischof bezeichnete die Urteile als „Katastrophe“ – Bischof Epiphanios war einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der koptisch-orthodoxen Kirche

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Foto: © Berthold Werner (Quelle: Wikimedia; Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported)

Kairo, 27.02.19 (poi) Im Prozess um den Aufsehen erregenden Mord an dem Abt des ägyptischen St. Makarios-Klosters, Bischof Anba Epiphanios, wurden vom Strafgericht in Damanhur gegen zwei Mönche Todesurteile verhängt. In der koptischen Kirche haben die Todesurteile Ablehnung ausgelöst. Bischof Agathon von Maghagha sprach von einer „Katastrophe“, bezeichnete den Tag des Urteilsspruchs als einen „traurigen Tag“ und rief zum Gebet für die beiden Verurteilten auf. Es müsse so bald wie möglich Berufung eingelegt werden, forderte der Bischof.

In der Urteilsbegründung heißt es, dass die beiden Verurteilten „keine Skrupel hatten, ihr Verbrechen an einem heiligen Ort zu begehen, und dabei das Alter und den geistlichen Stand des Opfers nicht im Mindesten in Betracht zogen“. Dies habe den Mitgliedern des Gerichts jede Möglichkeit genommen, mildernde Umstände zu berücksichtigen. Nach Angaben des Ermittlungsleiters, General Khaled Abd-el-Hamid, hatten die beiden Täter bereits zweimal versucht, den Abt-Bischof zu töten. Das Strafgericht von Damanhur legt das Urteil nun dem ägyptischen Großmufti der Republik vor, ohne dessen Zustimmung eine Todesstrafe nicht rechtskräftig ist. Das Datum der endgültigen Entscheidung wurde vom Gericht für den 24. April festgelegt.

Der Mord an dem 64-jährigen Abt-Bischof hatte sich am 29. Juli 2018 ereignet. Aus den Erhebungen der ägyptischen Sicherheits- und Justizbehörden ging hervor, dass es zwischen dem Abt und den beiden Tätern einen Streit gegeben hatte, dem finanzielle Gründe und mehrere Verstöße der Mönche gegen die Ordensregeln zugrunde lagen. Einer der beiden Mönche war im Rahmen eines langen kanonischen Prozesses von der Ordensgemeinschaft ausgeschlossen worden. Während des Gerichtsverfahrens erklärten sich die beiden Angeklagten weiterhin als schuldlos und zogen auch frühere Schuldbekenntnisse zurück, die angeblich durch psychologischen Druck der Ermittler erzwungen worden waren.

Bischof Epiphanios war eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der koptisch-orthodoxen Kirche und spielte auch im ökumenischen Dialog eine große Rolle. Er war 1984 in das bereits im 4. Jahrhundert gegründete berühmte Kloster im Wadi Natrun eingetreten. Die Mönche wählten ihn am 3. Februar 2013 mehrheitlich zu ihrem Abt. Er war ein Schüler des Mönchs Matta el Meskin – einer Schlüsselgestalt der jüngsten Geschichte der koptischen orthodoxen Kirche – und pflegte intensive Beziehungen zu Klostergemeinschaften der katholischen Kirche.